Vermischtes
Newsroom

Journalistenschicksal: gut ausgebildet, schlecht bezahlt, zunehmend verunsichert

Der Berufsstand der Journalistinnen und Journalisten weist in vielen Ländern der Welt erhebliche strukturelle Defizite auf. Das zeigt eine weltweit durchgeführte Untersuchung über die Leistungsfähigkeit der Medien.

Salzburg – Wer als Journalistin oder Journalist tätig ist, sieht sich mit einer ganzen Reihe von Problemen konfrontiert, die das redaktionelle Arbeiten erschweren. So haben im vergangenen Jahrzehnt sowohl die Job-Zufriedenheit, als auch die Job-Sicherheit spürbar abgenommen. Immer mehr Journalistinnen und Journalisten sind in prekären Arbeitsverhältnissen beschäftigt oder nur mit Zeitverträgen. Solche Verträge sind etwa in Island und Italien zur Regel für Berufseinsteiger geworden. 


Und dies, obwohl das Qualifikationsniveau der Journalistinnen und Journalisten hoch ist. Sie sind in der Regel gut ausgebildet und immer mehr von ihnen können einen Studienabschluss vorweisen – die meisten, nota bene, aus einem andere Fach als Journalistik oder Kommunikationswissenschaft. 

 

Die gute Ausbildung schlägt sich nicht in guten Arbeitsbedingungen nieder. Vielmehr müssen ältere Kolleginnen und Kollegen befürchten, durch jüngere ersetzt zu werden. Zum einen sind deren Lohnkosten niedriger, zum anderen nehmen die Medienunternehmen an, dass jüngere besser mit den digitalen Technologien zurecht kommen. Dafür nehmen die Redaktionschefs in vielen Ländern in Kauf, dass mit der Erfahrung auch ein Teil des Qualitätsjournalismus das Haus verlässt. Darunter leidet der Berufsstand besonders in Griechenland, aber auch in Hongkong. 

 

Der Spardruck macht aber auch den Beschäftigten zu schaffen. So fehlt drei Viertel der Journalistinnen und Journalisten im belgischen Wallonien für tiefergehende Recherchen die Zeit, aber auch das Geld. In Island höhlt der Arbeitsdruck der noch fest beschäftigten Journalistinnen und Journalisten das Qualitätsniveau zusehends aus. 

 

Das sind Ergebnisse des globalen Forschungsprojektes Media for Democracy Monitor 2020 (MDM), das Kommunikationswissenschaftler unter dem Dach der Euromedia Research Group im ersten Halbjahr 2020 in 18 Ländern weltweit durchgeführt haben. Der Fachbereich Kommunikationswissenschaft der Universität Salzburg leitet den globalen Forschungsverbund www.euromediagroup.org/mdm und zeichnet für die Untersuchung in Österreich verantwortlich.

 

Für Österreich zeichnet der Forschungsleiter der Studie, Josef Trappel von der Universität Salzburg, ein etwas weniger düsteres Bild: „In Österreich sind die Journalistinnen und Journalisten gut organisiert und haben bisher die negativen Folgen des Strukturwandels besser abfedern können als in anderen Ländern. Zumindest die journalistischen Jobs sind in Österreich besser abgesichert und die Entlassung älterer Kolleginnen und Kollegen bleibt bisher die Ausnahme, allerdings mit steigender Tendenz.“ 


Im Gegensatz zu anderen Ländern bleiben Journalistinnen und Journalisten in Österreich länger ihrem Medium treu, und ein signifikantes Ansteigen prekärer Beschäftigungsverhältnisse ist hierzulande nicht zu beobachten. 

 

Insgesamt ergibt die Studie Media for Democracy Monitor 2020 in fast allen 18 untersuchten Ländern das Bilder eines chronisch unterfinanzierten Berufsstandes, mit einer Zunahme kurzfristiger Beschäftigungsverhältnisse und abnehmender Berufszufriedenheit. 

 

Zu den Ergebnissen im Detail