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BJV-Chef Michael Busch warnt: „So funktioniert Verbandsarbeit nicht“

Wir sind kein Prestigeverein – wir haben einen klaren Auftrag der Mitglieder und eine hohe Verantwortung“, erklärt Michael Busch, Vorsitzender des Bayerischen Journalisten-Verbands.

Garmisch-Partenkirchen - In seiner Rede bei der Mitgliederversammlung des BJV am vergangenen Samstag warb Michael Busch auch für den Tageszeitungs-Tarifabschluss: „Ich kann Ihnen nur sagen, dass sich die Freude seitens der BJV-Führung durchaus in Grenzen hält. Freudensprünge sehen anders aus. Aber wir müssen das Ergebnis auch realistisch betrachten. Wir müssen uns die Frage stellen, was wäre bei einem Abbruch der Verhandlungen passiert? Wie weit waren wir bereit den Flächentarif auf das Spiel zu setzen? Zwei von vielen Fragen, die zu stellen sind und deren Beantwortung eine Rolle spielt, warum dieser Abschluss zumindest hinnehmbar ist.“

Newsroom.de dokumentiert die Rede von Michael Busch in leicht gekürzter Form.

 

Der BJV-Vorsitzende Michael Busch fand bei der Mitgliederversammlung des Bayerischen Journalisten-Verbands deutliche Worte. Foto: James Albright

 

 

"Mut steht an Anfang des Handelns, Glück am Ende." Dass dieser Spruch des griechischen Philosophen Demokrit so etwas wie ein Leitfaden für BJV-Funktionäre sein könnte, war mir im Grunde im vergangenen Jahr nicht klar. Wie auch? Welche Ausbildung braucht es, um einem Berufsverband, einer Gewerkschaft wie dem BJV vorzustehen?

Es gibt keine richtige Ausbildung, plötzlich ist das kalte Wasser da, in das man springen muss. Mit etwas Mut, denn die Tiefen sind vom Ufer aus selten, meist gar nicht zu sehen. Schwimmen, das ist vielleicht die beste Voraussetzung, die man mitbringen kann, schwimmen sollte man können.

Genug des philosophischen Vorwortes, lassen Sie mich über den BJV sprechen. Ich werde Ihnen nicht viel von der Vergangenheit erzählen, denn ich möchte den größeren Teil meiner Ausführungen den Erkenntnissen schenken, die ich aus dieser Vergangenheitsbewältigung – und das im engsten Sinne des Wortes – gewonnen habe.

Denn das was wir im letzten Jahr gemacht haben, wissen gerade Sie hier in Garmisch-Partenkirchen. Sie sind die Kolleginnen und Kollegen, die sich ja für den Verband interessieren, für die Arbeit, die geleistet wird. Daher bin ich mir sicher, dass Sie die großen Ereignisse verfolgt haben und sozusagen im Thema sind.

Drei Punkte aus dem letzten Jahr möchte ich aber dennoch aufgreifen. Fangen wir direkt mit Aschaffenburg an. Nicht selber die Wahl, nicht die erschwerte Anreise nach Unterfranken oder gar über die Diskussion, ob es von Garmisch-Partenkirchen nach Aschaffenburg weiter ist als von Aschaffenburg nach Garmisch-Partenkirchen.

Mir geht es eher um die Warmlaufphase, die Eingewöhnung, den Welpenschutz, die ersten 100-Tage – oder wie man auch immer die Zeit nach einem Amtsantritt nennt. Die gab es nämlich für keines der Vorstandsmitglieder. Es war das bereits erwähnte kalte Wasser in Form der Tarifauseinandersetzungen. Der Bayerische Rundfunk stand an, neue Tarife sollten erstritten werden. Es galt sich in die Strukturen des Bayerischen Rundfunks einzulesen und sich beraten zu lassen.

Es galt die Forderungen der Kolleginnen und Kollegen so zu formulieren, dass sie sowohl den Führungskräften im Bayerischen Rundfunk einleuchtend wurden, aber auch dem Bürger auf der Straße klar wurde, warum und vor allem für wen hier gestreikt wurde.

Dieser Mut sich in einem fremden Feld für die Kolleginnen und Kollegen einzusetzen wurde glücklicherweise auch belohnt, es kam zu einem Abschluss, der von den Betroffenen weitgehend positiv bewertet wurde.

Dann hieß es Luft holen, um sich mal auf die "normale" Verbandsarbeit zu stürzen. Doch hier wurde der Strich durch die Rechnung gemacht, in Form der nächsten Tarifauseinandersetzung: die Tageszeitung stand an. Und was beim Bayerischen Rundfunk noch irgendwie so scheinbar nebenbei geflutscht ist, entpuppte sich bei den Tageszeitungen als aufwendiges, personalbindendes Unterfangen. Wobei personalbindend nicht gleichzusetzen ist, mit der Kapazität des Personals. Im Grunde waren es immer die gleichen drei Köpfe plus den Damen und Herren der Geschäftsstelle, um diese Tarifauseinandersetzung zu bewältigen. Allen voran immer Jutta Müller, Maria Goblirsch und Thomas Mrazek, denen ich bereits an dieser Stelle schon mal danke. Dann brachten sich die Juristen ein und die Damen der Geschäftsstelle. Der Kollege Wolfgang Grebenhof war ein zuverlässiger Kollege, lediglich durch seine Auftritte für den Deutschen Journalisten-Verband mal geblockt. Vereinzelt waren dann noch die Ansprechpartner der Betriebe aktiv, wenn es um die einzelnen Häuser ging. Doch in der Kopfplanung und der Entwicklung sowie Umsetzung von Ideen sah es eher mau aus.

Doch dazu und zu der Rolle der Funktionäre komme ich später noch einmal. Nach zeitaufwendigen Verhandlungen, die allesamt bis zur achten Runde eher durch eine sture – Verzeihung – starre Haltung der Verleger in den einzelnen Runden gekennzeichnet waren, folgte in der elften Runde der Abschluss. Unsere Geschäftsführerin Jutta Müller war in der Verhandlungskommission und durfte die abschließende Verhandlungsnacht im April erleben.

Das Ergebnis ist Ihnen zugegangen und ich möchte nicht im Einzelnen auf die abgeschlossenen Punkte eingehen. Ich kann Ihnen nur sagen, dass sich die Freude seitens der BJV-Führung durchaus in Grenzen hält. Freudensprünge sehen anders aus.

Aber wir müssen das Ergebnis auch realistisch betrachten. Wir müssen uns die Frage stellen, was wäre bei einem Abbruch der Verhandlungen passiert? Wie weit waren wir bereit den Flächentarif auf das Spiel zu setzen? Zwei von vielen Fragen, die zu stellen sind und deren Beantwortung eine Rolle spielt, warum dieser Abschluss zumindest hinnehmbar ist.

Der Abbruch hätte dazu geführt, dass unsere Verhandlungsgegner sich von der Fläche verabschiedet hätten. Was das heißt, kann man sich vermutlich nicht wirklich ausmalen. Es wäre – eventuell – zu Verhandlungen in den einzelnen Häusern gekommen. Es wäre sicher im großen Durchschnitt zu einer Lohnabsenkung gekommen, es wäre sicher zu einer extremen Benachteiligung der Auszubildenden und der jungen Kolleginnen und Kollegen gekommen. Es wären sicher viele Häuser dabei, die den Haustarif nicht angegangen wären, weil entweder der Organisationsgrad zu gering ist und/oder die Solidarität auf wackeligen Füßen steht.

Und der Flächentarif? Er ist wichtig, um wenigstens das durchschnittliche Lohngefüge zu manifestieren. Jetzt gibt es noch einen Richtwert, ohne Flächentarif ist die Lohngestaltung einer vermutlich wenig lustigen Individualität preisgegeben.

Ja, es hätte mehr sein können. Ja, die jungen Kolleginnen und Kollegen haben die größten Abstriche machen müssen. Ja, die Onliner sind endlich dabei, wenn auch mit Abstrichen, da nicht alle Onliner als Redakteure und damit tarifzugehörig eingestellt sind.

Es bleibt unter dem Strich ein wenig mehr als eine schwarze Null, auf Lebenszeit stehen manche mit der jetzigen Rechnung schlechter da als zuvor. Doch wer glaubt, dass eine längere Verhandlung das alles anders hätte ausgehen lassen können, unterliegt einer utopischen Vision.

Skurril ist es im Übrigen, dass sich jetzt ausgerechnet die Kolleginnen und Kollegen am lautesten beschweren, die im Arbeitskampf nicht zu sehen waren. Ich nehme alle Kritik von den Kolleginnen und Kollegen auf, die Seit' an Seit' mit mir durch Ulm oder München gezogen sind. Die in Amberg oder Ulm dabei waren. Ich finde es aber seltsam, wenn die einzige Aktivität dieser bis zum Verhandlungsabschluss passiven Kolleginnen und Kollegen darin besteht, nun wieder das klassische Jammern anzufangen.

Eines ist klar: Wir müssen eine Lehre aus dieser Tarifverhandlung ziehen. Wir dürfen uns nicht erst 2018 mit den ablaufenden Verträgen Gedanken über den Arbeitskampf machen. Wir müssen heute damit anfangen und wir dürfen vor allem in den nächsten vier Jahren nicht ruhig sein. Wir müssen den Häusern klar machen, wie wertvoll unser Beruf, wie wertvoll das Berufsbild und wie wichtig unsere Arbeit ist. Wir müssen die Häuser angehen, die außerhalb des Tarifes stehen, damit diese nicht der falschen Meinung erliegen einen bequemen Weg gehen zu können.

Genug der Tarife: Ich komme zu einem zweiten Punkt, der mir im vergangenen Jahr viel Freude, aber sicher auch viel Arbeit gemacht hat. Es ist das Projekt "Pressefoto Bayern". Es gibt wohl kaum eine Einzelveranstaltung, die sowohl intern, also in unseren journalistischen Reihen, aber auch extern, also zu unseren Medienkunden hin, eine so hohe Aufmerksamkeit erzielt. Das liegt sicher an der Eröffnung im Bayerischen Landtag, das liegt sicher an den mittlerweile zwei Wanderausstellungen, die durch den Freistaat ziehen, das liegt ganz sicher an den exzellenten Fotografien, es liegt an einer fachkompetenten Jury unter der Leitung von Eberhard Hess. Es liegt an einer perfekten Planung und Durchführung durch Maria Goblirsch.

Es liegt aber auch daran, dass wir BJV-Vertreter bei den vielen Terminen, die durch die Eröffnungen der jeweiligen Ausstellungen bedingt sind, nahe an den Menschen sind. Ich habe noch keine Ausstellung erlebt, bei der es im Anschluss an den offiziellen Teil nicht um die journalistischen Sorgen und Nöte unserer Gilde ging.

Das trifft auf die politischen Vertreter im Landtag ebenso zu, wie auf die kommunalen Wirtschafts- und Politvertreter bei den Ausstellungen in den Sparkassen, den Museen und dem Flughafen. Hier haben wir als BJV-Vertreter die Möglichkeit zu kommunizieren, neue Partner zu finden, die Schwierigkeiten in den verschiedenen Medienberufen darzulegen.

Gerade bei den Fotografen ist diese Lobby-Arbeit wichtig, da sonst droht, dass dieser wichtige Zweig des Journalismus gänzlich ausstirbt. Wir haben rund um die Ausstellung Pressefoto Bayern die Chance von knipsenden Einsatzkräften zu erzählen, von Bildern, die mit 5,11 Euro entlohnt werden, von Arbeitsbedingungen und Zeiten, die die meisten Betrachter der ausgezeichneten Bilder gar nicht kennen – oftmals nicht einmal vom Hörensagen.

Ich sage das auch, weil ich weiß und das gar nicht verbergen will, dass der Wettbewerb Pressefoto Bayern Geld kostet. Ich bin mir aber sicher, dass er für das Renommee des Verbandes ebenso wichtig ist wie für die Vermittlung von politischen Inhalten.

Und dass diese eine Rolle spielen, wird für mich durch einen Termin bewiesen, den wir Anfang Mai hatten. Ich durfte den BJV im Wirtschaftsausschuss des Bayerischen Landtages vertreten. Das an sich ist nicht unbedingt das bemerkenswerte. Wir haben im vergangenen Jahr viele Lobbygespräche geführt. Wir hatten Gespräche mit den Landtagsabgeordneten der SPD und der Grünen, wir waren bei der CSA – der Arbeitnehmervertretung der CSU. Wir sprachen mit dem Justizminister Bausback ebenso wie mit dem Innenminister Herrmann. Wir waren außerhalb der politischen Gilden beim Vorsitzenden des Rundfunkrates, Wolf, wir sprachen mit diversen Vertretern von Verbänden, Vereinen und Organisationen. Was aber das Gespräch im Wirtschaftsausschuss auszeichnet, ist die Tatsache, dass der Vorsitzende des Ausschusses, Erwin Huber, auf den BJV zugekommen ist. Nicht wir baten um ein Gespräch, sondern er erkannte uns als kompetenten Ansprechpartner für journalistische Belange.

Zusammen mit dem Vertreter der Tageszeitungen, Scherer, hatte ich die Möglichkeit für den BJV über zwei Stunden unsere Anliegen vorzubringen, den Stand der Branche zu schildern und Möglichkeiten aufzuzeichnen, die wir sehen, um unser Berufsbild zu sichern und damit auch die Bedeutung der Presse in Bayern.

Ja, ich weiß, dass die Mühlen der Politik langsam mahlen und ich nicht in Überschwang verfallen sollte. Es wird noch viel Isar-Wasser am Maximilianeum vorbeirauschen, bis es greifbare Ergebnisse gibt, aber der Anfang ist gemacht.

Und damit komme ich zu den Aktivitäten, den jetzigen Aktivitäten. Ich setze allerdings mit einem Punkt an, der eher unangenehm ist. Der dazu führt, dass mich in Folge ein paar Menschen weniger mögen. Im Grunde habe ich die Problematik bei den Tarifauseinandersetzungen schon angesprochen. Es geht um Mitarbeit, es geht um die Rolle jedes Einzelnen, der eine Funktion im BJV einnimmt.

Wie fange ich da am Besten an? Vermutlich mit dem direkten Weg. Über das vergangene Jahr hat sich bei mir ein Negativ-Lieblingssatz herausgebildet. Der lautet nicht immer Wort- aber stets sinngleich: "Könnte die Geschäftsstelle nicht mal ...!" Abarten sind: "Der BJV muss ...", "Arbeitsauftrag an den geschäftsführenden Vorstand ...".

Ich will wahrlich nicht Kennedy strapazieren, um zu überlegen, ob das Land etwas für einen tun sollte, oder man selber für das Land. Aber es ist schon erstaunlich, mit welcher Beharrlichkeit Forderungen von Mitgliedern gestellt werden, die selber die Möglichkeit haben, aktiv zu sein. Ich rede nicht von dem – und es ist nicht despektierlich gemeint – "normalen Mitglied". Da ist die Berechtigung mehr als gegeben einzufordern und die Infrastruktur des BJV zu nutzen.

Ich rede von den Funktionären, die als Fachgruppenvorsitzende, als Vertreter dieser Fachgruppenvorsitzenden und/oder in anderen Funktionen im Verband und der Gewerkschaft an den wichtigen Positionen stehen. Das sind die Leute, die wir brauchen, wenn es gilt Aktionen umzusetzen, Kolleginnen und Kollegen zu erreichen.

Ich darf Ihnen ein treffendes Beispiel schildern: Am 3. Mai war der Tag der Pressefreiheit. Da sollte eine etwas größere Aktion in München stattfinden. Bereits in der Klausurtagung in Herrsching wurde diese Idee angesprochen und um Mithilfe geworben. Aufgrund der fehlenden Resonanz gab es eineinhalb Wochen später noch mal ein Schreiben an die Kolleginnen und Kollegen. Nicht sie selber waren für den Tag der Pressefreiheit gefordert, sie waren gebeten, zwei Menschen zu finden, die sich an der Aktion beteiligen.

Gefrustet musste ich feststellen, dass ausgerechnet diejenigen, die eh' aktiv mitarbeiten und unfraglich zu den Stützen im BJV gehören, sich brav entschuldigten und um Verständnis warben. Da das aber eher ein kleiner Teil ist, hätten diese Absagen gar nicht so weh getan. Ausgerechnet die, bei denen das Thema Pressefreiheit allein von der Fachgruppe an sich schon ein Thema spielen sollte, hielten sich mit ihrer Hilfe vornehm zurück.

Um es mal klar und deutlich zu sagen: So funktioniert Verbandsarbeit nicht. Die Bezirke funktionieren einwandfrei, da sind die Aktivitäten da. Der Bezirk Oberbayern sei explizit herausgenommen, da dort momentan eine offene Stelle im Vorsitz ist. Dennoch hat die Ersatzmannschaft um Marlo Thompson herum, mehr Veranstaltungen gestemmt, denn manch andere Fachgruppe mit erfahrenen Kollegen an der Spitze. Liebe Marlo Thompson – vielen Dank dafür. Und um es nicht zu vergessen, auch Wolfgang Seemann ist besonders zu danken. Er hat in den vergangenen Jahren immer daran gedacht, dass er den mitgliederstärksten Bezirk führt – und hat dementsprechend Veranstaltungen gestaltet.

Wir haben auch Fachgruppen, die hervorragend funktionieren. Betriebs- und Personalräte, trotz geschwächtem Vorsitz, die jungen Journalisten, die sicher vor ganz anderen Schwierigkeiten stehen, als so manch alteingesessener Profi, sie haben sich intensiv bei „24 Stunden Zukunft“ des DJV miteingebracht und hatten viele kleine, aber feine Veranstaltungen, die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die nicht zuletzt auch durch Michael Helmerich und Sascha Ihns einen neuen Schwung bekommen hat, die Fachgruppe Online, die es wie kaum eine andere Gruppe versteht mit den weiteren Organisationseinheiten versteht zu kooperieren. Und dann noch die Gruppe Europa, die es schafft ein internationales Licht auf den BJV zu werfen, wie es sich der DJV manchmal wünscht. Rainer Reichert hat zum Beispiel unglaublich viel Zeit und Engagement in die Ausrichtung der Mediane in Würzburg gesteckt. Die Freien haben ihren aufwendigen Frei-Tag, der allerdings auch die Geschäftsstelle massiv mit einbindet – das soll ja auch so sein.

Und dann wird es eng. Maximal zwei Veranstaltungen, eher weniger, tendenziell null Veranstaltungen wurden im Durchschnitt durch die restlichen Fachgruppen bewerkstelligt. Ich weiß: mir wird in solchen Momenten erzählt, was für wichtige Gespräche mit den Mitgliedern geführt werden, es wird vom hohen Aufwand bei den empfangenen Mails gesprochen. Ich will das nicht bezweifeln, der BJV hält und gewinnt seine Mitglieder aber durch Aktionen, Veranstaltungen mit Außenwirkung.

Der BJV kann gut arbeiten, wenn die Fachleute bei den entsprechenden Ereignissen mit eingebunden sind. Diese Fachleute sollten die Vorsitzenden der jeweiligen Fachgruppen sein. Ich werde es nicht müde eines zu wiederholen: Wenn wir einen starken Verband haben wollen, brauchen wir keine Menschen, die die Ehrennadel voller Stolz im Revers tragen, sich aber nicht mehr bewegen, weil sie Angst haben, dass die Nadel herausfallen könnte. Wir brauchen im BJV Menschen, die ein Abbild der gesamten Solidargemeinschaft darstellen. Die Kolleginnen und Kollegen im Verband leben unsere Ideen nur mit, wenn wir sie selber vertreten und aktiv dabei sind.

Ich habe diese Gespräche ja schon geführt und ein Argument schlug mir immer dabei entgegen: Du hast gut reden, Du wirst ja bezahlt. Das ist der Part in der Bilanz, der gesondert vorgetragen werden muss, da ich mir dieser Verantwortung durchaus und sehr intensiv bewusst bin. Nur ein Vorurteil ist auszuräumen, das mich auch ein wenig ärgert: Ich verdiene nicht einen Euro mehr als zuvor. Im Gegenteil, ich gehöre leider zu denjenigen, die es mit der Abrechnung nicht so genau nehmen und hier und da einen Kilometer, eine Bahnfahrt oder ein Parkticket auch mal auf der Strecke lassen. Das liegt aber daran, weil ich das Amt immer noch als Ehrenamt verstehe.

An 52 Tagen wurde ich für 7,5 Stunden bezahlt. Im Übrigen ein Modell, das in Nordrhein-Westfalen Einzug gehalten hat, ein Modell, das im Hessen diskutiert worden ist, in Baden-Württemberg abgelehnt wurde, mit der Folge, dass der bisherige Vorsitzende Thomas Godawa am heutigen Tag nicht mehr zur Wahl antritt. Warum? Weil die Vielfalt der Aufgaben über die rein ehrenamtliche Zeit nicht mehr zu bewältigen ist, wenn wir wirklich Verbesserungen für unsere medialen Berufsbilder anstreben.

Zu diesen 52 Tagen kommen noch weit über 500 Stunden, die zusätzlich anfallen – also als reines Ehrenamt. Also die Feststellung, dass ich leicht reden habe, weil ich bezahlt werde, stimmt für die eine Hälfte der BJV-Arbeit, für die andere Hälfte nicht unbedingt.

Aber vielleicht ist das genau der Grund, warum ich die Funktionäre fordere. Wir sind kein Prestigeverein – wir haben einen klaren Auftrag der Mitglieder und eine hohe Verantwortung gegenüber diesen, aber auch der Gesellschaft. Und ich sehe jetzt schon wieder einige betroffene Gesichter, aus den zu lesen ist: Der meint jetzt aber nicht mich! Diejenigen, die aktiv waren, wissen es, weil ich es ihnen auch immer wieder gesagt habe.

Warum bin ich da so direkt? Warum riskiere ich, dass der Weg einigen zu mühsam erscheint und sie dann daran arbeiten, einen neuen, bequemeren Vorsitzenden zu bekommen? Weil ich es für elementar finde, um bei einigen Themen weiterzukommen – und das funktioniert alleine nur mäßig bis gar nicht.

Es geht um den Presseausweis und der Legitimierung durch die Innenministerkonferenz, es geht um die bereits erwähnten Aktionen gegenüber den OT-Häusern, es geht um eine intensivere Kontaktpflege in die Häuser, gerade im privaten Rundfunk haben wir noch große Lücken. Es geht um fremdsprachige Kolleginnen und Kollegen, denen wir im BJV ein Stück Gastfreundschaft oder Heimat bieten könnten, es geht um enge Kooperationen mit unseren ausländischen direkten Nachbarn. Es sind viele Themen, die uns beschäftigen, was allein durch die Vielfalt der Medienlandschaft kein Wunder ist. Es geht darum dem Problem des Mitgliederschwundes durch Austritte wegen Berufswechsel entgegenzutreten. So viele Kolleginnen und Kollegen wie nie zuvor verließen im Berichtszeitraum unseren Verband mit dem Grund "Berufswechsel"! Da sind auch erfahrene und bestens ausgebildete Kolleginnen und Kollegen darunter, denen dieser Beruf, diese Berufung leider nicht mehr genug geboten hat, um sich und ihre Familien vernünftig zu ernähren. 

Was uns da gar nichts bringt, ist ein weiterer Schlag von Mensch, den ich in diesem Jahr auch nochmals sehr ausgeprägt kennen lernen durfte. Es gibt sogar einen Begriff dafür, wie ich im Internet feststellen durfte. Das ist der Hater. "Ein Hater – Zitatanfang – ist ein Mensch, der nichts leistet oder zumindest nichts, was andere Menschen wertschätzen und sich zwanghaft durch den Erfolg anderer Menschen angegriffen und an eigene Minderwertigkeitsgefühle erinnert fühlt. Anstatt sich zu verbessern und an sich zu arbeiten, versucht der Hater mit permanenter sinnfreier Kritik andere auf das eigene Niveau herunterzuziehen." – Zitat Ende.

Das haben wir leider auch. Destruktive Kritik, sich aber einer Mitarbeit verweigernd. Ich habe aber gelernt, man sollte sich nicht herunterziehen lassen, sondern solchen Menschen positiv begegnen. Das mach ich auch gerne: Denn ich habe vor einem Jahr nicht damit gerechnet, dass ich an dieser Stelle einen Kollegen erwähne, der genau das Gegenteil zu solch einem Hater ist. Mein damaliger Mitkonkurrent Ulf Froitzheim hat nämlich im vergangenen Jahr an diversen Stellen gezeigt, dass er konstruktiv im BJV dabei ist. Und ich glaube es ist nach so einem Geschehen wie 2013 in Aschaffenburg sicher nicht einfach. Ulf ich danke ausdrücklich für die konstruktive Kritik, die Gespräche, die wir geführt haben und Deine Loyalität. Diese Art bringt uns voran, nicht die zuvor geschilderte Einstellung.

Ich komme in Richtung Ende – das habe ich gelernt, so zu sagen, um die Aufmerksamkeit nochmals auf den Redner zu lenken. Die ist jetzt auch gegeben, weil ich noch zu einem wichtigen Punkt komme. Es ist natürlich nicht alles glatt gelaufen im ersten Jahr, dies wäre auch des Guten zu viel gewesen. Aus Fehlern lernt man, Fehler muss man analysieren und dann bewerten. Das habe ich auch getan.

Deswegen, und weil ich für mich nicht in Anspruch nehmen will, beratungsresistent zu sein, entschuldige ich mich von dieser Stelle aus, in aller Öffentlichkeit und sehr ernst gemeint bei meinem Vorgänger Wolfgang Stöckel. Ich habe Dir, lieber Wolfgang, nicht immer die richtigen und fairen Worte gewählt, ich war mit dem einen oder anderen Satz auch das eine oder andere Mal sehr nah an Deiner nicht zu überschreitenden Gürtellinie. Das tut mir aufrichtig leid. Es tut mir auch leid, dass mir in diesem Fall der Mut fehlte, Dir gegenüber aufzutreten und das Gespräch zu suchen. Bei unangenehmen Dingen verstecke ich mich auch gerne mal hinter der nüchterneren E-Mail. Wie gesagt, dafür bitte ich sehr herzlich und ehrlich um Entschuldigung.

In der Sache selber, auf die ich gar nicht weiter eingehen möchte, da es sich um meines Erachtens interne Angelegenheit innerhalb des Landesvorstandes gehandelt hat, bleibe ich bei meinem bereits geäußerten Wunsch. Wir haben eben eine andere Vorstellung, als in der Vergangenheit – und es liegt in Deiner Hand diesem Wunsch zu entsprechen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir haben im BJV in diesem einen Jahr schon viel verändert. Die Mitglieder des Landesvorstandes werden sehr intensiv in fast alle Diskussionen einbezogen, sie erhalten Mails, um auf dem Laufenden zu bleiben – auch wenn ich zugebe, dass dies noch ein wenig zwischen den Sitzungen besser laufen könnte. Wir haben Privilegien des geschäftsführenden Vorstandes abgeschafft, um die Idee Primus inter pares zu untermauern. Das fängt damit an, dass die Zweite Klasse statt der Ersten genutzt wird, das geht über die Frage der Erstattung von Telefongebühren, die den heutigen Preisen, nämlich nach unten, angepasst wurden. Wir haben diverse Dienstleistungen und die entsprechenden Dienstleister, die wir benötigen, auf den Prüfstand gestellt und auch dort bereits Wechsel vollzogen.

Das ist im Übrigen keine Kritik an unseren Vorgängern. Wir müssen den BJV aber auf veränderte Rahmenbedingungen wie steigende Personalkosten, aber fallende Mitgliederzahlen neu justieren. Es ist also einiges in Bewegung und in Veränderung. Was sich für mich aber unfraglich nicht ändert ist der Dank am Abschluss der Rede des 1. Vorsitzenden.

Und ich finde mit Dank sollte man auch nicht sparen, da der an die Kolleginnen und Kollegen geht, die diesen BJV erst ermöglichen.

Ich danke vorab meiner, unserer Geschäftsführerin Jutta Müller. Als Gewerkschafter sei mir aber die Ankündigung erlaubt, dass ich in Zukunft mehr auf die Stunden schauen werde – es macht sich nicht gut, wenn wir irgendwann verdächtigt werden die Geschäftsführerin sklaventechnisch auszunutzen – Jutta Dir vielen Dank.

Ich danke den Kolleginnen der Geschäftsstelle. Unter der Büroleitung von Ulrike Türck haben mir Waltraud Paul, Monika Schulz, Judith Zinkann und die beiden Buchhalterinnen Karina Pahl und Sybille Hildebrand es einfach gemacht, mich einzuleben und erst recht einzuarbeiten. Umgekehrt hat das Team sich – so hoffe ich – auch daran gewöhnt, dass in der Regel montags ein leicht verwirrt wirkender Vorsitzender wieder einmal ein freies Büro sucht, um arbeiten zu können.

Ein Dank geht an die Justiziare Inga Hobrecker, Bettina Kühnast, Britta Kutzer, Berit Weide-Schörghuber, Stefan Marx und dem Justiziar sowie stellvertretenden Geschäftsführer Dennis Amour, die immer leiden durften, wenn ich ganz andere rechtliche Vorstellungen denn die Rechtsprofis hatte. Mehr oder weniger kurze Gespräche brachten mich dann auch meistens wieder auf Spur.

Nicht nur ein Dank geht an Maria Goblirsch und Thomas Mrazek. Sie leisten eine unglaubliche Arbeit nicht nur in der Geschäftsstelle. Sie erstellen Pressemitteilungen, machen Termine, pflegen unsere Internetauftritte und haben immer in Summe vier offene Ohren für eine Anliegen. Dass die Arbeit funktioniert, zeigt die Vielfalt der Auftritte, die die BJV-Funktionäre in den Medien hatten, zeigt aber auch die Vielfalt der Pressemitteilungen, die übernommen wurden oder der Anreiz für tieferschürfende Interviewfragen waren.

Die beiden sind auch im BJVreport-Team dabei, dem ich ebenso herzlich danke. Mit Michael Anger an der Spitze, den beiden Kollegen Senta Krasser und Alois Knoller sowie dem Layouter Eberhard Wolf, entsteht ein Produkt, das von den anderen Landesverbänden gerne kopiert wird. Und was ich persönlich sehr positiv finde: Das Reportteam ruht sich nicht auf den tatsächlich gewonnenen Lorbeeren im vergangenen Jahr aus, sondern ist permanent an Veränderungen zum Besseren interessiert und engagiert. Danke Euch.

Ein Dank geht an Dietmar Schmidt, der als Vorsitzender des Aufnahmeausschusses mit seiner Mannschaft dafür sorgte, dass wir dem Anspruch gerecht werden, hauptberufliche Journalisten zu vertreten und keine Hobbyschreiber. Das ist nicht immer ein leichter Job.

Ich danke den Kolleginnen Daniela Albrecht, Hilde Stadler, Markus Hack und Ralph Bauer, mit denen ich im ersten Jahr ebenfalls viel – und ich meine das positiv und sehr ernst – mit denen ich bei allen schwierigen Aufgaben viel Spaß hatte. So verschieden wir sind, so gut arbeiten wir zusammen.

Last, but not least, Danke ich Ihnen, liebe Mitglieder für das erste Jahr Vertrauen. Ich habe mit einigen von Ihnen immer wieder in regem Kontakt gestanden, um in der Sache weiterzukommen. Da ist ein Thomas Gaulke, ein Stefan Weigl, ein Andreas Ascherl, ein Udo Dreier – die ich stellvertretend nennen mag.

Mein Eingangszitat war vielleicht philosophisch hochtrabend. Ich sollte es eher mit Ernest Hemingway nehmen und in dessen Idee dem BJV vorstehen. Der sagte nämlich: "Glück, das ist einfach eine gute Gesundheit und ein schlechtes Gedächtnis."

Michael Busch

Vorsitzender

Bayerischer Journalisten-Verband