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Newsroom – Rupert Sommer

„GQ“-Chefredakteur Tobias Frericks: „Wir wollten mit veraltetem Männerbild brechen“

„GQ“-Chefredakteur Tobias Frericks: „Wir wollten mit veraltetem Männerbild brechen“ „GQ“-Chefredakteur Tobias Frericks (Foto: GQ)

Tobias Frericks hat den Luxustitel „GQ“ in Deutschland frisch frisiert. Seine Pläne.

Berlin – Auszug aus dem aktuellen „kress pro“:

Als Sie im März erstmals öffentlich in Ihrer neuen Rolle bei „GQ“ in Erscheinung traten, trug die neu gestaltete Ausgabe auf dem Cover selbstbewusst die Signatur „#1“. Und in Ihrem ersten Editorial schreiben Sie von „neuen Anfängen“. Wie viel Alltag ist bei dieser neuen Vision bislang bereits für Sie eingekehrt?

Tobias Frericks: Zunächst einmal: Die #1 stand auf dem Cover, weil es sich um die erste Ausgabe des Jahres handelte. Aber natürlich markiert diese Ausgabe auch einen Umbruch – für mich persönlich wie für „GQ Germany“. Wie Sie schon sagten, war es meine erste Ausgabe als Head of Editorial Content. Zudem kommt die neue Struktur: Wir arbeiten seit Ende letzten Jahres im engen Austausch mit den internationalen Teams, insbesondere den anderen Head of Editorial Content und Global Editorial Director Will Welch. Dazu gehört die gemeinsame Erarbeitung von Themen und Produktionen.

 

Wo sahen Sie persönlich den größten Veränderungsbedarf bei „GQ“?

Unsere Vorstellung davon, was es bedeutet, ein Mann zu sein, hat sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Das Team und ich wollten mit einem veralteten Männerbild brechen, das sich hier und da auch noch durch die alte „GQ“ gezogen hat.

 

Wie sieht nach den ersten Heften Ihre Zwischenbilanz aus: Inwieweit steht die Marke „GQ“ in Deutschland schon da, wo Sie sie haben wollen?

Wir haben einen neuen Look, zeigen Ausgabe für Ausgabe ein ganz neues Themenspektrum auf: Der Rahmen ist also gesetzt. Jetzt geht es darum, unsere Idee von „GQ“ weiter mit Leben zu füllen. Wir wollen unsere Community erweitern. Dazu gehört auch, dass wir in Zukunft mit Testimonials arbeiten, die diese neue Perspektive teilen. Ob das Events, unsere Social-Kanäle oder die Printausgabe sind – wir wollen uns mit interessanten Menschen vernetzen, uns gegenseitig inspirieren und supporten.

 

Was ist als Nächstes zu tun, wo wollen Sie die Akzente weiter verschieben?

Neben dem Ausbau digitaler Formate wie „GQ Hype“ konzentrieren wir uns verstärkt auf den Bereich Video. Gerade bei der Zusammenarbeit mit Testimonials liegt hier viel Potenzial. Außerdem wollen wir weitere Schwerpunkte in den Bereichen Kultur, Kunst und Design setzen. In den letzten Jahren hat doch eine immer größere Verschränkung dieser Sphären stattgefunden – das soll „GQ“ auch so abbilden. Es geht darum, den Zeitgeist zu erfassen, ihn für unsere Leser erfahrbar zu machen. Ob in den digitalen Kanälen oder in Print.

 

Auffällig ist der neue Themenmix: Wie knifflig ist es für ein traditionsreiches Männermagazin, ein zeitgemäßes Männerbild neu zu definieren?

Das ist nicht unsere Aufgabe. Wir wollen nichts definieren. Denn egal ob Mann, Frau oder non-binär: Wir alle entwickeln uns auch ohne irgendwelche Medien, die uns sagen, wie wir zu sein haben. Als Redaktion schauen wir mit offenen Augen in die Welt und kommunizieren mit unseren Audiences über die Themen, die wir spannend finden. Dabei haben wir natürlich unsere „GQ“-Brille auf. Aber wir wollen lieber ein Katalysator dieses Wandels sein, anstatt den Anspruch zu haben, die Richtung vorgeben zu wollen.

 

Neue Arbeitsformen und Berichtswege führen gelegentlich auch zu Verunsicherungen im Team: Wie herausfordernd war und ist es für Sie, das deutsche Team für die Veränderungen zu motivieren?

Das Team hat sich verkleinert, was wir aber als positiv erleben. Jede und jeder Einzelne darf mehr Verantwortung übernehmen, und wir arbeiten noch enger zusammen. Das hat auch mit der strukturellen Zusammenlegung der Bereiche Print und Digital zu tun. Sicher ist das manchmal auch eine Herausforderung. Aber wir sind alle höchst motiviert, diesen Weg gemeinsam zu gehen. Dabei hilft uns der wirklich sehr gute Teamspirit!

 

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