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„Der BDZV ist nicht ramponiert“ – Sigrun Albert jetzt bei der Nürnberger Presse

„Der BDZV ist nicht ramponiert“ – Sigrun Albert jetzt bei der Nürnberger Presse Sigurn Albert (Foto: Michael Kappeler, dpa, Nürnberger Presse)

Vor wenigen Wochen wechselte Sigrun Albert vom BDZV an die Spitze der Nürnberger Presse. Im Interview spricht sie über ihren Neustart – und was sie aus der Verbandsarbeit mitnimmt.

Nürnberg – Vor rund einem Monat ist sie an die Verlagsspitze der Nürnberger Presse gerückt. Im Interview mit „kress pro“ spricht Sigrun Albert über ihren Wechsel. Für welche Erfahrung beim Zeitungsverlegerverband Albert besonders dankbar ist.

 

Was machen Sie im Moment?

Sigrun Albert: Ich bin seit 12. Mai Geschäftsführerin beim Verlag Nürnberger Presse. Ich kehre zu meinen Wurzeln zurück, denn beim VNP habe ich vor vielen Jahren als Volontärin angefangen.

 

Sie wurden – so war es vielfach zu lesen – als Transformationsexpertin geholt. Welche konkreten Pläne haben Sie für Ihren neuen/alten Arbeitgeber?

Beim VNP wurde schon sehr viel angeschoben, die Transformation hat nicht erst jetzt begonnen. Wir arbeiten wie jedes andere regionale Medienhaus daran, dass unsere Marken auch noch in zehn, 15 oder 20 Jahren in der Region verankert sind. Dafür müssen wir mit der Zeit gehen und uns den Nutzerbedürfnissen anpassen. Nur ein Beispiel: Unser E-Paper kommt sehr gut an in bestimmten Altersgruppen. Also müssen wir es so attraktiv gestalten, dass es möglichst lange als abgeschlossenes Format Anklang findet. Zudem braucht es weitere digitale Angebote und Produkte. Aus der Stärke unserer Marken heraus werden wir noch Weiteres auf- und ausbauen – etwa das Agenturgeschäft.

 

Klingt ganz nach dem Spagat, den Ihre beiden Verlegerinnen anlässlich Ihrer Berufung formuliert haben: Sie sollen, so heißt es, dabei „helfen, das nötige Tempo der Veränderung aufzunehmen“ und gleichzeitig die „journalistische Kernkompetenz bewahren“.

Aus meiner Sicht ist eine große Herausforderung für Verlage die Vielzahl an Investitionsfeldern. Ein Beispiel: Marketing – am besten für jeden einzelnen Inhalt. Um neue User zu gewinnen oder bestehende Kunden immer wieder in unsere Produkte zu locken. Dafür muss Geld investiert werden, auch in die entsprechende Technologie. Gleichzeitig wollen und werden wir weiterhin Qualitätsjournalismus finanzieren. Diesen Spagat habe ich bisher in jedem Haus erlebt. Um ihn zu bewältigen, benötigen wir großes Kostenbewusstsein und zusätzliche Erlösquellen.

 

Warum sind Sie beim BDZV nach etwas über zwei Jahren schon wieder gegangen?

Wenn sich Chancen bieten, sollte man sie ergreifen. Die Zeit beim BDZV hat sich trotzdem gelohnt: Mein Netzwerk und Know-how sind erweitert, zudem habe ich nun ein anderes Verständnis dafür, wie wichtig Lobbying ist, um faire Rahmenbedingungen für Qualitätsjournalismus zu erhalten.

 

In Ihrer Zeit als Hauptgeschäftsführerin haben Mitglieder wie die „Bild“-Gruppe den BDZV verlassen und Präsident Mathias Döpfner sein Amt niedergelegt. Wie stark haben die vergangenen Jahre den Verband ramponiert?

Der BDZV ist nicht ramponiert. Er hat immer noch die große Mehrheit der Zeitungshäuser als Mitglieder, und ich bin überzeugt davon, dass sie es bleiben werden. Es gibt keine Alternative zu einem starken und aktiven Lobbyingverband – gerade in einer Branche wie unserer, in der nur wenige Unternehmen eigenständige Lobbyarbeit betreiben.

 

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