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Kachelmann-Prozess: Streit um Rolle der Medien

Zeugin hat Exclusivvertag mit "Bunte".

Mannheim (dpa) - Im Prozess gegen Jörg Kachelmann ist es zu einer heftigen Auseinandersetzung um die Rolle der Medien gekommen. Anlass war ein Exklusivvertrag, den eine Zeugin vor ihrer Vernehmung mit der Illustrierten "Bunte" abgeschlossen hat. Dies sei eine "Unverschämtheit und Missachtung des Gerichts", sagte Kachelmanns Verteidiger Klaus Schroth. Die Zeugin, eine ehemalige Geliebte des Moderators, hatte am Montag vor Gericht ausgesagt. Sie hatte in ihrer Vernehmung zugeben müssen, dass sie über ihren Anwalt einen Exklusivvertrag abgeschlossen hatte.

Staatsanwalt Lars-Torben Oltrogge kritisierte daraufhin die Pressearbeit der Verteidigung. Ein "medialer Berater" Kachelmanns habe ihm schon vor Anklageerhebung mitgeteilt, dass die Verteidigung im Falle einer Anklage an die Presse gehen werde. "Er hat auch gesagt, dass das zum Teil auf dem Rücken der Nebenklägerin erfolgen werde."

Indirekt war am Mittwoch dann doch einiges über die Vernehmung der Ex-Geliebten vom Montag zu erfahren. Die Försterin hatte darin unter Ausschluss der Öffentlichkeit unter anderem über ein Telefonat berichtet, das Kachelmann am Tag nach der angeblichen Tat mit ihr geführt hatte. Nun sagte die Freundin der Försterin aus, diese habe am Telefon gesagt: "Du, ich habe mit Jörg telefoniert und das war ganz komisch." Kachelmann habe "total bedrückt und fahrig" gewirkt - so gab es die Freundin aus zweiter Hand in der öffentlichen Sitzung wieder.

Die Beziehung zwischen Kachelmann und der Försterin sei zwischenzeitlich recht angespannt gewesen. "Bei so viel Anspannung ist es nur logisch, dass es irgendwann zum Knall kommt", sagte die Freundin der Försterin. Doch welche Spannungen sie genau meinte, blieb unklar. Im Januar dieses Jahres hatte sich die Försterin von Kachelmann getrennt, war aber weiter mit ihm in Kontakt geblieben. Das Telefonat am Tag nach der möglichen Tat könnte als belastendes Indiz gewertet werden.

Einen weiteren Tag später schrieb Kachelmann eine Mail an den Mitteldeutschen Rundfunk. Darin sagte er "auf ärztlichen Rat" eine geplante Fortsetzung der MDR-Talksendung "Kachelmann Spätausgabe" ab. Er wolle nicht als "Deisler reloaded" enden oder als Heulsuse oder Schlimmeres, schrieb er in der Mail, die in der Sitzung vorgelesen wurde. Der Fußballspieler Sebastian Deisler hatte seine vielversprechende Karriere wegen psychischer Probleme beenden müssen. Die Verteidigung verlas jedoch eine weitere Mail, in der Kachelmann schon im Januar angekündigt hatte, er wolle keine weiteren Talksendungen moderieren.

Kachelmann soll laut Anklage eine 37-jährige Ex-Geliebte mit einem Messer bedroht und vergewaltigt haben. Das mutmaßliche Opfer, eine Radiomoderatorin, wurde bereits ausführlich vernommen. Kachelmann weist die Vorwürfe zurück.