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Newsroom – Marc Bartl

Bis zur Klärung der Vorwürfe: Bild-Chefredakteur Julian Reichelt ist freigestellt

Bis zur Klärung der Vorwürfe: Bild-Chefredakteur Julian Reichelt ist freigestellt „Ich werde mich gegen die wehren, die mich vernichten wollen“: Bild-Chef Julian Reichelt (Foto: Benj

Im laufenden Compliance-Verfahren innerhalb der „Bild“-Redaktion gegen Chefredakteur Julian Reichelt gibt es eine überraschende Wendung. Reichelt hat den Vorstand darum gebeten, bis zur Klärung der Vorwürfe befristet von seinen Funktionen freigestellt zu werden. In einer emotionalen, internen Nachricht gibt sich Reichelt kämpferisch.

Berlin – Julian Reichelt, Vorsitzender der „Bild“-Chefredaktionen und Sprecher der „Bild“-Geschäftsführung, weist die Vorwürfe in der laufenden Compliance-Untersuchung weiter entschieden zurück.

 

Um eine ungestörte Aufklärung sicherzustellen und die Arbeit der Redaktion nicht weiter zu belasten, hat Reichelt den Axel-Springer-Vorstand darum gebeten, bis zur Klärung der Vorwürfe befristet von seinen Funktionen freigestellt zu werden. Die Freistellung ist inzwischen erfolgt, teilte Axel Springer am Samstagabend mit.

 

Die Führung der Redaktion übernimmt für diesen Zeitraum Alexandra Würzbach, Chefredakteurin „Bild am Sonntag“ und Mitglied der Chefredaktion der „Bild“-Gruppe.

 

In einer internen Nachricht an sein Team erklärt Reichelt seine Entscheidung. newsroom.de liegt die interne Mitteilung vor:

„,Bild' und die Menschen bei ,Bild' sind mein Leben. Ich habe immer alles dafür getan, dass es ,Bild', dass es uns gut geht, und das tue ich auch heute, auch wenn es mir unendlich schwerfällt. Deswegen habe ich den Vorstand gebeten, mich vorerst zu beurlauben, um dazu beizutragen, unangreifbare Aufklärung zu betreiben und die Vorwürfe zu prüfen, die gegen mich erhoben wurden. Die Vorwürfe sind falsch. Ich werde mich gegen die wehren, die mich vernichten wollen, weil ihnen ,Bild' und alles, wofür wir stehen, nicht gefällt. Die über mich schreiben, ohne mich vorher anzuhören, weil meine Antworten ihnen noch nie gepasst haben. Euch, all unseren großartigen Reporterinnen und Reportern sage ich, dass ich nur eine Priorität habe: Die unwahren Vorwürfe gegen mich zu entkräften, ohne die Arbeit, die sie jeden Tag und oft unter großen Risiken leisten, zu belasten.“

 

In einer Stellungnahme von Axel Springer heißt es: 

„Die Axel Springer SE untersucht derzeit Hinweise auf mögliche Compliance-Verstöße innerhalb der Bild-Redaktion. Um eine sowohl zügige als auch sorgfältige unabhängige Aufklärung sicherzustellen, hat das interne Compliance-Management externe Experten hinzugezogen. Hierbei wird ergebnisoffen in alle Richtungen recherchiert und die Glaubwürdigkeit und Integrität aller Beteiligten bewertet. Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. Daher wird das Unternehmen derzeit keine weiteren Angaben zum Verfahren und zum Gegenstand der Vorwürfe machen. Axel Springer hat immer und sehr grundsätzlich zu unterscheiden zwischen Gerüchten, Hinweisen und Beweisen. Wenn aus Gerüchten über andere Personen konkrete Hinweise von Betroffenen selbst werden, beginnt das Unternehmen – wie im aktuellen Fall – sofort mit der Aufklärungsarbeit. Wenn aus Hinweisen Beweise werden, handelt der Vorstand. Diese Beweise gibt es bisher nicht. Auf Basis von Gerüchten Vorverurteilungen vorzunehmen, ist in der Unternehmenskultur von Axel Springer undenkbar.“