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Heinrich von Pierer attackiert "Süddeutsche"

Der frühere Siemens-Vorstands- und Aufsichtsratschef hat der "Süddeutschen Zeitung" vorgeworfen, "kampagnenartig" gegen ihn aufzutreten.

Berlin (dapd). Der frühere Siemens-Vorstands- und Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer hat der "Süddeutschen Zeitung" vorgeworfen, "kampagnenartig" gegen ihn aufzutreten. Es sei "unterirdisch", dass das Blatt am vergangenen Donnerstag Behauptungen über ihn aufgestellt habe und ihm am folgenden Tag bereits eine Unterlassungserklärung geschickt habe, noch bevor er überhaupt einen Anwalt beauftragt habe, sagte Pierer am Montag in Berlin bei der Vorstellung seiner Autobiographie.

Am Donnerstag hatte die "Süddeutsche Zeitung" über Siemens-Korruptionsermittlungen in Argentinien berichtet. Wirtschaftsressortleiter Marc Beise sagte der Nachrichtenagentur dapd, seine Zeitung betreibe keine Kampagne gegen Pierer, sondern berichte mit großer Sorgfalt und berücksichtige dabei die Bedeutung des Falls und der Firma. Beise bestätigte die Unterlassungserklärung und verwies auf eine Korrektur am Freitag in der Zeitung. Sie habe einen Zwischentitel berichtigt, in dem aus einer Akte zitiert worden sei, wonach Pierer Siemens "erheblichen wirtschaftlichen Schaden zugefügt" habe. Das richtige Zitat in einem Bußgeldbescheid der Staatsanwaltschaft sei gewesen, Pierer habe Siemens "erheblichen wirtschaftlichen Risiken ausgesetzt". Das Zitat sei im Haupttext richtig wiedergegeben worden, im Zwischentitel sei am Donnerstag eine Korrektur vergessen worden.

Pierer sagte, er wisse, dass sich Journalisten solidarisierten, wenn man einen von ihnen angreife. Er selber sei im übrigen auch kein "Prozesshansel". Juristisches Vorgehen bringe nichts bei politischen Vorgängen, sagte der Jurist Pierer.

Befragt nach seiner eigenen Verantwortung in der Siemens-Schmiergeldaffäre sagte Pierer, er sei immerhin als Aufsichtsratschef zurückgetreten und habe damit "als einziger" politische Verantwortung übernommen. Jene, die schwarze Kassen im Konzern gehabt hätten, seien damit nicht zum Vorstand gegangen. Das habe auch der Staatsanwalt bestätigt. Er halte im übrigen nichts von einer politischen Verantwortung an der Spitze von Unternehmen.

Weil noch juristische Verfahren im Gang seien, wolle er seine Worte "sehr sorgfältig abwägen", sagte Pierer weiter. Er wisse über die Affäre vor allem das, was in den Zeitungen gestanden habe und im Urteil. Er müsse damit leben, dass manche Beobachter der Meinung seien, er weiche damit dem Thema Korruption aus, räumte er ein.

Pierer fügte hinzu, er habe mit der Sache abgeschlossen. Er sei bei Siemens nur noch "Pensionär", freue sich, dass er am Sonntag sein Tennismatch gewonnen habe, gebe ein Seminar an der Universität Nürnberg und übe eine Beratertätigkeit aus.

Am Donnerstag (20. Januar) beginnt vor dem Münchner Landgericht der Prozess gegen den früheren Siemens-Vorstand Thomas Ganswindt. Er muss sich wegen seiner Rolle im Siemens-Korruptionsskandal vor Gericht verantworten.