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Bei Straßenumfrage in Berlin zum Angriff auf Israel: Welt-Kamerateam wird gezwungen, Aufnahmen zu löschen

Bei Straßenumfrage in Berlin zum Angriff auf Israel: Welt-Kamerateam wird gezwungen, Aufnahmen zu löschen Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt (Foto: Marlene Gawrisch)

„Das schockiert uns zutiefst“, schreibt Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt und fordert Konsequenzen. Auch Axel Springer schaltet sich ein. Was genau passiert ist.

Berlin – Ein Kameramann von Welt TV ist am Samstagnachmittag in Berlin-Neukölln von einer Gruppe aggressiv auftretender junger Männer und einer Frau bedroht worden. Das Team hatte zuvor Reaktionen zum Angriff auf Israel eingesammelt. Die Täter haben das Team umringt und gezwungen, die Aufnahmen zu löschen. Dies berichtet Welt TV in eigener Sache.

 

„Wir verurteilen diesen Angriff auf die Pressefreiheit inmitten der deutschen Hauptstadt aufs Schärfste“, sagt Jan Philipp Burgard, Chefredakteur von Welt TV. Chefredakteur Ulf Poschardt forderte die Berliner Innensenatorin auf, den Vorfall aufzuklären und die nötigen Konsequenzen darauf zu ziehen.

 

Welt-Politikredakteur Frederik Schindler war nach eigenen Angaben wenige Minuten später am Ort und sprach mit den bedrohten Kollegen. „Während eines Interviews kam eine Gruppe aggressiver junger Männer auf uns zu und forderte uns auf, das Material sofort zu löschen“, sagte ein Welt-Reporter. „Ich habe mich körperlich bedroht gefühlt, daher habe ich es gelöscht“, so der Kameramann. „In dieser Situation war das die richtige Entscheidung. Eine Konversation war nicht möglich.“

 

Bei dem Vorfall dabei war auch Jörg Reichel, Landesgeschäftsführer der Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in der Gewerkschaft Verdi. „Das Fernsehteam und auch ich selbst wurden bedrängt und umzingelt. Es war eine bedrohliche Situation“, sagte er der Welt. „Die Kollegen konnten gar nicht anders, als die Aufnahmen zu löschen, weil es sonst übergriffig geworden wäre.“ Zuvor hatte Reichel bei X berichtet. 

 

Reichel beobachtet schon seit einigen Jahren propalästinensische Demonstrationen in Berlin. „Dort herrscht eine grundsätzliche Bedrohungssituation für Journalisten“, sagte er. „Die Berichterstattung über antiisraelischen Protest ist immer dem Risiko ausgesetzt, angegriffen zu werden.“

 

Axel Springer, zu dem die Welt-Gruppe gehört, meldete sich via Bild zu Wort: „Wir fordern die Behörden nachdrücklich dazu auf, die notwendigen Schritte dieses Angriffs auf die Pressefreiheit zu ergreifen.“ Der Medienkonzern hisste am Samstagabend als Zeichen der Solidarität die Flagge Israels neben jener der Ukraine, Deutschlands und Europas auf dem Vorplatz seitens Berliner Hauptsitzes. „Wir sind zutiefst besorgt über den unverhohlenen Antisemitismus, der seit gestern offen zur Schau gestellt wird. Einige Gruppen feiern den Hamas-Angriff in einigen deutschen Städten öffentlich. Dieses Verhalten ist in keiner Weise akzeptabel und angesichts der historischen Verantwortung Deutschlands besonders verstörend“, so Axel Springer.