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Die "Spiegel"-Affäre 1962 und ihre wichtigsten Akteure

Die Affäre erreicht im Oktober 1962 ihren Höhepunkt. Nach einem kritischen Artikel des Nachrichtenmagazins über die Bundeswehr wird die Hamburger Zentrale des Magazins durchsucht. Mehrere Redakteure werden festgenommen

Hamburg (dpa) - Die "Spiegel"-Affäre erreicht im Oktober 1962 ihren Höhepunkt. Nach einem kritischen Artikel des Nachrichtenmagazins über die Bundeswehr wird die Hamburger Zentrale des Magazins durchsucht. Mehrere Redakteure werden festgenommen, darunter Herausgeber Rudolf Augstein und der stellvertretende Chefredakteur Conrad Ahlers, Verfasser des Textes "Bedingt abwehrbereit". Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU) hat die Strafverfolgung forciert. Am Ende geht der "Spiegel" als Gewinner aus der Affäre hervor. Die Bundesregierung von Kanzler Konrad Adenauer gerät hingegen in Bedrängnis, Strauß verliert sein Amt. Der Skandal veränderte auch die Gesellschaft: Professoren und Studenten demonstrierten gemeinsam für die Pressefreiheit.

Die Hauptakteure der Affäre:

CONRAD AHLERS (1922-1980): Seine Zustandsbeschreibung der Bundeswehr ist es, die in der angespannten Beziehung zwischen Strauß und "Spiegel" das Fass zum Überlaufen bringt. Nach Erscheinen der "Spiegel"-Ausgabe vom 8. Oktober macht der frühere Fallschirmjäger Urlaub in Spanien, wo er verhaftet wird. Insgesamt sitzt Ahlers 55 Tage in Haft, am Ende bleibt von den Vorwürfen des Landesverrats aber nichts übrig.

RUDOLF AUGSTEIN (1923-2002): 15 Jahre nach der Gründung des Magazins ist Augstein einer der streitbarsten Journalisten der Nachkriegszeit. Seine Tiraden gegen Adenauer und Strauß sind legendär, die "Spiegel"-Affäre ist Höhepunkt seiner Fehde mit den mächtigen Unions-Granden. Augstein muss 103 Tage ins Gefängnis - länger als jeder andere. Die Affäre zementiert den Ruf des Blattes als "Sturmgeschütz der Demokratie".

FRANZ JOSEF STRAUß (1915-1988): Der temperamentvolle CSU-Vorsitzende gilt damals als möglicher Adenauer-Nachfolger. Das Bundestagsmitglied der ersten Stunde ist wortgewaltig, machtbewusst und ein guter Strippenzieher. Als Verteidigungsminister erarbeitet Strauß Pläne zur atomaren Bewaffnung der Bundeswehr - für Augstein mit ein Grund, warum Strauß niemals Kanzler werden darf. Als der kritische Artikel über die Nato-Übung "Fallex 62" erscheint, ist Strauß außer sich vor Wut. Auf sein Geheiß hin wird Ahlers in Spanien verhaftet. Anfangs bestreitet Strauß seine Verwicklung in die Affäre, am Ende wird der Druck zu groß und Strauß muss zurücktreten.

 

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