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Newsroom – Marc Bartl

„Financial Times“: „Holger Friedrich, der Zeitungseigentümer, der sagt, man solle sich von Journalisten fernhalten“

„Financial Times“: „Holger Friedrich, der Zeitungseigentümer, der sagt, man solle sich von Journalisten fernhalten“ Holger Friedrich

Die „Financial Times“ hat mit Holger Friedrich gesprochen. Der Verleger der „Berliner Zeitung“ machte dabei eine erstaunliche Bemerkung – die „Süddeutsche Zeitung“ findet sie „unmöglich“.

Berlin – „Zerstört Holger Friedrich den Quellenschutz?, fragte „kress pro“-Chefredakteur Markus Wiegand jüngst in seiner Kolumne „Aus unseren Kreisen“.

 

Holger Friedrich hat zuletzt dreimal gegen Julian Reichelt vor Gericht gewonnen. Der Verleger hatte ja ein Tabu gebrochen, indem er Reichelt nicht nur keinen Informantenschutz gewährt hatte, sondern ihn obendrein auch noch bei seinem Ex-Arbeitgeber anschwärzte. Springer zeigte Reichelt daraufhin an und klagte zudem vor dem Arbeitsgericht. Der Konzern will, dass der Ex-„Bild“- Chef seine Abfindung von mehr als 2 Millionen Euro zurückzahlen muss.

 

Reichelt zog daraufhin vor das Landgericht Berlin und wollte per einstweiliger Verfügung erreichen, dass Friedrich zu einer Unterlassung verschiedener Aussagen verdonnert wird. „Das misslang gründlich. Das Gericht konnte nämlich nicht erkennen, dass Reichelt durch die Aussagen Friedrichs in seinem Persönlichkeitsrecht verletzt wurde“, schrieb Wiegand. Dabei ging es auch um Richter, die sich besser mit Wohnraummietsachen auskennen als mit den Feinheiten des Presserechts.

 

Jetzt bekommt die Debatte um Holger Friedrich neue Nahrung: Unter der Überschrift „Holger Friedrich, der Zeitungseigentümer, der sagt, man solle sich von Journalisten fernhalten“ berichtet die „Financial Times“ über Friedrich, der Ende 2019 den Berliner Verlag von der DuMont Mediengruppe übernommen hatte. Friedrich wird in der FT mit folgenden Worten zitiert: „Es ist eine ungewöhnliche Botschaft eines Zeitungsinhabers, aber Holger Friedrich möchte, dass jeder weiß, dass er eine schlechte Meinung von Reportern hat. Die deutschen Medien, so der Verleger der ,Berliner Zeitung‘, haben ein ,sehr geringes‘ Vertrauen in der Öffentlichkeit und schlechte professionelle Standards. Er sagte der ,Financial Times‘: ,Ich würde jeder Person, die Verantwortung trägt oder [in der Öffentlichkeit] exponiert ist, raten, den Kontakt mit den meisten Journalisten zu vermeiden.‘“

 

Bei Anna Ernst von der „Süddeutschen Zeitung“ sorgen diese Worte für „Stirnrunzeln“: „Wieder einmal macht er [Friedrich] sich im Grunde unmöglich“, heißt es in ihrem Artikel. „Schließt er da von sich auf die Leute, die für ihn arbeiten? Wie will er eigentlich ein Geschäft führen, das er verächtlich macht? Womöglich aus einem ganz banalen Grund: weil er es nie verstanden hat. Womöglich sagt dieser eine Satz mehr über diesen Verleger aus, als es seine Besinnungstexte in der ,Berliner Zeitung‘ je vermochten“, so Ernst.