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Gruner + Jahr: Was Jäkel anders als Rabe gemacht hätte

Gruner + Jahr: Was Jäkel anders als Rabe gemacht hätte Julia Jäkel

Julia Jäkel verließ Gruner + Jahr vor dem Zusammenschluss mit RTL. Beim Timing für ihren Abgang hatte Jäkel das richtige Gespür, denn die Differenzen von Jäkel und Bertelsmann-Lenker Thomas Rabe sind groß. Aus der „kress pro“-Kolumne „Aus unseren Kreisen“.

Berlin – Julia Jäkel führte bis 2021 Gruner + Jahr. Sie verließ das Medienhaus vor dem Zusammenschluss mit RTL. Beim Timing für ihren Abgang hatte Jäkel das richtige Gespür, denn die strategischen Differenzen von Jäkel und Bertelsmann-Lenker Thomas Rabe sind zu groß. 

 

Wie hat Julia Jäkel die Kurve gekriegt?

Als Einzige der ehemaligen Führungsriege von Gruner + Jahr (G+J) ist sie schon vor dem Zusammenschluss mit RTL Deutschland Ende März vergangenen Jahres abgesprungen. Bisher hat Julia Jäkel es sorgsam vermieden, sich zu ihren Beweggründen zu äußern. Allein in einem Porträt der „Zeit“ vom vergangenen Sommer macht sie zarte Andeutungen. Darin heißt es: „Sie wollte das Herz des Verlags nicht verkaufen, die großen Zeitschriften, den klassischen Journalismus. Trotzdem wollte sie einen modernen Verlag. ‚Es geht um die Finanzierung von Qualität‘, sagt sie, egal ob das Geld nun mit digitalen Inhalten oder Gedrucktem verdient werde. ‚Wir wollten nicht das eine gegen das andere ausspielen.‘“

 

Das würde Bertelsmann-Chef Thomas Rabe so wohl nicht unterschreiben. Er hat zuletzt angekündigt, nur solche Titel mit RTL zusammenzuführen, mit denen sich Synergien erzielen lassen. Das wirft natürlich nicht nur im Haus die Frage auf, was mit den kleinen Marken abseits von „Stern“ und „Gala“ des einst so stolzen Hauses passiert. Welche Titel stehen auf der Abschussliste? Welche stehen zum Verkauf?

 

Eines ist klar: Jäkel hätte diesen Kurs nicht mitgetragen. Auch wenn der Abgang nicht von Misstönen begleitet war und das Verhältnis zwischen der Ex-Managerin und Bertelsmann intakt ist, zeigt sich in der Rückschau, wie groß die strategischen Differenzen waren. Jäkel wollte zwischen G+J und RTL kooperieren wie etwa im Rahmen der erfolgreichen Ad Alliance. Rabe dagegen will durch eine Übernahme vor allem Kostensynergien ziehen.

 

Dahinter stehen grundlegend andere Haltungen. Jäkel hatte Lust auf das Zeitschriftengeschäft, obwohl sie wusste, dass es ein reifes, margenschwaches Geschäft ist. Genau das akzeptiert Rabe nicht. Er hat nur Interesse an Geschäftsfeldern, die auch künftig seine sportlichen Renditevorstellungen erfüllen.

 

[...] „kress pro“-Chefredakteur Markus Wiegand widmet sich in seiner aktuellen „kress pro“-Kolumne auch diese Fragen:

  • Lässt es Axel Springer in den USA auf einen Prozess ankommen?
  • Wie kommuniziert die Bauer Media Group Entlassungen?
  • Wie gut bewirtschaftet der BR seine Immobilien?
  • Wie viel haben die Frauen bei der Zeit wirklich zu sagen?

Zu den Antworten

 

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