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dpa

„Abendblatt“-Chefredakteur lässt in Krimi Journalisten beseitigen

Der G20-Gipfel hat schon einige Schriftsteller zu Romanen inspiriert. Auch Lars Haider lässt seinen ersten Krimi nach dem Gipfel spielen. Eine Auftragsmörderin zieht darin eine blutige Spur durch die Journalistenwelt.

Hamburg (dpa) − Ein aufmerksamer Reporter, ein verrückter Dackel, eine eiskalte Auftragsmörderin − das sind die Zutaten, die der Chefredakteur des „Hamburger Abendblatts“ zu einem unterhaltsamen Krimi verrührt hat. In Lars Haiders Buch „Einer muss den Job ja machen“ werden gleich mehrere Journalisten auf unschöne Weise beseitigt. Und der Reporter Lukas Hammerstein, eigentlich gerade im Sabbatical wegen seiner hochschwangeren Frau, geht gemeinsam mit der Tick-behafteten Dackeldame Finchen und der Polizeireporterin Kaja den Spuren nach. Werden hier Journalistinnen und Journalisten aus dem Weg geräumt, die kritisch über Hamburgs Ersten Bürgermeister berichten?

 

Haider (53), der bereits Bücher über den Aufstieg von Olaf Scholz und den Talkshow-Moderator Markus Lanz geschrieben hat, hat sich damit an seinen ersten Krimi gewagt. Dass noch weitere folgen werden, verraten sowohl das Cover („Hammersteins erster Fall“ steht da) als auch die Danksagung am Ende des immerhin 384-seitigen Schmökers.

 

Seinen ersten platziert er mitten in Hamburg. Und zwar in der Zeit unmittelbar nach dem G20-Gipfel 2017 − bei dem Autos brannten, Geschäfte geplündert wurden und Hunderte Menschen verletzt wurden. Sein Erster Bürgermeister heißt Julius Wolff, und der ähnelt dem damaligen und durchaus in die Kritik geratenen Bürgermeister Olaf Scholz so sehr, dass man beim Lesen schnell ein klares Bild des Menschen vor Augen hat. Wolff ist mit dem Reporter Hammerstein gut befreundet. Gemeinsam mit zwei weiteren Freunden treffen sie sich regelmäßig zum Wein-Trinken. Den Stammtisch nennen sie „Vier Flaschen“. Auch Haider trifft sich übrigens regelmäßig mit Freunden zum Weinverkosten bei seinem Podcast „Vier Flaschen“.

 

Im Hammerstein-Krimi „Einer muss den Job ja machen“ finden sich viele Ähnlichkeiten zur Realität. Haider verquickt für den Plot seines Buches Politik und Journalismus. Auch eine gewisse Medienkritik, gerade an eher unseriös arbeitenden Medien, lässt Haider durchblicken. Die #MeToo-Debatte um sexuellen Machtmissbrauch von alten weißen Männern verwebt er ebenfalls in die Suche nach dem Motiv für die Auftragsmorde. Mit einem Augenzwinkern flicht er auch die aktuelle Gender-Debatte ein. Und für politischen und wirtschaftlichen Machtmissbrauch und zu intensives Gewinnstreben auf dem Rücken von Mitarbeitern findet sich auch noch Platz.

 

Der Krimi liest sich nicht nur locker-leicht, er ist auch unterhaltsam und − trotz der enormen Länge − bis zum Schluss spannend geschrieben. Vom Stil her geht er in die Richtung von David Safiers „Miss Merkel“-Krimis. Haider erschafft Bilder im Kopf, vor allem die aus Hamburg. Ob Außenalster, Elbphilharmonie oder bestimmte Stadtteile − Hamburgerinnen und Hamburger dürften sich da schnell gut aufgehoben fühlen.