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"Augsburger Allgemeine" profiliert sich auf Kosten eines übergewichtigen Jungen - Shitstorm

Die neue Woche hat kaum begonnen und schon muss sich eine Online-Redaktion einer Tageszeitung fragen, ob sie in den Sozialen Netzwerken die richtige Sprache spricht. Die Rede ist von der „Augsburger Allgemeinen“.

Augsburg - Dass auf Facebook und Twitter andere Formulierungen wirken, wird gerne gepredigt. Pointierter soll es sein, gerne auch schärfer. Aufmerksamkeit bekommt der, der sich mehr traut.

Wie falsch die Social-Media-Einheit von Verlegerin Alexandra Holland, einer Frau, die ebenfalls bekannt ist für ihre deutlichen Worte, aber bei einer Veröffentlichung von Sonntag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter und auf Facebook liegt, beweist diese Nachricht.

 


Für die Nachricht "Falls einer einen Ball vermisst..." und dem Bild eines offensichtlich übergewichtigen Jungen vor zwei Spielern der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft erntete die Redaktion der "Augsburger Allgemeine" am Sonntag viel Kritik. Die Nachricht wurde inzwischen auf Facebook und Twitter gelöscht. (Unkenntlichmachung des Jungen durch uns)

 

Die Kritik auf Facebook ist deutlich: „Der kleine mag etwas kräftiger sein, als ihr es in eurer Jugend vielleicht wart, aber das liegt wohl eher an den Eltern oder er ist krank. Dafür hat er das was ihr nicht habt liebe Redakteure, ein Bild mit Robben! Traurig wenn man sich jetzt schon öffentlichen über kleine Kinder lustig machen muss weil man sonst nichts mehr hat, worüber man schreiben kann“, schreibt beispielsweise eine Nutzerin.

Auf Twitter spricht Digital Consultant und Blogger Thomas Knüwer aus Düsseldorf der „Augsburger Allgemeinen“ sogar ab, Journalismus zu betreiben.

 

Es gibt Leute, die halten die Augsburger Allgemeine für Journalismus. RT @AZ_Augsburg: Falls einer nen Ball vermisst http://t.co/34D3dWnWBs

— Thomas Knuewer (@tknuewer) 29. Juni 2014

Die Entschuldigung, die die AZ-Redaktion schon kurze Zeit nach der ersten Nachricht auf Twitter veröffentlichte, gefiel aber auch nicht allen Nutzern.

 

Wir entschuldigen uns für den vorigen Tweet. In ALLER Form. Stehen im Shitstorm. Können uns nicht wegducken. Stinken. #gerechtestrafe

— AugsburgerAllgemeine (@AZ_Augsburg) 29. Juni 2014

Während ein Nutzer der AZ empfiehlt, einmal den Pressekodex gründlich zu lesen, schreibt ein Twitterer:

 

Bleibt einfach auf Papier, hört auf zu twittern. Netz ist nix für euch, da kann man nicht korrigieren, wenn man Scheiße ist. @AZ_Augsburg

— Sir Manfred (@muellermanfred) 29. Juni 2014


Die Expertise hat die AZ-Redaktion sogar im Haus: Ursula Ernst, Redakteurin bei der "Augsburger Allgemeinen", ist Sprecherin des Presserat-Plenums.

Noch am späten Sonntagabend hat Sascha Borowski, Leiter der Online-Redaktion der "Augsburger Allgemeine", in seinem Blogeintrag "Das Kind. Das Posting. Der Shitstorm" die Situation reflektiert.

Und Sascha Borowski schreibt: "Tatsache ist: Man macht keine Witze über Menschen, die sich nicht wehren können. Insofern hätte das Posting niemals erfolgen dürfen. Es war ein Fehler, ja. Der Kollege erkannte das sehr schnell selbst. Er entschuldigte sich dafür. Mehrfach. Doch selbst aufrichtige Entschuldigungen nützen nichts, wenn die Empörungswelle im Internet erst einmal rollt."

Bülend Ürük