Vermischtes
AFP

Birma für deutsche Auslandskorrespondenten fast unerreichbar

Die Einreise in das von der schlimmsten Naturkatastrophe seit dem Tsunami betroffene Nachbarland Thailands ist schon für Hilfsorganisationen sehr schwierig, für Journalisten noch schwieriger. So kommt es, dass selbst die größten deutschen Medienhäuser nicht vor Ort sind.

München, 8. Mai (AFP) - Die junge Frau ist freundlich, aber bestimmt. Nein, ein Journalistenvisum könne sie nicht ausstellen, sagt die Mitarbeiterin der Botschaft Birmas in Berlin. Der Antrag auf ein solches Visum sei kompliziert, es müsse "lange, sehr lange" gewartet werden. Die Einreise in das von der schlimmsten Naturkatastrophe seit dem Tsunami betroffene Nachbarland Thailands ist schon für Hilfsorganisationen sehr schwierig, für Journalisten noch schwieriger. So kommt es, dass selbst die größten deutschen Medienhäuser nicht vor Ort sind.

Der britische BBC-Korrespondent Andrew Harding schaffte es, von Bangkok aus bis auf den Flughafen von Rangun, aber sein Flugzeug durfte er nicht mehr verlassen. Harding steht auf einer schwarzen Liste des Regimes in Birma, weil er in der Vergangenheit über Touristenvisa eingereist war und über die blutige Niederschlagung des Aufstands der buddhistischen Mönche berichtet hatte. Auf dieser schwarzen Liste steht auch Gunnar Heesch, "Focus"-Korrespondent in Bangkok. Heesch habe in der Vergangenheit fünf Mal versucht, nach Birma einzureisen und sei zurückgewiesen worden, sagt ein "Focus"-Sprecher. Aktuell sehe er "keine Chance", vor Ort über die Folgen des Wirbelsturms zu berichten.

Auch der "Focus"-Konkurrent "Spiegel" hat seine Berichterstatter bisher nur im benachbarten Thailand. Bei dem Hamburger Magazin sind sie aber etwas zuversichtlicher, die Einreise doch hinzubekommen. "Wir sind guter Dinge, da reinzukommen", sagt ein "Spiegel"-Sprecher. Auf welche Weise, lässt er offen.

Einen möglichen Weg verrät die Botschafts-Mitarbeiterin. "Sie können sich selbstverständlich ein Touristenvisum ausstellen lassen. Das geht jeden Tag." Das journalistische Arbeiten im Land sei damit aber kategorisch ausgeschlossen. Generell ist Birma für die Medien ein extrem schwieriges Terrain. Im September gingen die Bilder um die Welt, wie der japanische Fotograf Kenji Nagai in Rangun auf offener Straße von einem Soldaten erschossen wurde. Die Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen zählt Birma zu den Ländern, in denen am häufigsten gegen die Pressefreiheit verstoßen wird. Acht Journalisten sitzen dort derzeit wegen ihres Berufs im Gefängnis.

Weil die Junta in Birma einen strikten Kurs gegen Journalisten fährt, sind nur wenige ausländische Berichterstatter im Land und können ein unabhängiges Bild von der tatsächlichen Lage liefern. AFP hat ein ständiges Korrespondentenbüro in der birmanischen Hauptstadt Rangun. Eine Reporterin der Nachrichtenagentur reiste in den vergangenen Tagen von der Hauptstadt in das besonders stark betroffene Delta des Irawadi-Flusses und sprach mit Augenzeugen in der Stadt Labutta, die die grauenvollen Folgen des Zyklons schilderten.

Fernsehbilder gibt es dagegen bisher nur wenige. Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF haben ihre Korrespondenten im Grenzgebiet zu Birma platziert, von wo aus sie die Lage einzuschätzen versuchen. "Aus Sicherheitsgründen" wollte sich eine ZDF-Sprecherin nicht dazu äußern, ob es Versuche gibt, mit eigenen Berichterstattern nach Birma einzureisen.