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dpa - Deutsche Presseagentur GmbH

Startups brauchen mehr Rückenwind Von Christine Schultze, dpa

Startups entwickeln sich zur festen Größe in der deutschen

Wirtschaft. Aber für den ganz großen Erfolg reicht es bei vielen

jungen Unternehmen noch nicht.

Startups entwickeln sich zur festen Größe in der deutschen

Wirtschaft. Aber für den ganz großen Erfolg reicht es bei vielen

jungen Unternehmen noch nicht.

Berlin/München (dpa) − Die deutsche Startup-Szene entwächst den

Kinderschuhen. Mehr Gründer setzen ihre Ideen um, das Geld von

Investoren fließt lebhafter und erste Firmen haben sich etabliert.

Doch im internationalen Vergleich hinkt Deutschland noch immer

hinterher. Ein neues Facebook oder Google jedenfalls scheint nicht in

Sicht. Und die Konkurrenz aus China wächst.

Warum sind Startups so wichtig für die deutsche Wirtschaft?

Jung, innovativ und wachstumsträchtig − Startups stehen für die

Zukunft. Viele von ihnen haben digitale Geschäftsmodelle und bilden

damit den Megatrend der Wirtschaft ab. Sie ziehen gut ausgebildete

Fachkräfte an und schaffen Arbeitsplätze: Laut Deutschem Startup

Monitor arbeiten inklusive Gründer im Schnitt knapp 18 Menschen in

einem dieser jungen Unternehmen, in der Startup-Hauptstadt Berlin

sind es einschließlich Gründer sogar knapp 28 Mitarbeiter. „Die

Startups sind nicht mehr aus Wirtschaft, Arbeitsmarkt und

Gesellschaft wegzudenken“, sagt der Chef des Bundesverbands Deutsche

Startups, Florian Nöll. „Sie werden der Mittelstand von morgen und

ich bin sicher, dass sich unter den 6000 Startups in Deutschland

heute schon Weltmarktführer von morgen befinden.“

In welchen Branchen tummeln sich die meisten Startups?

Viel Bewegung gibt es im Online-Handel, bei Lieferdiensten und

Smartphone-Spielen. Aber auch digitale Fitness- und

Gesundheitsanwendungen sowie Bank- und Versicherungsdienstleistungen

gelten als zukunftsträchtige Märkte. Viele Startups machen zudem das

„Teilen“ zur Geschäftsidee − ob es nun um Kleider, Kinderspielzeug,

Lebensmittel oder Wohnraum geht.

Wie schlagen sich prominente Startups?

Das ist je nach Branche und Hintergründen ganz unterschiedlich.

Während sich der Online-Modehändler Zalando über gute Geschäfte freut

und vor Optimismus strotzt, musste der Internet-Finanzierer German

Startups Group im Juli seinen Börsengang absagen − wegen des

„fragilen Kapitalmarktumfelds“, wie es hieß. Ohnehin tun sich die

jungen Unternehmen auf dem Börsenparkett eher schwer, wie auch der

missglückte Start des auf Baby- und Kleinkindprodukte spezialisierten

Internethändlers windeln.de zeigte. Die Zurückhaltung der Anleger hat

aber auch Vorteile, glauben Experten. Eine Blase wie zu Zeiten des

Neuen Marktes sei derzeit in Deutschland nicht in Sicht.

Wo hakt es am meisten?

Beim Umfeld für Unternehmensgründungen gilt Deutschland international

allenfalls als Mittelmaß. Die Gründe sind vielfältig: Bürokratie und

steuerliche Hürden machen jungen Firmen zu schaffen und im

Bildungssystem fehlt die Vermittlung von Unternehmergeist, wie nicht

nur der Deutsche Industrie- und Handelskammertag beklagt. Weil es am

Arbeitsmarkt gut läuft und vor allem qualifizierte Nachwuchskräfte

gesucht sind, besteht wenig Druck, den oft anstrengenden Weg in die

Selbstständigkeit zu gehen. Wer dabei auf die Nase fällt, dem haftet

zudem schnell der Makel des Scheiterns an. Hinzu kommt eine Skepsis

vor technologischen Neuerungen, die auch wegen potenzieller

Sicherheits- und Datenschutzrisiken oft kritisch beäugt werden.

Wie will die Politik Abhilfe schaffen?

Junge Firmen sollen nach Plänen der Bundesregierung besser an

Wagniskapital herankommen. Dazu sollen Investoren bei einem Einstieg

in Startups stärker gefördert werden. Erst in der vergangenen Woche

verabschiedete das Kabinett ein entsprechendes Eckpunktepapier mit

dem Titel „Deutschland braucht eine neue Gründerzeit“. Der Zuschuss

für Wagniskapital-Investitionen in junge innovative Unternehmen soll

demnach ab 2016 verdoppelt werden. Außerdem soll der Bonus künftig an

mehr Geldgeber gezahlt werden können. Das Echo auf die Pläne fällt in

der Szene bisher verhalten aus. Unter dem Strich würden die

Rahmenbedingungen für junge Unternehmen zwar nicht verschlechtert,

„aber leider auch nicht signifikant verbessert“, schrieb Verbandschef

Nöll in einem Gastbeitrag für das Internetportal

www.deutsche-startups.de.