Vermischtes
Robin Rittinghaus

50 Jahre "studio dumont": Wo der Mensch im Mittelpunkt steht

"Die innige Verbundenheit des Hauses M. DuMont Schauberg und der Zeitung mit der Stadt und ihren Menschen führte zu dem Entschluss, dieses Studio einzurichten", sagte Verleger Kurt Neven DuMont. Das war vor 50 Jahren. Mit einer Ausstellung feiert das Medienhaus DuMont noch bis Ende Oktober sein "studio dumont", das zuerst Hedwig Neven DuMont, seit Mitte der 2000er Jahre Isabella Neven DuMont leitet. Von Robin Rittinghaus.

Mit dem "studio dumont“ schuf Verleger Kurt Neven DuMont einen Ort, der an die Tradition der "Kölnischen Zeitung" erinnern sollte, die in Köln den "Club", eine angesehene Institution, unterhalten hatte. Kurt Neven DuMont schuf mit der Gründung vom "studio dumont" einen Ort, an dem sich Zeitungsmacher und Leser auf gleicher Höhe treffen konnten - eine Sensation zu einer Zeit, als Journalisten nur selten auf ihre Leser hörten.


In den ersten Jahren wurden Vorträge zu Kultur und Zeitgeschichte angeboten, es gab erregte Debatten über die Zukunft des urbanen Wohnens, aber auch über den Wechsel von der Mini- zur Midi-Mode. Noch ehe fast jeder einen Farbfernseher hatte, konnten Fußballübertragungen von der WM in Mexiko im "studio" verfolgt werden. Und Übertragung der Bilder von der ersten Mondlandung wurde im "studio" zum Gemeinschaftsereignis. Autogrammstunden mit Jimi Hendrix, Gilbert Becaud, Juliette Greco, Udo Jürgens oder Ester und Abi Ofarim führten zu einem Riesenandrang und Verkehrsstaus in der damals noch für den Straßenverkehr genutzten Breite Straße. Die ersten Computer fürs Zeitungswesen wurden im "studio" vorgestellt und angesehene Journalisten debattierten über den Mut zur Meinung in den Medien. Die "Novitäten"-Ausstellung mit Buch-Neuerscheinungen zog jeweils tausende Menschen an, wurde zur Tradition und brachte im Anschluss vielen bedürftigen Menschen Lesefreude. Die Bücher wurden an Krankenhäuser, Altenheime, Gefängnisse und soziale Einrichtungen verschenkt.


Im Gespräch mit Peter Pauls, Chefredakteur vom "Kölner Stadt-Anzeiger", blickten jetzt Mutter und Tochter Neven DuMont bei einer Jubiläumsfeier auf die Geschichte vom "studio dumont" zurück. Dabei machten sie deutlich, dass bei all dem Engagement immer der "Mensch im Mittelpunkt" stehe.
Hedwig Neven DuMont brachte mit ihrem Einstieg in die "studio"-Leitung neue Farben ins "studio"-Leben und setzte soziale Schwerpunkte. Sie engagierte sich für Bedürftige und machte deren Schicksale auf eine Weise öffentlich, die für weite Kreise der Bevölkerung das Handeln und Helfen unumgänglich machte. So entstand aus der Ausstellung "Das Leben ist schön und traurig" mit Bildern von Kindern der Städtischen Schule für Kranke und der Uni-Kinder- und Jugendpsychiatrie eine bis heute wirkende Hilfsaktion: "wir helfen".


Mit der Ausstellung machte Hedwig Neven DuMont auf den Bedarf psychisch kranker Kinder und Jugendlicher nicht nur aufmerksam, sondern öffnete Herzen. Leserinnen und Leser des "Kölner Stadt-Anzeiger" spendeten mehr als eine Million Mark. So konnte die "Villa Kunterbunt", ein Therapiehaus an der Jugendpsychiatrie, gebaut werden. Der ersten Spendenaktion für Kinder folgten seit 1993 jährlich immer weitere "wir helfen"-Sammlungen. Flüchtlingskindern, Kindern aus sozialen Brennpunkten oder mit süchtigen Eltern, gewaltbedrohten Mädchen und Jungen und durch Krankheit eingeschränkten jungen Menschen wurde und wird geholfen.


Die Verein "wir helfen" wurde im Oktober 1998 auf Initiative des Ehrenbürgers der Stadt Köln, dem Verleger Alfred Neven DuMont, gegründet. Seitdem haben Leserinnen und Leser des "Kölner Stadt-Anzeiger" der Aktion 23,3 Millionen Euro für Kinder und Jugendliche in der Region anvertraut.
Isabella Neven DuMont übernahm die "studio"-Leitung Mitte der 2000er Jahre. Sie führte die künstlerische, informative und soziale Arbeit fort, brachte aber überdies neue Anreize für junge Gäste. Sie setzte sich mit den Sorgen junger Familien auseinander, holte Veranstaltungen zur Information über Jugendgefährdung durch Drogen, Reizüberflutung durch zu viel elektronischen Medienkonsum oder Gewalt unter Kindern und Jugendlichen ins Haus. Mit kreativen Anreizen bot sie bei Kinderveranstaltungen viel Abwechslung und ließ junge Künstler ihre Träume vom Leben in und mit der Natur vorstellen.


Robin Rittinghaus

 

Unser Tipp: Noch bis zum 30. Oktober steht in Köln die Geschichte vom "studio dumont" im Mittelpunkt. Die Ausstellung ist vom 9. bis zum 30. Oktober (Mo bis Fr 11 bis 17 Uhr) zu sehen; der Eintritt ist frei. studio dumont, Breite Straße 72, 50667 Köln.