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Microsoft will Internet-Pionier Yahoo! zum Schnäppchenpreis von 45 Milliarden Dollar

Die Online-Aktivitäten von Microsoft stehen seit vielen Jahren unter keinem guten Stern. Das könnte sich mit dem Kauf ändern.

Redmond/New York (dpa) - Der weltgrößte Softwareanbieter Microsoft will für fast 45 Milliarden Dollar den Internet-Konzern Yahoo! kaufen und greift damit frontal den Suchmaschinen-Primus Google an. Die Übernahme wäre eine der bislang größten in der Branche. Die Offerte vom Freitag bietet den Yahoo! Aktionären einen Aufschlag von 62 Prozent auf den letzten Kurs. Microsoft und Yahoo! konnten bisher bei der boomenden Internet-Werbung und im Suchmaschinengeschäft nicht zu Branchenführer Google aufschließen.

Yahoo! kündigte in einer ersten Reaktion lediglich eine rasche und sorgfältige Prüfung der «unaufgeforderten» Offerte an. Das Angebot von 31 Dollar je Aktie bewertet Yahoo! mit 44,6 Milliarden Dollar (29,97 Mrd Euro). Konkurrent Google könne wegen seines Marktanteils von 75 Prozent bei der weltweiten Online-Suche aus Wettbewerbsgründen kein Angebot abgeben, hieß es in einer Microsoft-Telefonkonferenz.

Der Windows-Hersteller und Yahoo! hatten bereits vor gut einem Jahr über eine Zusammenarbeit bis hin zu einer möglichen Fusion gesprochen. Yahoo! gab dem Softwareriesen damals aber letztlich einen Korb. «Wir glauben jetzt mehr denn je an die Vorteile», sagte Microsoft-Chef Steve Ballmer. Mit der offiziellen Offerte setzt er nun den ohnehin mit Problemen kämpfenden Internet-Konzern unter Druck. Yahoo! hatte erst am Dienstag nach einem erneuten Gewinneinbruch den Abbau von rund 1000 Stellen angekündigt.

Zum Handelsstart am Freitag schoss der Yahoo!-Kurs um rund 49,11 Prozent auf 28,60 Dollar in die Höhe. Microsoft-Papiere fielen dagegen um knapp 5 Prozent auf 31,00 Dollar. Aktien von Google standen deutlich unter Druck, nachdem das Unternehmen die Börse am Vorabend auch noch mit den Quartalszahlen enttäuscht hatte.

In den vergangenen zwölf Monaten hatte die Yahoo!-Aktie mehr als ein Viertel ihres Werts verloren. Im vergangenen Sommer war Firmenmitbegründer Jerry Yang an an die Konzernspitze zurückgekehrt und hatte rasche, durchgreifende Veränderungen angekündigt. Kritikern zufolge blieben diese bisher weitgehend aus.

Microsoft betonte, man habe Kontakt zum Yahoo!-Management. Das Angebot erfolgte über einen Brief an den Verwaltungsrat. «Wir haben großen Respekt für Yahoo!», sagte Ballmer. Die Manager von Yahoo! sollen auch nach einer Übernahme weiter eine wichtige Rolle spielen. Durch den Zusammenschluss bekomme der Markt mehr als einen starken Anbieter und eine echte Wahl, sagte er mit Blick auf den Rivalen Google.

Ballmers erklärtes Ziel ist es, Microsoft im boomenden Online- Werbemarkt stärker aufzustellen, der auch von Google dominiert wird. Mit Zukäufen von Online-Werbefirmen hatten sich sowohl Microsoft, als auch Google in der jüngsten Vergangenheit verstärkt. Microsoft- Manager Kevin Johnson sagte, zusammen könnten die Unternehmen eine «kritische Masse» erreichen, um Innovationen durchsetzen zu können. Die kombinierten Entwicklungsteams erhöhten zudem die Schlagkraft.

Für eine erfolgreiche Übernahme müssen die Yahoo!-Aktionäre die Offerte annehmen. Die Aktien des Internet-Portals sind breit gestreut ohne dominierende Großaktionäre. Auch die Wettbewerbshüter müssen grünes Licht geben. Microsoft ist wegen seiner Dominanz im Bereich Software unter strenger Beobachtung der Kartellwächter und lag immer wieder im Streit mit ihnen. Der Konzern mit Sitz in Redmond (US-Bundessaat Washington) will den Kauf im zweiten Halbjahr abschließen.

Die Kosteneinsparungen sollen bei mindestens einer Milliarde Dollar liegen. Yahoo!-Aktionäre sollen zwischen einer Barauszahlung und Microsoft-Aktien wählen können. Insgesamt soll der Kaufpreis je zur Hälfte in bar und in Aktien bezahlt werden.

Konkurrent Google hatte erst am Donnerstagabend einen erneut deutlichen Gewinnanstieg vermeldet. Allerdings fiel er weniger stark aus, als von Analysten erwartet. Google expandiert über die Suchmaschine und das Werbegeschäft hinaus derzeit massiv in neue Bereiche, um seine Einnahmen auf eine breitere Basis zu stellen.