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Teurer als "SZ", "Welt" und Co.: „FAZ“ erhöht Abopreis um zehn Prozent

So schnell wie möglich möchte „FAZ“-Geschäftsführer Thomas Lindner mit dem Traditionsblatt wieder Geld verdienen. 200 Arbeitsplätze verschwinden bis Ende 2017; der Preis für das Abonnement steigt schon am 1. Oktober 2014 um über zehn Prozent. Von Bülend Ürük.

Berlin - Wie der Verlag am Samstag auf der Titelseite der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" mitteilte, steigt der Preis für das „FAZ“-Abonnement auf 54,90 Euro (bislang: 49,90 Euro), für FAZ und „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ zahlen Abonnenten zukünftig 61,90 Euro (bislang: 56,90 Euro). Erst Anfang dieses Jahres hatte der Verlag den Preis für die Tageszeitung erhöht.

Bereits bei der spontan, nur einen Tag zuvor angekündigten Versammlung der Frankfurter Mitarbeiter am Dienstag vergangener Woche hatte FAZ-Geschäftsführer Lindner deutlich gemacht, dass steigende Vertriebserlöse für die Wirtschaftlichkeit des Blattes entscheidend seien.

 

FAZ erhöht Abo-Preis um 10 Prozent http://t.co/LPDwwQKPkz

— Ines Pohl (@inespohl) 22. September 2014

Laut mehrerer Teilnehmer der Versammlung, mit denen Newsroom.de einzeln Kontakt aufnahm, verkündete Lindner seine Strategie gegenüber der versammelten Frankfurter Belegschaft so: „Wir werden den Abopreis innerhalb der nächsten fünf bis sieben Jahre auf über 1000 Euro erhöhen und den des Digitalabos auf mindestens 500 Euro."

Eine FAZ-Sprecherin betonte gegenüber Newsroom.de dagegen, dass die „Aussage von Herrn Lindner bei der Mitarbeiterversammlung lautete, dass die FAZ so gut sein und bleiben muss, dass wir irgendwann für das Jahresabonnement 1000 Euro verlangen könnten und für das digitale 500 Euro. Das war ein Bild, um zu demonstrieren, wie wichtig die Qualität der Zeitung ist, keine Preisstrategie.“

Gegenüber Newsroom.de hatte Oliver Roll, Professor für Preismanagement an der Hochschule Osnabrück, schon frühzeitig betont, dass „in Zeiten knapper Margen kein Verlagsleiter darauf verzichten sollte, auch seine Preise zu optimieren“. Prof. Oliver Roll damals im Newsroom.de-Interview: „Der Preis ist zwar wichtig, aber letztlich steht dem Preis immer eine Leistung gegenüber. Und wenn es gelingt, die Leistung optimal auf die Bedürfnisse der Kunden zuzuschneiden, sind auch Premiumpreise möglich. Dies ist ein Phänomen, das man ja auch in anderen Branchen wieder findet. Nur weil ein Opel günstiger ist als ein BMW heißt das ja nicht, dass Opel die Marke mit den meisten Zulassungen wäre.“

„Ich halte Preiserhöhungen für absolut sinnvoll“, sagt der Journalist Bernd Ziesemer. Gegenüber Newsroom.de erklärte der frühere „Handelsblatt“-Chefredakteur und Geschäftsführer der CP-Sparte bei Hoffmann und Campe am Wochenende: „Die Qualitätsmedien entwickeln sich mittelfristig sowieso zu Luxusprodukten, sie sind daher eher noch zu billig. Man sollte den Fetisch Auflage begraben und nach einem neuen Equilibrium zwischen Preis und Leserzahl suchen, das ökonomisch mehr Sinn macht.“

Hintergrund: Preise der überregionalen Tageszeitungen

Abonnenten zahlen für die „FAZ“ ab dem 1. Oktober 658,80 Euro im Jahr, inklusive „FAS“ kostet das Abonnement dann 742,80 Euro. Zum Vergleich: Aktuell kostet das Abo der „Süddeutschen Zeitung“ 652,80 Euro, „Die Welt“ und „Welt am Sonntag“ gibt es gemeinsam für 586,80 Euro, das „Neue Deutschland“ für  420 Euro (Normalpreis) bzw. 600 Euro (Soli-Preis), die „taz“ für 310,80, 502,80 bzw. 598,80 Euro (Ermäßigter, Regulärer und Politischer Preis); für das „Handelsblatt“ zahlen Abonnenten 598,80 Euro im Jahr, die „Frankfurter Rundschau“ gibt es dagegen bereits für 478,80 Euro. Absoluter Preis-Spitzenreiter ist übrigens eine Wirtschaftszeitung. Stolze 1339,80 Euro beträgt der Preis des Jahres-Abonnements der "Börsen-Zeitung", die von Dienstag bis Samstag erscheint.

Weiterhin heftig werben die Verlage übrigens um Neu-Abonnenten; so gab es noch bis zum 7. September von der Verlagsgruppe Handelsblatt für jeden empfohlenen, neuen "Handelsblatt"-Leser eine Bar-Prämie in Höhe von 325 Euro.

 

Ich finde den Zeitpunkt auch genau richtig um den ABO-Preis der FAZ anzuheben. http://t.co/KLucw8gijc

— Marco Ripanti (@ripanti) 22. September 2014

Hintergrund: Veränderungen im "FAZ"-Verlag

Im "FAZ"-Verlag sollen in den kommenden zwei bis drei Jahren voraussichtlich 160 Stellen abgebaut werden, in der Redaktion werden bis zu 40 weitere Stellen wegfallen. Damit will das Unternehmen bis 2017 jährlich mehr als 20 Millionen Euro einsparen. Die Mitarbeiter in Frankfurt hatte die Verlagsleitung am vergangenen Dienstagmorgen über die Pläne informiert. Die FAZ GmbH beschäftigt nach eigenen Angaben aktuell 900 Mitarbeiter, darunter 400 Mitarbeiter in der Redaktion.

Nach Newsroom.de-Informationen beträgt der aktuelle operative Verlust im Hause FAZ derzeit fast eine Millionen Euro pro Monat - 2012 hatte der Verlust noch 4,3 Millionen Euro betragen, 2013 betrug der Fehlbetrag 8,2 Millionen Euro.

Die Erstausgabe der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erschien bereits am 1. November 1949. Die Redaktion sieht sich als direkte Nachfolgerin der "Frankfurter Zeitung". Einen Chefredakteur hat die FAZ, die zu 93,7 Prozent der FAZIT-Stiftung gehört, nicht; diese Aufgabe übernehmen die Herausgeber Werner D’Inka, Berthold Kohler, Günther Nonnenmacher und Holger Steltzner. Die verkaufte Auflage der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" beträgt 306.779 Exemplare (IVW 2/2014), die verkaufte Auflage der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" beträgt 319.298 verkaufte Exemplare (IVW 2/2014).

Bülend Ürük

Sie wissen mehr? Schreiben Sie mir persönlich an chefredaktion@newsroom.de. Vertraulichkeit ist garantiert.

Hinweis: Bei der Tageszeitung "Neues Deutschland" wurde noch der Normalpreis aufgenommen, bei der "taz" der ermäßigte und reguläre Preis für das Abonnement. Laut "taz-Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch beträgt das Verhältnis zwischen den Preisgruppen aktuell 24,9% (ermäßigt), 51% (regulär) und 24% (politisch). Das Abomodell gibt es seit 1993 unter dem Namen "taz"-Solidarpakt. Zudem wurde die "Börsen-Zeitung" in der Übersicht aufgenommen. B.Ü.