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WAZ trennt sich von Top-Manager

Für Manfred Braun und Christian Nienhaus, die beiden führenden Männer in der Geschäftsführung der WAZ-Mediengruppe, scheint der Erfolg des Unternehmens nur dann möglich zu sein, wenn das Medienhaus komplett frei von Führungskräften ist, die Bodo Hombach gefördert hat. Jüngstes Beispiel - das Essener Unternehmen, das rund 11.000 Mitarbeiter beschäftigt, hat sich vom langjährigen Logistikchef Peter Lange getrennt. Eine entsprechende NEWSROOM-Recherche bestätigte eine Konzernsprecherin.

Essen - Seinen 60. Geburtstag hat Bodo Hombach gerade erst im August gefeiert, mit engen Freunden auf Vancouver Island in Kanada. Auch wenn Hombach mit dem Eigentümerwechsel aus der WAZ-Geschäftsführung ausgeschieden ist, gilt der Mülheimer immer noch als der mächtigste Medienpolitikunternehmer im Westen. Ein Einflüsterer, wie es keinen Zweiten gibt. Auf sein Telefonbuch wäre selbst die "Bild"-Zeitung scharf.

Hombach, der heute als Präsident der Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik an der Universität Bonn tätig ist und auch einen Lehrauftrag an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg angenommen hat, kann nun von außen beobachten, wie sein ehemaliger Co-Geschäftsführer Christian Nienhaus und Manfred Braun, den Hombach nach dessen Entlassung beim Hamburger Bauer-Verlag als WAZ-Zeitschriften-Chef aufgenommen und aufgebaut hat, sich von fähigen Managern trennen, weil sie den falschen Stallgeruch haben, weil sie als Hombach-Getreue gelten.

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Jetzt trifft es mit Peter Lange einen Logistikkenner, der Hombach schon viele Jahre begleitet. Lange war bereits Hombach-Mitarbeiter, als der als Landtagsabgeordneter in Nordrhein-Westfalen offiziell Politik machte. Später war Lange auch Generaldirektor der Stampa-Gruppe in Serbien, bevor er Ende 2008 den Bereich Logistik der WAZ Mediengruppe übernahm und zeitgleich in den Geschäftsleiterkreis, der zweithöchsten WAZ-Managerebene, einstieg.

 

Manchmal schadet zu viel Nähe. Peter Lange hat die WAZ Mediengruppe verlassen. Foto: Archiv

 

Lange wohnt wie Hombach in Mülheim an der Ruhr, die Wege sind kurz, alles funktioniert auf Zuruf zwischen den beiden Vertrauten.

Aber reicht das aus, um auf sein Wissen zu verzichten? Offensichtlich ja, Verfehlungen sind nicht bekannt, allenfalls seine Leidenschaft für Schalke 04 - WAZ-Miteigentümer Stefan Holthoff-Pförtner gilt wie Christian Nienhaus als eingefleischter Dortmund-Fan. Dafür sitzt Lange gemeinsam mit Hombach und dem ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten und Ex-Bundesminister Wolfgang Clement, frührer stellvertretender Chefredakteur der "Westfälischen Rundschau", im Stiftungsbeirat von "Schalke hilft!".

WAZ-Redakteure kommen Montag zusammen

Wenn sich am Montag um 9.30 Uhr die Mitarbeiter der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" ohne die Redakteure der Schwestertitel "Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung", "Westfälische Rundschau" oder "Westfalenpost" im NRZ-Forum zur Mitarbeiterversammlung treffen, soll erstmals auch in großer Runde über die Entwicklungen bei der immer noch größten Regionalzeitung Europas gesprochen werden.

Mit mehr Seiten und mehr Redakteuren im Lokalen soll der Leserschwund endlich durchbrochen werden. Dafür ist eine geordnete Blattstruktur auch auf den Lokalseiten eingeführt worden, auf der Seite 1 werden die "harten" Nachrichten, die Aufregerthemen, platziert, danach kommt die Bürgerseite, der lokale Report, Arbeit und Soziales, auf der Seite 5 Kultur und Unterhaltung, dann Sublokales aus den Stadtteilen, der Blick in die Nachbarstädte und dann die Familienanzeigen.

WAZ-Mehrheitseigentümerin Petra Grotkamp: 170 Millionen Euro Schulden bei Bayerische Landesbank, Deutsche Bank und Unicredit

Viel Geld für Innovationen, für Investitionen bleibt dem Essener Medienkonzern im Moment aber nicht. Während andere Verlage wie die Nachbarn von der Düsseldorfer "Rheinischen Post" mächtig investieren, müssen die Grotkamps erst einmal ihr eigenes Feld bestellen.

Die WAZ-Mediengruppe (Umsatz: 1,1 Milliarden Euro), einst von Erich Brost und Jakob Funke nach dem zweiten Weltkrieg gegründet, wird inzwischen nur noch von den Erben von Jakob Funke geführt. Dabei steht vor allem Mehrheitseigentümerin Petra Grotkamp, eine geborene Funke und verheiratet mit dem langjährigen WAZ-Manager Günther Grotkamp, unter Druck.

Die Banken - Bayerische Landesbank, Deutsche Bank und Unicredit - verlangen, dass Grotkamp, die bei ihnen mit 170 Millionen Euro in der Kreide steht, bis Ende 2012 dafür sorgt, dass sie im Unternehmen nicht nur das Sagen hat, sondern auch dass die WAZ-Anteile fungibel, also verkäuflich sind und damit als Sicherheit für ihren Kredit dienen können.

Bislang kontrolliert Petra Grotkamp nur die 50 Prozent der ehemaligen Brost-Seite. In der FFG Funke Familiengesellschaft hingegen, die über die restlichen Anteile verfügt, kann sie von ihren Mitgesellschaftern - ihrer Schwester Renate Schubries und den Erben ihrer Schwester Gisela Holthoff, hauptsächlich der CDU-Anwalt und Helmut-Kohl-Freund Stefan Holthoff-Pförtner, überstimmt werden.

Um die Gesellschafterverträge zu ändern und die Vinkulierung der WAZ-Anteile zu lockern oder sogar ganz aufzuheben, ist sie von deren Zustimmung abhängig.

Bülend Ürük

Bei der WAZ Mediengruppe passiert unheimlich viel. Sie haben Informationen, Tipps, Themen? Ihre Einschätzungen - natürlich auch vertraulich - bitte per Mail direkt an chefredaktion@newsroom.de.