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BAP-Leadsänger Niedecken kritisiert Kommerzialisierung der Medien

"Heute geht ein Fernsehsender hin und macht sich für die nächste Saison seine Stars: Ex und hopp, ganz brutal. Von denen wartet keiner drauf, dass die zwei Sommer tanzen", sagte Niedecken.

Stuttgart (dpa) - BAP-Leadsänger Wolfgang Niedecken hat die zunehmende Kommerzialisierung der deutschen Medien kritisiert. "Heute geht ein Fernsehsender hin und macht sich für die nächste Saison seine Stars: Ex und hopp, ganz brutal. Von denen wartet keiner drauf, dass die zwei Sommer tanzen", sagte Niedecken in Stuttgart der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die privaten Sender hätten es vorgemacht und die öffentlich-rechtlichen hechelten mittlerweile hinterher. Die Medienschelte des Literaturkritikers Marcel Reich- Ranicki komme nicht von ungefähr. "Er hat aus seiner Seele keine Mördergrube gemacht." Der Durchschnittszuschauer sei auf große Galas, rote Teppiche und Blitzlichtgewitter konditioniert. "Nichts passiert in den privaten Medien, was nicht vorher marktstrategisch durchgeforscht ist."

Mit dem Thema Afrika jedoch kriege "man kein Schwein vor den Fernseher", sagte der 57-jährige Kölner. "Also macht man lieber den roten Teppich." Auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern finde dieses wichtige Thema nur zu extrem späten Sendezeiten statt. Heute gehe er "schon mal zu einer Filmpremiere und versuche am roten Teppich vorbeizukommen". Seine beiden 13 und 14 Jahre alten Töchter fänden solche Galas aber klasse. "Ich sage ihnen: Mädels, ihr habt Eure eigene Identität. Ihr müsst nicht mit dem Vater am roten Teppich stehen."

Einen Bambi würde Niedecken gleichwohl nicht generell ablehnen: "Ich lasse mich gerne für etwas auszeichnen, um das ich mich verdient gemacht habe." An diesem Freitag erhält Niedecken den Friedestrompreis für seine Verdienste um die deutschsprachige Mundartliteratur. "Da freue ich mich sehr darüber. Der ist gut dotiert, die Kohle kann ich gleich nach Afrika weitergeben." Der Kölner ist der zwölfte Würdenträger. Dazu zählen auch die Kabarettisten Gerhard Polt und Gerd Dudenhöffer. Der Preis wird vom Internationalen Mundartarchiv "Ludwig Soumagne" des Kreises Neuss verliehen. Er ist mit 3600 Euro dotiert.