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Berliner Zeitung: Michael Maier rät zum übergenauen Einhalten der Spielregeln

Berliner Zeitung: Michael Maier rät zum übergenauen Einhalten der Spielregeln Michael Maier.

Maier ist erst seit ein paar Tagen Herausgeber der „Berliner Zeitung“. Und muss bereits jetzt kühlen Kopf bewahren: Bei seinem Verleger wurde eine Stasi-Akte gefunden. Wie er den Fall Holger Friedrich angeht und wovor er warnt.

Berlin – Ausgerechnet mit dem neuen Verleger kehrt das Thema DDR zur gebeutelten „Berliner Zeitung“ zurück. Recherchen der Welt am Sonntag zufolge war Holger Friedrich einst Inoffizieller Mitarbeiter (IM) der Stasi.  

 

„Ich finde verstörend, wie weit die Schatten der Vergangenheit in eine Gegenwart reichen, in der Holger Friedrich wahrscheinlich nicht einmal mehr selbst beurteilen kann, was richtig oder falsch war. Man sollte daher vorsichtig sein mit vorschnellen Urteilen“, so der Herausgeber der „Berliner Zeitung,“ Michael Maier, im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. So etwas schlage ein wie eine Granate, und wenn sich der Rauch verziehe, habe man einen Trümmerhaufen und wisse nicht, war da ein Haus, ein Palast oder eine Hütte.

 

Für Maier sind drei Kriterien in solchen Fällen wichtig: „Was hat jemand konkret gemacht, hat er es in besonderer Not gemacht, und wem hat er geschadet. Den Schaden abzuschätzen, ist schwierig, ohne die Betroffenen zu kennen. Friedrich war jung, er war in der Armee, er stand vor einer Existenzentscheidung.“ Maier sagt der „SZ “ weiter, dass er es glaubwürdig fand, wie Friedrich ihm seinen Fall dargestellt habe – und er gibt weiter zu bedenken: „Ich weiß nicht, wie viele Leute damals gesagt hätten: Na klar, ich gehe in den Knast. Systeme wie die DDR haben Leute in moralische Dilemmata gebracht.“ 

 

Man müsse genau unterscheiden: „Liegt eine Straftat vor - oder handelt es sich um den großen Graubereich zwischen moralischer Größe und menschlicher Schwäche?“, so Maier.

 

Der frischgebackene Herausgeber der „Berliner Zeitung“ sagt in dem Interview auch, dass sich sein Verleger Holger Friedrich bei der Redaktionsversammlung bereit erklärt habe, dem sogenannten Ehrenrat zu stellen, der vor zehn Jahren bei einigen neu aufgetauchten Stasi-Fällen von Redakteuren etabliert wurde. Es bedürfe der Expertise, um den Fakten auf den Grund zu gehen, betont Maier. „Akten haben ihre eigene Wahrheit, weil sie interessengeleitet waren.“

 

Doch nicht nur mit einem Stasi-Fall hat es Michael Maier in seinem ersten Monat zu tun: Dem „Spiegel“ zufolge hat die „Berliner Zeitung“ über den Börsengang einer Firma berichtet, ohne zu erwähnen, dass Holger Friedrich Anteile daran hält, was einen Interessenskonflikt vermuten lässt. „Es war falsch, nicht zu erwähnen, dass der Verleger im Aufsichtsrat sitzt. Das war mir und der Redaktion nicht bekannt“, stellt Maier klar. 

 

Und Maier gibt einen unmissverständlichen Rat: „Die Jungverleger haben mittlerweile sicher verstanden, dass es gewisse Spielregeln gibt, die man am besten übergenau einhält.“ Die Redaktion sei keine PR-Veranstaltung, sie könne nicht nach Gutsherren-Art geführt werden. „Aber das weiß Friedrich - er liebt die ,Berliner Zeitung‘ gerade wegen ihrer freiheitlich-demokratischen Ausrichtung und hat sie vermutlich auch deshalb gekauft.“

 

Hintergrund: Michael Maier war Mitte der Neunziger Jahre selbst Chefredakteur der „Berliner Zeitung“. Der Berliner Unternehmer Holger Friedrich hat mit seiner Frau Silke jüngst den Berliner Verlag mit der „Berliner Zeitung“ und dem „Berliner Kurier“ von der DuMont-Mediengruppe übernommen.