Vermischtes
DDP

Hör-Zeitschrift für Blinde

"Trierer Tonpost" wird seit 40 Jahren vom Bistum vertrieben.

Trier (ddp). Zeitunglesen und Fernsehen gehörten früher zu den liebsten Beschäftigungen von Josefine Steinkemper. Doch dann verlor die 87-jährige Triererin nach einer Augenblutung ihre Sehkraft. Auf Information und Unterhaltung muss die Seniorin deswegen aber nicht verzichten. Was sie nicht mehr lesen kann, hört sie nun. Auf Anraten ihres Sohnes abonnierte Josefine Steinkemper die "Trierer Tonpost", ein Angebot für Blinde und Sehbehinderte, das sich in mittlerweile 40 Jahren bemerkenswert entwickelt hat.

Jeden Monat bekommt Josefine Steinkemper nun eine CD mit sechs Stunden Programm aus den Themenbereichen Religion, Kultur, Politik und Unterhaltung ins Haus geschickt. Das deutschlandweit einmalige Projekt des Bistums Trier läuft schon seit 40 Jahren und hat knapp 800 Abonnenten aus ganz Deutschland. "Ich bin restlos begeistert, vor allem auch von dem klingenden Adventskalender", sagt die 87-Jährige.

Angefangen hatte die "Tonpost" 1969 mit rund 50 Hörern. Beiträge wurden mit einem Mikrofon direkt auf eine Bandmaschine gespielt und 50 Mal kopiert. Die blinden Nutzer mussten ein Tonbandgerät besitzen. Im Jahr 1974 stieg man auf Kassetten um. "Seit 2000 produzieren wir in unserem Studio komplett digital mit modernster Computertechnik", erklärt der blinde Redaktionsleiter Martin Ludwig, der seit 15 Jahren für die Tonpost verantwortlich zeichnet.

Zum Redaktionsteam gehören rund 90 ehrenamtliche Sprecher, drei Zivildienstleistende und vier Mitarbeiter des Bistums. Sie erstellen jeden Monat eine CD nach dem sogenannten DAISY-Standard. Das ist ein System bei dem Blinde ohne fremde Hilfe mit einem speziellen Abspielgerät gezielt einzelne Beiträge ansteuern können.

Die Redaktion habe dabei auch Zugriff auf Beiträge des Bistumsblattes "Paulinus" und Töne vom Domradio Köln und von Radio Vatikan, erläutert Ludwig. Hörspiele, Märchen, Gebete und ein Hörerforum werden in Eigenregie produziert. "Wir informieren natürlich auch über Publikationen aus dem Blindenwesen, gesetzliche Veränderungen und über spezielle Anbieter wie "anders sehen", die Reisen für Blinde anbieten. Eingebunden ist zudem jeweils ein Wortgottesdienst, produziert in Kooperation zwischen der evangelischen und der katholischen Kirche im Bistum.

Die Dezember-Produktion der "Tonpost" ist natürlich weihnachtlich geprägt. Unter dem Titel "Klingender Adventskalender" können die Hörer 24 akustische gestaltete Türchen mit Geschichten, Rezepten, Gedichten und einem Weihnachtshörspiel öffnen. Ein Interview mit dem Trierer Bischof Stefan Ackermann an Heiligabend rundet das Programm ab. Die Nachfrage geht weit über den Abonnentenkreis hinaus. Deshalb hat der Kalender in diesem Jahr auch eine Auflage von 1300 Stück.

Audio-Informationen seien für viele Blinde, die überwiegend keine Blindenschrift mehr lernten, unverzichtbar, sagt der Sozialreferent beim Deutschen Blinden und Sehbehinderten Verband (DBSV) in Berlin, Rainer Delgado. Es gebe zwar auch schon Vertonungen von Magazinen und Blindenzeitschriften, doch das christlich ausgerichtete Trierer Projekt mit eigener Redaktion sei in seiner Form immer noch einmalig und werde überall gelobt.

Das bestätigen auch langjährige Bezieher. "Mir gefällt einfach der Mix, den die Tonpostmacher anbieten", sagt Rainer Burgard aus Mettlach. Die rein kirchlichen Themen sind für den 55-jährigen blinden Journalisten, der beim Saarländischen Rundfunk arbeitet, dabei weniger wichtig. Er sieht in der "Tonpost", die er jeweils auf einen MP3-Player überspielt, eine wichtige regionale Zusatzinformation. Christel Ammel aus Offenburg lobt gerade die kirchliche und weltliche Ausrichtung. "Bei den Adventsliedern sollte die Redaktion aber künftig mehr als nur eine Strophe einspielen", wünscht sich die 67-Jährige.

Die "Trierer Tonpost" ist für ihre Abonnenten kostenlos. Finanziert wird das Programm über Spenden und Auftragsarbeiten. Dazu gehören DAISY-Versionen der Fernsehprogrammzeitschrift "TV-Spielfilm" und die Produktion der Zeitschrift "Behinderte Menschen im Beruf". Wer die Informationen aus Trier nutzen will, der kann einfach beim Bistum anrufen (0651 /71 05-430).