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Newsroom – Henning Kornfeld

Helmut Markwort über G+J-Schicksal: „Das ist ein dramatischer, trauriger Niedergang“

Helmut Markwort über G+J-Schicksal: „Das ist ein dramatischer, trauriger Niedergang“ Helmut Markwort

Ex-„Focus“-Chefredakteur Helmut Markwort hat sich in einem Interview mit der „Zeit“ zum ehemaligen Wettbewerber Gruner+Jahr geäußert, der von RTL geschluckt wurde. Mit seinem Verleger Hubert Burda rede er „nicht ganz ohne Selbstzufriedenheit über den Niedergang“ des Verlagshauses.

München – „Die haben Burda ja verächtlich behandelt, haben ihn ,Schwarzwald-Springerle‘ genannt“, sagt Markwort im Gespräch mit der Wochenzeitung. Und weiter: „Es ist ein Jammer, dass Gruner+Jahr jetzt verscherbelt wird und alle Zeitschriften auf den Prüfstand kommen. Das ist ein böses Signal für alle Kollegen, die dort arbeiten.“

 

Markwort wird in dem Interview auch zu Stationen seines Berufslebens befragt. Er beklagt, dass ihm beim Bayerischen Rundfunk die Sendung „Sonntags-Stammtisch“ „ohne Begründung“ weggenommen wurde, weil er für die FDP für den bayerischen Landtag kandidierte – und gibt dem Sender einen mit: „Beim Stammtisch musste ich oft stundenlang telefonieren, damit auch mal ein konservativer Gast eingeladen wurde. Die Redaktion wollte am liebsten Leute wie Konstantin Wecker haben. Linke Kabarettisten waren die Lieblinge.“

 

Markwort bekennt, dass er große „Seelenkonflikte“ hatte, als sein Magazin Uli Hoeneß' Steueraffäre aufdeckte. Der FC-Bayern-Chef habe ihn seinerzeit gebeten, das nicht zu veröffentlichen. „Da habe ich natürlich abgelehnt, aber wir haben seine Stellungnahme komplett gedruckt“, sagt Markwort. „Nach den Berichten waren viele bei Bayern München stocksauer, ich wurde auf der Tribüne beschimpft. Hoeneß hingegen konnte meine Situation verstehen.“

 

Markwort wird im Dezember 86 Jahre alt. Im kommenden Jahr will er dennoch wieder bei der bayerischen Landtagswahl kandidieren – obwohl sein „Herzdoktor“ dagegen sei. „Ich tue es für die FDP!“, sagt er im Interview. „Ich ziehe Stimmen. Ohne mich gäbe es meine tüchtige Fraktion im Landtag nicht.“