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Datenjournalismus in Österreich: Potenziale noch nicht ausgeschöpft

Laut Meinung von Experten bedarf es einer noch stärkeren Professionalisierung der Journalisten im Umgang mit der Auswertung von Daten.

Krems - Die Onlinestudie "Datenjournalismus im Realitätscheck. Die Relevanz des Datenjournalismus in der täglichen journalistischen Arbeit" beschäftigte sich mit der Häufigkeit und Art der Verwendung komplexer Datenbestände im Journalismus, den dabei entstehenden Vor- und Nachteilen, der Beschaffenheit von Quellen, dem zukünftigen Potenzial von Datenjournalismus und den damit verbundenen Auswirkungen auf die journalistische Arbeit:

 - Journalisten verwenden Daten oft und gern. 60 Prozent der Befragten gaben darüber hinaus auch an, Datenjournalismus zumindest in geringem Ausmaß zu betreiben und widmen dieser Tätigkeit knapp ein Fünftel ihrer Arbeitszeit. Als heterogen erwies sich dabei allerdings das Begriffsverständnis von Datenjournalismus.

- Zur Frage, welche Daten erhoben werden, gaben 77 Prozent an, bereits Daten von öffentlichen Einrichtungen bezogen und datenjournalistisch verwendet zu haben (vor allem Wirtschafts-, Bevölkerungs- und Umfragedaten). Als schwierig wird der Zugang zu Daten der Regierung eingeschätzt.

- Illegal erlangte Daten sind – sofern sie im Sinne eines investigativen Journalismus dem öffentlichen Interesse dienen – für 54 Prozent in der Verwendung in Ordnung, wenn sie die Quelle nicht Preis geben müssen.

- Als Vorteile des Datenjournalismus insgesamt wurden Fundierung (29 Prozent), Seriosität (26 Prozent), Interesse für Seher, Leser, Hörer, User (20 Prozent), und öffentliches Interesse (19 Prozent) genannt, als Nachteile Zeitaufwand (37 Prozent), Anfälligkeit für „gesteuerte“ Daten durch eingeengte Zugänge (34 Prozent) und die Notwendigkeit von Spezialwissen bei der Bearbeitung (32 Prozent).

- Die Journalisten halten den Datenjournalismus im Journalismus für wesentlich – heute und in verstärkter Form in Zukunft, besonders in den Ressorts Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung. Sie schätzen ihn bezüglich des Journalismus überwiegend als insgesamt reputations- und qualitätssteigernd ein. Jeder Vierte, der noch nicht datenjournalistisch arbeitet, ist entsprechend bereit dazu. Ein Drittel verweigert: diese JournalistInnen glauben, dass ihre Zielgruppe keine entsprechenden Inhalte nachfrägt.

Laut Meinung der Experten bedarf es einer noch stärkeren Professionalisierung der Journalisten im Umgang mit der Auswertung von Daten. Ein möglicher Lösungsansatz sei unter anderem die Etablierung unabhängiger Institutionen, die in Zusammenarbeit mit der kritischen Öffentlichkeit Daten sammeln, aufbereiten und visualisieren. Auf diese Weise könnten Journalisten auf komprimiertes und hochwertiges Datenmaterial zurückgreifen.

Info: www.donau-uni.ac.at/jokom