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In Tutzing: Journalisten fordern bessere Ausbildung im Kampf gegen Fälschungen

Eine gefälschte Nachricht über einen angeblichen Anschlag auf US-Präsident Obama hat die US-Börse vergangene Woche kurzzeitig auf Sturzflug geschickt. Das Twitter-Konto der Nachrichtenagentur AP war gehackt worden. Wie können Medien glaubwürdig bleiben?

Tutzing (dpa) - Der Leiter des RTL-Nachtjournals, Martin Gradl, hat vor einer zunehmenden Gefahr digitaler Fälschungen gewarnt und eine bessere Ausbildung von Redakteuren gefordert. "In Breaking-News-Situationen ist die Fülle an Bildern kaum noch beherrschbar und überprüfbar", sagte Gradl am Montag bei einer Tagung der Akademie für politische Bildung Tutzing. "Soziale Netzwerke sollten Recherche-Tools, aber keine Nachrichtenquelle sein." Journalisten müssten im Umgang damit besser geschult werden und sich im Zweifel auch trauen, Informationen nicht zu senden.

Der stellvertretende Leiter der ZDF-heute-Redaktion, Wolfgang Voigt, schloss sich dem an. Nach seinen Angaben werden allein aus Syrien rund 1000 Amateurvideos pro Tag angeboten. Ihre Glaubwürdigkeit lasse sich unter anderem mittels Schwarmintelligenz überprüfen. Dazu gehöre der Grundsatz: "Bilder nicht exklusiv haben wollen, sondern zur Diskussion stellen." Manchmal reiche auch ein Anruf in der Wetterredaktion, sagte Voigt. Dann lasse sich etwa feststellen, dass ein Video gefälscht ist, weil es das falsche Wetter zeigt.

Der Zweite Chefredakteur von ARD-aktuell, Thomas Hinrichs, sagte, jede "Tagesschau"-Meldung durchlaufe einen mehrstufigen Prozess der Verifikation. Angesichts von Millionen Bloggern und Twitterern seien gute, kritische Journalisten weiterhin gefragt. "Das Monopol auf Informationen haben wir möglicherweise verloren. Wir haben nicht das Monopol auf Nachrichten verloren, die relevant sind, die seriös sind, die glaubwürdig sind, die korrekt sind." Der Nachrichtenwert von Blogs sei niedrig, betonte Hinrichs. "Es zeigt, dass die Welt einen Filter braucht; und dieser Filter - das sind wir."