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Internetkongress Republica und Media Convention: Wie Blogger und Journalisten in Berlin zusammenrücken

Zumindest räumlich sind Blogger und Journalisten beim Internetkongress Republica näher denn je zuvor bei einem Kongress. Während in den Berufsverbänden der so genannten vierten Gewalt noch über das Verhältnis zwischen den beiden Gruppen debattiert wird, zeigt sich das pragmatische Miteinander am fröhlichen Durcheinander im Programmheft. Aus Berlin berichtet Christoph Nitz.

Berlin - Die im Auftrag der Länder Berlin und Brandenburg durchgeführte Media Convention findet nun unter dem Dach der Republica statt –die Positionierung des Medienkongresses als Appendix der Internationalen Funkausstellung IFA im Herbst brachte nicht die gewünschten Synergien.

Bei der Republica soll Journalismus und Medien Querschnittsthema sein – und mit einem gemeinsamen Ticket konnten die mehr als 6.000 Teilnehmenden sich persönlich ein Bild von der Konvergenz der Medienwelt in Form der Durchlässigkeit der Tagungen vor Ort machen.

Der Workshop zum Nonprofit-Journalismus – unter anderem mit Netzwerk-Recherche-Geschäftsführer Günter Bartsch – fand sich im Medienstrang des Republica-Programms, eben dort auch "Fotorecht im Alltag und im gewerblichen Zusammenhang" oder etwa ein Slot zur Jugendplattform von ARD und ZDF – großzügig mit "Eine Chance für die Netzöffentlichkeit“ untertitelt. Der allgegenwärtige Medienprofessor Bernhard Pörksen durfte bei der Media Convention selbstredend nicht fehlen und füllte seine gewohnt süffig-formulierten Thesen in neue Keynotes. Von "schockierenden Geschichten" – dramaturgische Pause – "von maximal 140 Zeichen" wusste er zu berichten. Bei den Bloggern der Republica wäre das vielleicht nicht so souverän angekommen, aber das Publikum der Media Convention war älter und geduldiger. Obgleich auch die Teilnehmenden der Republica "entspannter sind als die  Besucher anderer Messen" – wie eine Helferin freudig zu berichten wusste. Viele waren schon am Vortag auf das großzügige Gelände der "Station" unweit des Gleisdreieck gekommen um ihre Anmeldung noch relaxter angehen zu lassen. Diese Prepublica ist die Party vor dem eigentlichen Klassentreffen, wie die Republica gern genannt wird.

Die Absage von Sascha Lobo wurde in den Medien durchgehend als kritische Absage an die Konferenz selbst und an die sich dort angeblich zu wenig politisch betätigende Netzgemeinde – so die Lobo-Ansage im wired-magazin – interpretiert. Dieses Erklärungsmuster greift vermutlich zu kurz, denn der geschäftstüchtige Irokesenträger wird statt bei der Republica beim Lobby-Verband vem. die arbeitgeber morgen seine warnende Botschaft "Verspielt Deutschland seine Zukunft" im Kurfürstlichen Schloss Koblenz den Verbandsmitgliedern und "ausgewählten Gästen“ vortragen. Die Politik der Republica-Initiatoren, ihren Sprecherinnern und Sprechern – in diesem Jahr mehr als 800 – keine Honorare zu zahlen. mag diese Entscheidung Sascha Lobos vielleicht begünstigt haben.

Deren Geschäftsführer hört übrigens auf den Namen Andreas Gebhard und nicht "Marcell Geppert“, wie es Christopher Lauer in der „Welt“ auspalaverte. Lauer hatte eine steile Karriere bei den Piraten in Berlin und bundesweit gemacht. Nach dem Niedergang dieser netzaffinen Partei hat Lauer beim Springer-Konzern als Leiter Strategische Innovation jobmäßig angedockt. Möglicherweise wollte das Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses sich nicht wegen seines 180-Grad-Schwenks in Sachen Leistungsschutzrecht kritisieren lassen. Allerdings könnte er als Autor eines Qualitätsmediums seine Quellen prüfen oder einfach Namen checken lassen. Soviel Präzision darf auch im digitalen Zeitalter sein.

In den U-Bahnen Berlins kommt keiner an der Konferenz vorbei – das U-Bahn-TV berichtet breit von der Republica. Weil das ausufernde Programm von mehr als 450 Stunden an drei Tagen für den einzelnen Teilnehmden zuviel an Alternativen zu jeder Stunde bereit hält, werden Höhepunkte von der Deutschen Journalistenschule (DJS) München in Kooperation mit der "Berliner Zeitung" nachlesbar in Form des Republica Readers von epubli herausgebracht. Der Kongress als Erprobungsfeld für innovative Nachwuchsjournalisten und Nachwuchsblogger, hier schließt sich der Kreis erneut.

Das schnellste Buch der Welt – vom der größten Konferenz Europas im Themenbereich Internet und digitale Gesellschaft, so die Eigenwerbung. Auch sprachlich ein langer Weg, den die Republica von ihren Anfaängen als Insidertreff mit 700 Teilnehmenden im Jahr 2007 nahm.

Christoph Nitz