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Beate Füth: ABZV-Chefin lehnt Zertifizierungen ab

Beate Füth, Geschäftsführerin und fachliche Leiterin der Akademie Berufliche Bildung der deutschen Zeitungsverlage (ABZV) in Bonn, lehnt eine Zertifizierung von journalistischen Bildungsangeboten ab.

Bonn - Verlage, Redaktionen und auch Einrichtungen publizistischer Bildungsarbeit könnten durchaus einiges aufgreifen, was sich in anderen Branchen bewährt hat, beispielsweise gezielte Personalentwicklung. Zertifizierungen und Gütesiegel gehören nicht zum Nachahmenswerten.

Zertifizierungen kosten viel Zeit und Geld, und das steht in keiner Relation zum Nutzen.

 

ABZV-Geschäftsführerin Beate Füth lehnt Zertifizierungen ab.

 

Zertifizierungen für den sehr überschaubaren Markt journalistischer Bildungsinstitute sind l‘art pour l‘art. Das Perfide daran ist aber, dass derjenige, der Zertifizierungen ablehnt, schnell in Verdacht gerät, sich um Qualität nicht zu scheren.

Dabei spielen Qualitätskontrollen gerade bei Bildungseinrichtungen, die am freien Markt agieren, eine zentrale Rolle!

Ich bezweifle, dass es irgendeine publizistische Bildungsakademie gibt, die keine umfangreichen Erhebungen über den Nutzen der Seminare und die Zufriedenheit der Teilnehmer macht.

Alle Institute müssen sich am Markt bewähren, es liegt also im eigenen Interesse, die Zufriedenheit der Absolventen, ihre Problemlösekompetenz nach den Seminaren und die Praxistauglichkeit der Inhalte zu optimieren. Im Übrigen sind Journalisten derart kritisch, dass sie nicht verschweigen, wenn ihnen an der Organisation, dem Ablauf, an den Dozenten und Inhalten irgendetwas nicht passt.

Ein Bildungswerk ist ein lebendiger Organismus, der in Bewegung ist und sich ständig weiterentwickelt. Zertifizierungen sind Momentaufnahmen.

Zeit und Geld, die nicht für Zertifizierungen verwendet werden, können vor allem in die Aus- und Weiterbildung der Dozenten fließen. Dies steht bei der ABZV sogar in der Satzung, nämlich dass „die Aus- und Fortbildung von Mitarbeitern und Referenten der publizistischen Bildungarbeit“ zum Zweck und zu den Aufgaben des gemeinnützigen Vereins ABZV gehören.

Train-the-trainer-Coachings für Dozenten, Seminarleiter und Ausbildungsredakteure bilden immer schon einen Tätigkeitsschwerpunkt der ABZV. Dabei geht es genauso um methodisch-didaktische Konzepte wie um Reaktionen auf Killerphrasen und um die Interaktion mit schwierigen Teilnehmern.

Wem sollen Zertifizierungen eigentlich dienen? Den Nachwuchsjournalisten auf der Suche nach einer geeigneten Ausbildungsstätte? Der Markt ist nicht wirklich unüberschaubar, und es gibt genug Beratungs- und Recherchemöglichkeiten. Den weiterbildungswilligen Journalisten? Dito.

Durch Gütesiegel soll die Spreu vom Weizen getrennt werden, damit nicht PR-Agenturen einen Weiterbildungszweig als Geschäftsfeld eröffnen? Alle bisher von einem großen Kreis von Institutionen publizistischer Bildungsarbeit verabschiedeten Gütekriterien auf Basis einer freiwilligen Selbstverpflichtung basierten auf so selbstverständlichen Normen, dass diese von allen mühelos unterschrieben werden konnten.

Mit Zertifizierungen wird es nicht anders sein. Wenn aber alle Marktteilnehmer zertifiziert sind, nutzt die Zertifizierung gar nichts.

Beate Füth

Ihre Meinung interessiert uns. Was halten Sie von Zertifizierungen für Weiterbildungen im Mediensektor? Was macht ein gutes Seminar aus? Wie kann die Spreu vom Weizen getrennt werden? Schreiben Sie uns an redaktion@newsroom.de.