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Appell von „Sabah“-Vize Erel: „Mehr das Gemeinsame als die Unterschiede thematisieren“

„Migranten fühlen sich in Deutschland immer noch nicht willkommen“, beklagt Ismail Erel. Dabei könnten Medien eine Brücke sein, so der stellvertretende Chefredakteur der türkischsprachigen Zeitung „Sabah“ in Deutschland zu NEWSROOM.

Berlin - Eine illustre Runde wird sich am Dienstag, 16. September, auf Einladung von der Türkisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer und der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin mit dem Begriff der „Willkommenskultur“ befassen.

Der Interkulturelle Mediendialog „Willkommenskultur“ in Deutschland – über Offenheit für Einwanderung und Vielfalt“ soll auch die Frage beantworten, wie das Schlagwort von der „Willkommenskultur“ medial zu bewerten ist.

 

Ismail Erel, stellvertretender "Sabah"-Chefredakteur in Deutschland, glaubt daran, dass Medien eine Brücke zwischen Menschen unterschiedlichster Herkunft sein können. Foto: Ergin Varel

 

Zur Person: Ismail Erel, geboren am 15. September 1971 im türkischen Bursa, hat Germanistik studiert. Nach einem zweijährigem Volontariat bei „Zaman“ (1995/1996) war er zuerst Redakteur, dann verantwortlicher Redakteur und Chefreporter bei „Sabah“ (1996 bis 1999), bevor er als Redaktionsleiter von 1999 bis 2008 „Hürriyet“ verantwortete. Seit 2008 ist er stellvertretender Chefredakteur von „Sabah“ in Deutschland. Der erfahrene Journalist ist verheiratet mit Zuhal Erel und hat einen Sohn (16) sowie eine Tochter (12). B.Ü.

Herr Erel, über den Begriff „Willkommenskultur“ wird in Deutschland viel gestritten. Wie willkommen fühlen sich Migranten in Deutschland?

Ismail Erel: Migranten in Deutschland fühlen sich wohl. Doch nicht immer willkommen. Das hat meines Erachtens nach mehrere Gründe wie z.B. Diskriminierung, Ausgrenzung oder andere negative Erlebnisse, die allesamt auf die Nationalität oder das Aussehen zurückzuführen sind. Menschen die diskriminiert oder ausgegrenzt werden, können sich nicht willkommen fühlen. Obwohl sie sich in Deutschland wohlfühlen und sich der Mehrheitsgesellschaft anpassen. Warum fühlen sich Menschen nicht willkommen? Man braucht erst die Antwort auf diese Frage.

Was können Medien machen, damit es ein besseres Miteinander zwischen Einwanderern und Deutschen gibt?

Ismail Erel: Medien können ohne Zweifel für ein besseres Zusammenleben beitragen. Es kommt dabei natürlich auf die Sichtweise der Berichterstattung an. Mit einer negativen Überschrift kann man viel Porzellan kaputt machen. Es ist ein Unterschied ob die Überschrift lautet, „Jetzt wollen Türken auch noch ein Türkisches Gymnasium“ oder aber „Nach Deutschem Gymnasium in Istanbul, jetzt Türkisches Gymnasium in Berlin“. Da würde die Reaktion der Leser anders ausfallen. Medien müssen verantwortungsbewusster handeln und möglichst fern von Effekthascherei bleiben. Man sollte auch mehr das Gemeinsame als die Unterschiede thematisieren.

Halten Sie es für denkbar, dass Medien tatsächlich eine Brücke zwischen Menschen unterschiedlichster Herkunft sein können?

Ismail Erel: Ich halte es für schwierig, aber dennoch machbar. Ja, Medien könnten eine Brücke zwischen Menschen unterschiedlichster Herkunft sein.

Die Fragen an Ismail Erel, stellvertretender Chefredakteur von „Sabah“ in Deutschland, stellte Newsroom.de-Chefredakteur Bülend Ürük.

NEWSROOM-Service: Gemeinsam mit Ismail Erel diskutieren am Dienstag, 16. September, von 19 bis 21 Uhr Petra Lotzkat, Erfinderin des „Hamburg Welcome Center“, Volker Roßocha vom DGB, Roland Roth vom Institut für Demokratische Entwicklung und Soziale Integration; die Moderation übernimmt Erhard Bruno vom Unterkulturellen Mediendialog. Dietmar Molthagen von der Friedrich-Ebert-Stiftung und Timer Ergün Yikici, Vorstandsmitglied der TD-IHK und Geschäftsführer von Radio Metropol FM, werden die Gäste begrüßen. Der Interkulturelle Mediendialog findet statt in der Friedrich-Ebert-Stiftung, Hiroshimastr. 17, 10785 Berlin. Mehr: http://www.td-ihk.de/willkommenskultur-de