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Vor sieben Jahren gingen bei Agfa die Lichter aus

Der Siegeszug der Digitalfotografie hat die traditionsreichen Foto-Spezialisten herausgefordert. Kodak hat nun Insolvenz angemeldet. Agfa ging schon vor Jahren pleite. Der japanische Rivale Fujifilm dagegen steuerte rechtzeitig um.

 

Köln (dpa) - Es war Ende 2005, als beim Traditionsunternehmen Agfa in Leverkusen die Lichter ausgingen. Nach rund 140 Jahren meldete einer der Fotopioniere Insolvenz an. Mehr als 1000 Menschen verloren ihre Arbeit. Agfa war unter anderem durch den Boom der Digitalfotografie in Bedrängnis geraten, ähnlich wie seine damaligen Konkurrenten Fujifilm und Kodak. Jahre später hat nun Kodak am Donnerstag in den USA Insolvenz beantragt, will unter dem Schutz vor Forderungen der Gläubiger aber noch die Sanierung schaffen.

Die frühere Bayer-Tochter Agfa hatte sich 1952 mit den belgischen Gevaert Photo-Producten zusammengeschlossen. Als mit dem Einzug der Digitalfotografie der Markt für Kleinbildfilme schrumpfte, verkaufte Agfa-Gevaert den Fotobereich 2004 an eine Investorengruppe. Damit kehrte die Stammsparte Foto zurück nach Leverkusen. Doch das Dasein als eigenständiges Unternehmen endete rasch: Nur ein halbes Jahr später meldete die AgfaPhoto GmbH wegen Zahlungsunfähigkeit Insolvenz an.

"Unser Fotogeschäft war schon länger defizitär", erinnert sich der frühere Agfa-Sprecher Hartmut Hilden. "Als die Digitalfotografie zunahm, konzentrierte sich Agfa auf die Technologie, digitale Fotos auf Papier umzusetzen. Darauf hatte man große Hoffnungen gesetzt." Doch letztlich reichte das nicht, um dem Unternehmen die nötigen Erfolge zu bringen. Hauptgrund für die bald folgende Pleite seien jedoch finanzielle Streitigkeiten zwischen der AgfaPhoto GmbH und Agfa-Gevaert gewesen. Bei späteren Klagen ging es um hohe Millionensummen.

Nicht von der Insolvenz betroffen war die AgfaPhoto Holding. Sie gewann 2007 einen Lizenzstreit um die Nutzungsrechte der weltweit bekannten Marke "AgfaPhoto". So lebt der Name des Fotopioniers, der 1936 den ersten modernen Farbfilm auf den Markt brachte, unverändert weiter. Die Leverkusener Holding mit ihren zehn Mitarbeitern vergibt Lizenzen an Unternehmen, die Produkte wie Digitalkameras, Speichermedien, Monitore oder Druckerpatronen unter dem Namen "AgfaPhoto" herstellen und vertreiben dürfen. Auch die Agfa-Kleinbildfilme in der typischen orangefarbenen Verpackung sind noch zu kaufen.

Ein Gegenbeispiel zu Agfa ist der japanische Konkurrent Fuji, der angesichts des Siegeszugs der Digitalfotografie rechtzeitig andere Geschäftsfelder erschlossen hat. Heute macht der klassische Fotofilm nur noch ein Prozent der Umsätze aus, die Sparte Digitalfotografie kommt auf knapp 15 Prozent. Schwerpunkte liegen dagegen im Bereich Medizin - etwa Röntgentechnologie - und bei Produkten für die Druckindustrie. "Das sind alles Dinge, für die der Film die Grundlage bildete", sagt eine Sprecherin von Fujifilm in Düsseldorf. In den nächsten Monaten will das Unternehmen in Europa sogar eigene Kosmetikprodukte auf den Markt bringen: Das Protein Kollagen sei ein wesentlicher Bestandteil sowohl von Film als auch von menschlicher Haut.