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Jahresabschlüsse lesen wie ein Profi: 10 Fragen für die schnelle Analyse

Jahresabschlüsse lesen wie ein Profi: 10 Fragen für die schnelle Analyse Nikolaj Schmolcke (Foto: Frank von Wieding)

Wer Bilanzen verstehen will, muss die richtigen Fragen stellen. Finanzprofi Nikolaj Schmolcke empfiehlt Journalistinnen und Journalisten zehn gezielte Punkte, mit denen sich ein Jahresabschluss effizient durchleuchten lässt – von der Testat-Ausprägung bis zur Kapitalverwendung.

Berlin – In Seminaren und Workshops rät Nikolaj Schmolcke allen, die Bilanzen (besser) verstehen wollen, zehn Fragen an jeden Jahresabschluss zu stellen – und Antworten darauf zu finden. Darüber hinaus zeigt er in der „Wirtschaftsjournalist:in“, was Zahlen Journalisten verraten.


1. Wie viele Tage hat es gedauert, bis die Wirtschaftsprüfung den letzten Jahresabschluss unterzeichnet hat?

Nicht nur Unternehmen an der Börse, sondern auch der gut sortierte Mittelstand macht die Bücher des Vorjahres so schnell wie möglich zu. Es gilt: Je schneller der Abschluss fertig ist, desto besser.

 

2. Welche Ausprägung hat das Testat – und von welcher Wirtschaftsprüfung stammt es?
Drei mögliche Resultate: ein Testat ohne Einschränkungen, mit Einschränkungen oder ein versagtes Testat. Erstgenannter Fall ist die Regel – aber auch dann kann es Hinweise auf besondere Sachverhalte geben, etwa auf die Dieselprobleme von Volkswagen.

 

3. Wie fasst der Vorstand die Entwicklung des Geschäftsjahres zusammen?
Je nebulöser die Aussage, desto trüber ist die Situation.

 

4. Wie entwickelt sich der Umsatz im Zeitablauf?
Der Umsatz ist der mächtigste Hebel, der zu Gewinnen in einem Jahresabschluss führt. Interessant auch: Wie verhält sich der Umsatz im Verhältnis zu Forderungen und liquiden Mitteln der Bilanz? Auf welche Segmente verteilt sich der Umsatz?

 

5. Hat das Unternehmen Gewinn oder Verlust erwirtschaftet?
Wie ist der Ergebnis-Trend – steigend oder fallend? Und: Wie wäre der Gewinn ausgefallen ohne aktivierte Eigenleistungen und Bestandsveränderungen?

 

6. Haben die sonstigen Rückstellungen zugenommen oder abgenommen?
Aus der Entwicklung der Rückstellungen lassen sich Rückschlüsse auf Auszahlungsverpflichtungen der Zukunft ziehen – und darauf, wie ein Unternehmen seine Bilanzpolitik steuert.

 

7. Haben die aktiven latenten Steuern zugenommen oder abgenommen?
Mit der Frage nach den aktiven latenten Steuern – sie entstehen durch Steuerentlastungen und stellen eine Art Forderung gegenüber dem Finanzamt dar – kommt man der internen Mehrjahresplanung eines Unternehmens auf die Spur.

 

8. Wie hoch ist der Anteil des Firmenwertes an der Bilanz?
Der Firmenwert umfasst immaterielle Werte wie Image und Kundenbeziehungen – er muss in der Handelsbilanz aktiviert werden.

 

9. Ist die Differenz aus kurzfristigem Vermögen und kurzfristigen Verbindlichkeiten positiv oder negativ?

Daraus lässt sich ablesen, wie es um die Zahlungsfähigkeit bestellt ist, wie ein Unternehmen seine Geschäfte finanziert und wie viel oder wenig Risiko das Management eingeht.

 

10. Wie viel Gewinn schütten die Eigentümer eines Unternehmens an sich aus?
Wie erzielte Gewinne verwendet werden, ist detailliert in der Kapitalflussrechnung aufgeführt – sie ist Teil eines Konzernabschlusses.

 

Must-Reads in der „Wirtschaftsjournalist:in“

  • VOM FAN ZUR CHEFREDAKTEURIN. Isabell Hülsen steht seit einem Jahr an der Spitze des „Manager Magazins“. Ihre Pläne für Print und Digital, neue Zielgruppen und was eine echte mm-Story für sie ausmacht.
  • KLIMA-THEMEN. War es das mit dem Hype?
  • FOCUS MONEY. Relaunch und neuer Erscheinungstag
  • INSIDE SIGNA.  Die Recherchen zur Benko-Pleite