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Ex-„Handelsblatt“-Managerin und Karriere-Coach: Claudia Michalski verrät die Karriereformel für Journalisten

Ex-„Handelsblatt“-Managerin und Karriere-Coach: Claudia Michalski verrät die Karriereformel für Journalisten Claudia Michalski

Claudia Michalski im „kress pro“-Interview über die „Karriereformel“ und die alles entscheidende Frage, die sich Medienprofis stellen sollten.

Berlin – Sie arbeitete 25 Jahre lang als Medien-Managerin, war Geschäftsführerin des Beuth Verlags und der Handelsblatt Media Group, 2015 fing sie als Karriere-Coach an: Claudia Michalski im „kress pro“-Interview über die „Karriereformel“ und die alles entscheidende Frage, die sich Medienprofis stellen sollten.

 

Sie sind seit rund 30 Jahren in der Branche und haben viel Erfahrung als Managerin und als Karrierecoach. Gibt es so etwas wie eine Karriereformel? Abgesehen von Binsenweisheiten, dass ohne Fleiß gar nichts geht.

Claudia Michalski: Dass man fleißig sein muss, würde ich gar nicht unbedingt unterschreiben. Üblicherweise sind die Arbeitsbienchen nicht diejenigen, die die größten Karrieren machen. Ich glaube, Fleiß kann für eine Karriere sogar hinderlich sein, weil man oft zu fachorientiert ist und dann möglicherweise viel zu wenig taktisch und strategisch denkt. 

 

Ganz praktisch, bitte: Im Tagesgeschäft bleibt oft wenig Zeit für Überlegungen zur eigenen Laufbahn. Mit welchen Überlegungen sollte man starten? Wozu raten Sie? 

Es gibt drei Fragen, die man sich aus meiner Sicht stellen sollte. Möglichst natürlich mit Hilfe von Karriereberatern (lacht) und im Dialog mit Freunden, dem Partner oder der Partnerin und sich selbst. Die erste wesentliche Frage lautet: Was will ich? Will ich die Megakarriere mit 12- bis 16-Stunden-Tagen, Wochenende inklusive? Bin ich dazu bereit? Dann hat das natürlich auch im Privatleben Konsequenzen. Es gibt immer noch viele Menschen, die das wollen, und das ist auch gut so. Ich will das gar nicht moralisch bewerten.

 

Okay, zum Wollen gehört aber auch das Können

Daher lautet die nächste Frage auch: Was kann ich? Wo liegen meine Stärken? Das finde ich ebenso fundamental. Und dann folgt die Frage: Was bietet mir der Arbeitsmarkt? Man muss ja realistisch bleiben. Es kann nicht jeder auf eine einsame Insel ziehen und Tauben züchten. Man muss einen pragmatischen Ansatz finden, der zu einem passt, und bereit sein, dafür etwas einzusetzen. Diese entscheidenden Fragen stellen sich nach meiner Erfahrung viele sehr, sehr spät im Leben. Was kann ich wirklich gut? Diese Frage war in meinem Leben der entscheidende Wendepunkt. 

 

Wann war das?

2015 habe ich erkannt, dass ich in dem Job als Geschäftsführerin der Verlagsgruppe Handelsblatt falsch bin und eigentlich lieber etwas ganz anderes machen würde. Mir wurde bewusst, dass ich viel lieber mit Menschen arbeiten möchte und vor allem viel mehr Authentizität leben möchte und nicht dieses Rollenspiel, das man ab einer bestimmten Ebene machen muss. Da war mir klar, was ich tun muss: nämlich kündigen. (lacht) 

 

Wie waren die Reaktionen?

Mir wurde gesagt: Du bist ja wahnsinnig, diese tolle Position beim Handelsblatt aufzugeben. Status ist für viele Menschen ganz wichtig und es ist für manche schlicht nicht vorstellbar, keine hohe Geschäftsführungsfunktion mehr zu haben. Motto: Das ist der Abstieg. Ein halbes Jahr später haben mir viele gesagt: Oh, du blühst aber auf, dir geht es wohl gut. Genau so war es. Die Rolle als Businesscoach, Karriere- und Change-Management-Beraterin entspricht mir. 2016 habe ich mit einem Management-Buy-in die OMC OpenMind Management Consulting übernommen, bin also auch wieder Geschäftsführerin, allerdings auf deutlich kleinerem Level und auf eigenes Risiko. 

 

Wenn man jetzt keine radikale Lösung anstrebt so wie Sie, stellt sich die Frage: Wann ist eigentlich der richtige Zeitpunkt für Führungskräfte, den Job zu wechseln? 

Mein Rat lautet: Man sollte auf die innere Stimme hören. Wann wird es langweilig? Wie oft schalte ich den Laptop lustlos ein? Wenn das an drei von fünf Tagen der Fall ist, dann ist man an einer Grenze. Dazu kommt die Perspektive im Unternehmen. Wenn man das Gefühl hat, dort nicht mehr weiterzukommen, ist ein Wechsel richtig. Wenn es keinen nächsten Schritt gibt, auf den man gerne hinarbeiten möchte. Das muss ja nicht zwingend eine höhere Position sein, es kann auch einfach eine andere Aufgabe und neue Herausforderung sein.

 

  • Wie finde ich den neuen Job, der zu mir passt?
  • Wie gehe ich vor, wenn ich den Job wechseln will? 
  • Wann fragt man nach dem Gehalt? Und: Wie sorge ich dafür, dass ich für den Arbeitsmarkt attraktiv bleibe?
  • Wird man schwer vermittelbar, wenn man zu lange in einem Unternehmen ist?

Zu den Antworten

 

Zur Person: Claudia Michalski ist seit 2016 geschäftsführende Gesellschafterin von OMC OpenMind Management Consulting und bietet an: „Karriereund Perspektivenberatung für Manager in beruflichen Veränderungssituationen. Career Coaching. Outplacement. Executive Coaching. Change-Management-Beratung. Eignungsdiagnostik.“ Zuvor arbeitete sie 25 Jahre als Medienmanagerin. Zwischen 2012 und 2015 führte sie die Geschäfte der Handelsblatt Media Group, neun Jahre arbeitete sie als Geschäftsführerin für den Beuth Verlag (2003 bis 2012).