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Newsroom – Markus Wiegand

Dolde-Medien-Chefin Tanja Herkert: „Es ist superanstrengend, aber es kann funktionieren“

Dolde-Medien-Chefin Tanja Herkert: „Es ist superanstrengend, aber es kann funktionieren“ Ein ungewöhnliches Cover von „kress pro“: Tanja Herkert ist mit ihrer kleinen Tochter zu sehen

In der aktuellen Ausgabe von „kress pro“ geben Führungsfrauen aus der Medienbranche Ratschläge, wie sie Familie und Beruf verbinden. Zum Beispiel verrät „Bild“-Chefin Alexandra Würzbach, was ihre Erfolgsgeheimnisse sind.

Berlin –  Markus Wiegand, „kress pro“-Chefredakteur zu den Führungsfrauen aus der Medienbranche in seinem Editorial: 

Das letzte Mal, als ich im Editorial über Frauen geschrieben habe, hat uns das ein Abo gekostet. Die maßgeblichen Leserinnen in der Journalistenausbildung der Hamburg Media School sahen es als erwiesen an, dass das Editorial total daneben war und sich eine Kündigung nicht umgehen ließ. Dabei hatte ich – jedenfalls in meiner bescheidenen Wahrnehmung – nur versucht zu erklären, warum es für ein Magazin wie „kress pro“, das sich an Führungskräfte in den Medien richtet, nicht so leicht ist, viele Frauen auf dem Titel abzubilden. Es gibt halt viel, viel mehr Männer in den herausgehobenen Jobs.

 

Bei der Hamburg Media School teilte man die Argumentation nicht und kündigte das Abo umgehend wegen der „unzureichenden paritätischen Berichterstattung“. Mich hat weniger die Kündigung überrascht als der fehlende Wille, darüber in eine Diskussion einzusteigen. Von einer Institution, die den Anspruch hat, Journalisten und Medienprofis auszubilden, hatte ich deutlich mehr Freude an der Debatte erwartet. Es irritiert mich immer ein wenig, dass viele, die mehr Vielfalt in Führungspositionen in den Medien fordern, offenkundig finden, dass bei ihren Anliegen und der Umsetzung alle derselben Meinung sein müssen.

 

Verleger Michael Ringier, der das Thema Gleichberechtigung und Vielfalt in seinem Unternehmen in der Schweiz stärker vorantreibt als fast alle deutschen Medien, schrieb dazu im Frühjahr im hauseigenen Mitarbeitermagazin: „Das Schlimmste an dieser Art des Genderkampfes ist die absolute Humorlosigkeit der Agierenden. Mit einer aktivistischen Verbissenheit wird um jedes Wort gekämpft.“

 

Praktische Ansätze

Das Thema Gleichberechtigung ist emotional aufgeladen und oft ideologisch besetzt. Wir sind die Titelstrecke dieser Ausgabe bewusst pragmatisch angegangen und haben zum Beispiel mit der Dolde-Medien-Geschäftsführerin Tanja Herkert (32) darüber gesprochen, wie sie ganz konkret Familie und Beruf verbindet. Einer ihrer ungewöhnlichen Ansätze: Sie nahm ihren Sohn als Baby mit ins Büro. Auf dem Titel ist sie mit ihrer Tochter zu sehen. Das Bild ist auch ein Statement: „Ja, es ist superanstrengend, aber es geht, es kann funktionieren“, sagt Tanja Herkert in unserem Interview und hält auch fest: „Es geht um praktische Unterstützung im Alltag.“

 

Zudem haben wir Medienunternehmen gefragt, welche Projekte sie anstoßen, um Frauen und Vielfalt zu fördern. „Tagesspiegel“-Geschäftsführerin Ulrike Teschke sagte uns dazu: „Zu vermitteln, dass Teilzeitkonzepte für Führungskräfte funktionieren, ist dabei wesentlich. Ich arbeite selbst in Teilzeit und habe lange meine Mutter gepflegt. Daher möchte ich Kolleginnen dazu ermutigen, Führungsverantwortung zu übernehmen, auch wenn sie nur in Teilzeit arbeiten.“

 

Außerdem haben wir uns in der Branche umgeschaut und die 25 mächtigsten Medienfrauen in Deutschland gefragt, was sie anderen Frauen in der Branche raten, die es auch so weit bringen wollen. „Bild am Sonntag“-Chefin Alexandra Würzbach antwortete, wie es auf dem Boulevard üblich ist: klar und deutlich: „Geh deinen eigenen Weg! Bleib sensibel, aber sei auf keinen Fall empfindlich – je weiter du nach oben kommst, desto schärfer weht dir der Wind ins Gesicht. (...) Gerade im Sturm Nerven und Ruhe bewahren – Schreien ist Schwäche. Sich gerade machen, Rückgrat haben! Und ganz wichtig: Sagen, dass du es willst, weil du es kannst.“ Sie sehen: Die Antworten sind für Männer und Frauen spannend.


Ach ja: Liebe Hamburg Media School, ich gehe natürlich davon aus, dass Sie Ihr „kress pro“-Abo nach diesem Titelthema umgehend wieder aufnehmen. Eine Mail genügt: vertrieb(at)oberauer.com.

 

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„kress pro“ erscheint wie newsroom.de im Medienfachverlag Oberauer