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Kroatischer Zeitungsverleger Ivo Pukanic bei Anschlag getötet

Bei der Explosion eines Sprengsatzes unter seinem Auto starb auch sein Begleiter, ebenfalls ein Journalist.

Zagreb (dpa) - Nach dem Mordanschlag auf den Zeitungsverleger Ivo Pukanic hat der kroatische Nationale Sicherheitsrat am Freitag harte Maßnahmen im Kampf gegen die organisierte Kriminalität beschlossen. Anlass der Dringlichkeitssitzung war ein Bombenattentat, bei dem der bekannte Journalist am Donnerstagabend in der Hauptstadt Zagreb getötet wurde. Angesichts dieser "Tragödie" dürfe niemand im kriminellen Milieu mehr ruhig schlafen, sagte Ministerpräsident Ivo Sanader nach dem Treffen. Er kündigte eine Reihe von "Anti-Mafia- Gesetzen" an und lehnte Forderungen ab, den Ausnahmezustand auszurufen.

Alle politische Parteien, Medien und Journalisten in Kroatien hätten den Anschlag verurteilt, unterstrich Sanader. Der 47 Jahre alte Pukanic war auf dem Parkplatz des Verlagshauses seiner NCL-Media-Gruppe in der Innenstadt von Zagreb ermordet worden. Bei der Explosion eines Sprengsatzes unter seinem Auto starb auch ein weiterer Journalist, der Pukanic begleitet hatte. Zwei Passanten erlitten Verletzungen.

Über die Motive und möglichen Täter gab es trotz intensiver Ermittlungen am Freitag noch keine Angaben. Pukanic wurden enge Verbindungen und persönliche Konflikte mit verschiedenen Mitgliedern der kroatischen Unterwelt, aber auch mit anderen führenden Politikern des Landes nachgesagt.

Die Redaktion des Wochenblatts "Nacional", dessen Mitherausgeber Pukanic war, beschuldigte die Polizei, für den Mord verantwortlich zu sein. Sie habe im August den bisherigen Polizeischutz für ihn und seine Tochter aufgehoben, obwohl Pukanic schon im vergangenen April Ziel eines fehlgeschlagenen Anschlags vor seinem Haus war. Damals verfehlte ihn eine Kugel nur knapp. Der Schütze wurde nie gefasst.

Kroatien werde mit Hilfe rechtsstaatlicher Mittel mit der organisierten Kriminalität, der Mafia und dem Terror abrechnen, kündigte Sanader an. Angesprochen auf die Gefahr, dass die ungeklärten Morde und Anschläge in jüngster Zeit ein Hindernis für den EU-Beitritt seines Landes bedeuten könnten, sagte er, dass vielmehr ein Scheitern des Kampfes gegen die Kriminalität die weitere Annäherung an Brüssel behindere. An der Sitzung des Sicherheitsrates hatten neben Staatschef Stjepan Mesic und Sanader mehrere Minister sowie die Chefs aller parlamentarischen Parteien teilgenommen.