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Die Rentner-Gang im Wirtschaftsjournalismus: Aufhören ist kein Thema

Die Rentner-Gang im Wirtschaftsjournalismus: Aufhören ist kein Thema „Wirtschaftsjournalist:in“-Chefredakteur Marcus Hebein

Während die Generation Z mediale Omnipräsenz erhält, fliegen Boomer wie Hans Werner Kilz, Rainer Hank oder Bernd Ziesemer unterm Radar. Zu Unrecht, schreibt WJ-Chefredakteur Marcus Hebein.

Berlin – Die neue „Wirtschaftsjournalist:in“ widmet sich ganz den Boomern in den Redaktionen. Und zeigt in seiner aktuellen Ausgabe „Die Rentner-Gang – 33 Wirtschaftsjournalisten über 66“. Warum sie nicht aufhören und ihr Alter von Vorteil ist, schreibt WJ-Chefredakteur Marcus Hebein in seinem Editorial: 

 

Wie geht es den jungen Journalistinnen und Journalisten? Wer sind die „30 unter 30“? Wer mischt die Szene schon in jungen Jahren auf? 

 

Zugegeben, auch in diesem Magazin bemühen wir uns oft, junge Wirtschaftsjournalistinnen und -journalisten in den Fokus zu stellen und die Arbeitsbedingungen für Nachwuchskräfte zum Thema zu machen. Das hat seine Berechtigung, geht es doch dabei um die Zukunft unserer Branche. 

 

Was dabei allerdings oft vergessen wird: Es gibt gute Gründe, sich auch mit den älteren Kolleginnen und Kollegen zu beschäftigen. Viele Initiativen kümmern sich um die Belange junger Menschen, nur wenige um die Belange erfahrener Menschen. Dem Potenzial an Führungs-und Fachkräften wird oft zu wenig Beachtung geschenkt. 

 

Unser Autor Roland Karle hat sich auf die Suche gemacht und sich bei Expertinnen und Experten umgehört, warum gerade Journalisten ihren Beruf lange ausüben können und worauf Arbeitgeber achten sollen. Und er hat nach älteren Kolleginnen und Kollegen in der Szene der Wirtschaftspublizisten gesucht, die auch im Rentenalter noch höchst aktiv sind und nur wenig Lust auf Ruhestand haben. Herausgekommen ist eine spannende Liste von 33 Wirtschaftspublizisten, für die offenbar gilt: Mit 66 Jahren, da fängt der Job erst an. 

 

Übrigens: Erst gegen Ende der Recherche ist uns etwas aufgefallen, das irritiert: In der Liste „33 über 66“ sind fast ausschließlich Männer vertreten. Genau genommen liegt die Frauenquote bei 6 Prozent, in persona von „Brand eins“-Gründerin Gabriele Fischer (71) und „Manager Magazin“-Autorin Ursula Schwarzer (69). Ganz schön mager. 

 

Aber: Ob Frau oder Mann, spielte bei der Auswahl natürlich keine Rolle. Die 6-Prozent-Quote ist also weder beabsichtigt noch repräsentativ. 

 

Sie ist aber ein Indiz dafür, dass der Wirtschaftsjournalismus lange eine Männerdomäne war.  Das hat sich zumindest etwas geändert. Dazu genügt ein Blick in die Redaktionen, auf die Autorenzeilen bei Wirtschaftsthemen; oder auch auf die Siegerliste unserer Wahl „Wirtschaftsjournalist:in des Jahres 2023“. Mit „Handelsblatt“-Chefredakteur Sebastian Matthes gewann zwar ein Mann, doch drei Frauen kamen unter die Top 5. Quote: 60 Prozent! Das könnte zum Trend werden. Jedenfalls muss niemandem bange sein um den weiblichen Nachwuchs bei den Golden Oldies. Falls wir in fünf Jahren erneut die Ü66-Community der Wirtschaftspublizistik nominieren, stehen schon jetzt spannende Namen in unserem Notizbuch: Bestseller-Autorin Ulrike Herrmann (heute 64), FAZ-Redakteurin Heike Göbel (64), „Spiegel“-Kolumnistin Ursula Weidenfeld (62), Verlegerin Christiane Goetz-Weimer (62), „Welt“-Chefökonomin Dorothea Siems (61) und einige mehr. Voraussetzung ist natürlich, dass sie auch dann noch arbeitseifrig sind.

 

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