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Do you have Rizz? – Was Medienprofis über Anglizismen wissen sollten

Do you have Rizz? – Was Medienprofis über Anglizismen wissen sollten Peter Littger

Peter Littger erklärt das neue Mode-Wort und weiß, was es mit Sex zu tun hat.

Salzburg – Wieder ein englisches Wort, das wir uns merken sollen, rät Englisch-Profi und Journalist Peter Littger in „Österreichs Journalist:in“: Rizz! Gesprochen „ris“ und ohne Artikel – mind you, without „the“. Man sagt zum Beispiel: He/she has rizz! Nach Jazz, Fizz oder Whizz nun ein neuer Buzz auf „zz“. Rizz ist eine ins Unwiderstehliche gehende Anziehungskraft von Menschen, die laut der Redaktion des „Oxford English Dictionary“ (OED) sogar sexuellen Nutzen stiften darf.


Die Colleagues aus Oxford müssen es wissen. Sie forschen mit echten Quellen, bevor sie ein Wörtchen aus unserer Lieblingsfremdsprache zum „Word of the Year“ erheben – wenn es sein muss, auch auf Tiktok. Zum Leidwesen der textbasierten Wissenschaft (und der USAmerikaner) ist der (chinesische) Social-Media-Kanal zu einem relevanten Leitmedium geworden. Und dort hat sich Rizz als sogenannter Internet-Slang innerhalb kurzer Zeit zur prägnanten Kurzform von „Charisma“ entwickelt und verbreitet. Für die Celebrity-Berichterstattung ist Rizz also unverzichtbar.


In Oxford wird die Wortprägung bereits auf einer Höhe mit Klassikern wie „fridge“ oder „flu“ betrachtet – zwei englische Begriffe, die jeder kennt und die ebenfalls aus dem Rumpf ihrer Wortwirte „refrigerator“ und „influenza“ hervorgegangen sind. Auch ihnen wohnen Versprechen inne, nämlich dass der Kühlschrank voll ist und die Grippe heilt. Da ist ein bisschen Sex der Gen Z schon okay. Wenn sich aus der Situation ein „Situationship“ entwickelt – eine nicht für die Ewigkeit bestimmte Affäre –, wäre es ein weiterer Begriff, den die Redaktion in Oxford für zeitgemäß hält und der auf der diesjährigen „Shortlist“ des beliebten Wortwettbewerbs zu finden ist – eine Tradition übrigens, die nicht in England oder in den USA, sondern 1971 von der Gesellschaft für deutsche Sprache mit dem Wort „aufmüpfig“ begonnen wurde. Unterdessen wird erklärt, das extrovertierte „Rizz“ sei eine Reaktion auf das introvertierte Verhalten der Covidjahre. Es wurde vom OED 2022 mit „Goblin Mode“ gewürdigt – wenn man die Gesellschaft meidet und sich verkrümelt wie ein Kobold. Doch Rizz sticht auch in diesem Jahr hervor, etwa aus der lauwarmen Langeweile farbloser Mitmenschen, denen es an Rizz mangelt und denen das fade Trendlabel „beige flag“ anhaftet. Menschen mit Rizz besitzen Feuer.


In einer Zeit, in der die beige Mehrheit von AI schwafelt und sich ein besseres Leben von eiskalten Maschinen verspricht, die menschliches Denken, Lernen und sogar Fühlen simulieren, bleibt flammendes Charisma ein menschliches Privileg. Das mag sich ändern, so wie in Ian McEwans Roman „Machines like me“, der von Adam handelt, einem Roboter mit Rizz. Bis er Wirklichkeit wird, werden wir den Maschinen hoffentlich noch unendlich viele „Prompts“ diktieren– nach einem Jahr ChatGPT eindeutig mein Word of the Year!

 

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