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Grenzgänge der Fotografie - Zukunft des NRW-Forums unklar

Gegen viele Widerstände hat das NRW-Forum in Düsseldorf auch Mode- und Werbefotografie museumswürdig gemacht. Mit seinen Ausstellungen moderner Fotografie erregte das Museum überregional Aufsehen. Nun ziehen sich die erfolgreichen Leiter zurück. Aus Düsseldorf berichtet Dorothea Hülsmeier.

Düsseldorf (dpa) - Lange hat die Kunstszene in Düsseldorf gefremdelt mit den Fotografien im NRW-Forum. Modefotos von Peter Lindbergh, die sexaufgeladenen männlichen Aktbilder von Robert Mapplethorpe oder die Aufnahmen von Stars und Kriegskrüppeln, die Rockstar Bryan Adams machte - das alles wurde im NRW-Forum museumswürdig.

15 Jahre lang leiteten die Projektmanager Werner Lippert und Petra Wenzel die Rotunde am Ehrenhof. Sie präsentierten Ikonen der Fotografie von Helmut Newton oder Robert Capa ebenso wie Bilder junger Kriegsfotografen und sogar Polaroids. Anfangs gegen viele Widerstände machten sie aus dem NRW-Forum eines der erfolgreichsten Ausstellungshäuser in Düsseldorf.

Ende des Jahres verabschiedet sich das Duo - auf eigenen Wunsch, wie Lippert betont. Er wolle eine Auszeit nehmen, hatte er schon vor Monaten angekündigt. Das unter Spardruck stehende Land NRW kündigte derweil den Ausstieg aus der Finanzierung des Hauses an.

Und so steht das Museum, das mit vier festangestellten Mitarbeitern im Jahr rund 100 000 Besucher anzieht, vor einer ungewissen Zukunft. Es gilt als wahrscheinlich, dass das benachbarte Museum Kunstpalast das NRW-Forum übernimmt. Ob das Forum weiter so virtuos den Grat zwischen Fotografie, Kunst, Mode, Werbung beschreiten kann wie bisher, gilt als offen.

Lippert und Wenzel haben eine junge trendige Szene an das NRW-Forum gebunden. Für die beiden Betreiber einer Medienagentur ist die Vernetzung in sozialen Medien seit Jahren selbstverständlich. Mehr als 34.000 Fans hat die Facebook-Seite des NRW-Forums. Sogar reine Internet-Ausstellungen entwickelten sie für das NRW-Forum.

Prominenz der internationalen Foto-Szene kam gern zum Ehrenhof. Doch selbst wenn ein weltbekannter Rockstar wie Bryan Adams seine Ausstellung persönlich vorstellt, geht es familiär und entspannt zu. "Wir begrüßen jeden Besucher persönlich an der Tür", sagt Lippert.

Zur sehr persönlichen Abschiedsausstellung "Fotos von A-Z. Fotografen, die wir gezeigt haben und die, die wir immer schon gerne gezeigt hätten" haben viele Sammler, Galeristen und Künstler Lippert und Wenzel mit Leihgaben beehrt. Dazu gehören Selbstporträts von Cindy Sherman, "Freischwimmer"-Bilder von Wolfgang Tillmans, eine Fotoserie von Candida Höfer, eine Porträtserie von Thomas Ruff und Selbstporträts des Holländer Anton Corbijn. In seinem holländischen Heimatdorf ließ sich Corbijn vor Kirche und Friseursalon wie Frank Zappa oder John Lennon ablichten.

Am besten gefallen Lippert die Herbarien-Fotos von Nick Knight, die erstmals für eine Ausstellung abgezogen wurden und an den Wänden wie feine Radierungen und Aquarelle von gepressten Pflanzen wirken. "Man sieht, wie stark angewandte Fotografie auch die künstlerische Fotografie beeinflusst und verändert hat", resümiert Lippert. Doch er erinnert auch an die Widerstände gegen seine erste Peter Lindbergh-Ausstellung vor 15 Jahren. "Man kann doch Mode nicht im Museum ausstellen", habe man damals noch gehört.

Bis heute halten die größeren Kunstmuseen der Landeshauptstadt eine gewisse Distanz zum NRW-Forum - wobei man sich am Marketing des Hauses, das 85 Prozent seines Ausstellungsetats selbst generieren muss, schon mal gern etwas abschaut. "Wir haben den geringsten öffentlichen Zuschuss pro Besucher unter allen Häusern", sagt Lippert. Dass die Zukunft des NRW-Forums so unklar ist, erfüllt ihn mit Wehmut. "Wir hätten uns gewünscht, dass das Programm weitergeführt wird."

Dorothea Hülsmeier