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Kommission untersucht Stasi-Verstrickung bei «Berliner Zeitung»

Welche Journalisten standen auf der Gehaltsliste der Stasi?

Berlin (dpa) - Eine Experten-Kommission der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) wird die Stasi-Verstrickungen bei der «Berliner Zeitung» untersuchen. Der Auftrag der Chefredaktion beziehe sich auf die Zeit bis zur Auflösung des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) 1990, sagte der Anwalt Johannes Weberling als Leiter der Forschungsgruppe am Mittwoch in einem Interview der Zeitung. Damit verbunden sei die Frage, welche Personen auf der Gehaltsliste der Stasi standen. Entsprechende Akten sollen bei der Birthler-Behörde angefordert werden.

Weberling appellierte an die Mitarbeiter der Zeitung, ihre Akten zur Verfügung zu stellen. Der Jurist versprach Vertraulichkeit, nannte aber eine Ausnahme: «Die Namen von Tätern werden wir veröffentlichen.» Die Kommission, der auch die Historiker Giselher Spitzer und der Journalistik-Professor Wolfgang Stock angehören, will bis Ende Mai ein Ergebnis vorlegen.

In den vergangenen Wochen hatten sich der Ressortleiter für die Seite 3 und das Magazin sowie der stellvertretende Leiter des Politik-Ressorts als einstige IM (Inoffizieller Mitarbeiter) der DDR- Staatssicherheit offenbart. Beide Redakteure haben sich inzwischen von ihren Funktionen freistellen lassen.

Der Sprecher des Redaktionsausschusses, Thomas Rogalla, bekräftigte den Willen der Redaktion, aktiv an der Aufarbeitung der Stasi-Verbindungen mitzuarbeiten - auch nach 1990. Es müsse geklärt werden, ob frühere MfS-Mitarbeiter Einfluss auf die Berichterstattung der Zeitung über die DDR-Vergangenheit hatten. Die Mehrheit der Redaktion habe bereits Akteneinsicht bei der Birthler-Behörde beantragt. Ein Ethikrat könnte die Kommission beraten und in Einzelfällen beurteilen, ob belastete Kollegen in der Redaktion bleiben können.