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Umzug von "Bild" nach Berlin würde keine Arbeitsplätze kosten

Die Bedeutung Berlins als Medienstandort würde damit noch größer.

Berlin/Hamburg (ddp-nrd). Die «Bild»-Zeitung, Deutschlands größte Tageszeitung aus dem Verlag Axel Springer, will von Hamburg nach Berlin umziehen. «Bild»-Chefredakteur Kai Diekmann sagte in einem Interview, der Umzug sei ein Wunsch der Redaktion. Jetzt müsse zunächst der Verlag entscheiden, ob er bereit sei, eine Menge Geld dafür auszugeben. Er gehe davon aus, dass bis zu 700 Mitarbeiter betroffen sein könnten. Nach Angaben von Springer-Sprecherin Edda Fels würde der Umzug auch die «Bild am Sonntag» umfassen, andere Titel des Verlages in Hamburg aber nicht. Die Gewerkschaft ver.di bezeichnete den Plan als einen «Schlag gegen den Medienstandort Hamburg».

Der Sprecher des Hamburger Senats, Lutz Mohaupt, betonte, es gebe Gespräche. Das Interview habe deshalb in der Hansestadt nicht überrascht. Der Senat hoffe, »dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Aber der Konzern ist Herr seiner Entscheidung«.

Fels sagte am Mittwoch in Berlin, der Wunsch der Redaktion werde jetzt vom Vorstand geprüft. So müsse zum Beispiel geschaut werden, ob ein Umzug wirtschaftlich vertretbar sei. Sie gehe davon aus, dass die Prüfung die nächsten zwei, drei Wochen in Anspruch nehmen werde und danach eine Entscheidung falle.

Diekmann betonte, Vorstandschef Mathias Döpfner sei «nicht wirklich entsetzt» gewesen, «als wir ihm den Wunsch der Redaktion, nach Berlin zu ziehen, übermittelt haben». Der Chefredakteur kündigte zugleich an, dass er gerne am 3. Oktober - dem Tag der Deutschen Einheit - die erste «Bild»-Ausgabe vollständig von Berlin aus produzieren würde.

Als Grund für den Umzug nannte Diekmann die Bedeutung von Berlin als Nachrichten-Hauptstadt. Es sei wichtig, «dass wir dort sind, wo die Nachrichten entstehen». Berlin sei eine der wichtigsten Städte der Welt und der Mittelpunkt Europas. «Berlin ist das politische, ist das kulturelle, ist das Lifestyle-Zentrum von Deutschland«, sagte er. Schon jetzt gebe es eine große Parlamentsredaktion in Berlin, ebenso eine große Lokalredaktion. In Hamburg, wo «Bild» 55 Jahre lang «sehr erfolgreich» gemacht worden sei, werde eine große Lokalredaktion mit rund 60 Mitarbeitern bleiben.

Laut Fels wäre mit dem Umzug kein Arbeitsplatzabbau verbunden. Die Überlegungen hätten nichts mit Restrukturierung oder Rationalisierung zu tun, sondern mit einer «journalistisch zukunftsgerichteten» Standortentscheidung. Neuer Arbeitsort wäre das Axel-Springer-Haus in Berlin.

Der Hamburger ver.di-Landesbezirksleiter Wolfgang Rose sagte, die Ankündigung von Diekmann, «700 Arbeitsplätze in Hamburg abzubauen», führe zu einem «weiteren Ausbluten des hiesigen Mediensektors». Alle Erfahrungen zeigten, «dass bei derartigen Operationen Arbeitsplätze nicht nur verlagert, sondern auch vernichtet werden». Für die Landesvorsitzendes des Deutschen Journalistenverbandes Marina Friedt ist «nicht nachvollziehbar, warum die Zeitung nach 55 erfolgreichen Jahren in der Hansestadt nun nach Berlin wechseln soll.

Der Berliner Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei.PDS) begrüßte dagegen die Pläne. Die Bedeutung Berlins als Medienstandort würde noch größer, und außerdem täten Hunderte Arbeitsplätze der Stadt gut.

In Berlin entstehen unter anderem die Springer-Zeitungen «Welt» und «Welt am Sonntag». Der Verlag hatte im November 2006 einen Newsroom für die Zeitungen sowie das Onlineangebot der «Welt»- und «Morgenpost»-Gruppe eingeweiht. In der Gemeinschaftsredaktion in Berlin werden die Inhalte für die Zeitungen «Berliner Morgenpost», «Welt», «Welt am Sonntag» und «Welt kompakt» sowie für die Online-Auftritte von «Welt» und «Berliner Morgenpost» gebündelt.