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„Machen ist wie wollen, nur viel krasser“: So tickt der Medienmanager des Jahres 2023

„Machen ist wie wollen, nur viel krasser“: So tickt der Medienmanager des Jahres 2023 Ansgar Heise (Foto Constantin Mirbach)

Für „kress pro“ ist Ansgar Heise der „Medienmanager des Jahres“. Im Interview sagt er auch, wie er die heikle Frage der Nachfolge mit seinen Töchtern angeht, und an welchen Satz seiner Mutter er immer denkt.

Hannover – Ansgar Heise, der geschäftsführende Gesellschafter der Heise Gruppe, forcierte früh die Digitalisierung des Familienunternehmens und setzt auf eine ehrgeizige, auch durch Zukäufe getriebene Wachstumsstrategie. In den vergangenen zehn Jahren konnte die Gruppe den Umsatz verdoppeln. Im Inhalte-Geschäft (u. a. c’t, t3n) investiert Heise in Zukunftsfelder wie E-Learning und Digitalvertrieb. „kress pro“ zeichnet ihn dafür als „Medienmanager des Jahres“ aus. Und stellt ihn im ausführlichen Interview vor:


… Das vielleicht schwierigste Thema habe ich für den Schluss aufgehoben: die Nachfolge in einem Familienunternehmen. Da haben sich schon echte Dramen abgespielt. Sie haben drei Töchter. Ihre Älteste, Johanna, ist 24 Jahre alt und gerade als „Head of Brand“ gestartet. Wie gehen Sie die Nachfolgefrage an?

Ansgar Heise: Sehr offen und auch in der Familie sehr transparent. Unsere drei Töchter sind ja inzwischen mit jeweils 6 Prozent an der Firma beteiligt. Das ist schon mal ein starkes Signal. Johanna ist nach ihrem Studium von der Ausbildung am weitesten. Unsere jüngste Tochter macht gerade Abitur und die mittlere ist jetzt im dritten Semester. Wir werden sehen: Sie entscheiden selbst, ob sie ins Unternehmen einsteigen.

 

Ich formuliere das Nachfolge-Dilemma mal in einem Satz: Ihre Tochter ist die Einzige im Unternehmen, die ihre Position nicht ihrer Leistung verdankt, sondern der Geburt.

Sie haben völlig recht. Vergessen Sie nicht: Ich bin ja auch Erbe, in dritter Generation. Mein Eindruck war eigentlich die ganze Zeit, dass ich besser sein muss als andere. Meine Mutter hat immer gesagt: „Denk dran, die dritte Generation, die verbraucht.“ Dieser Satz hat mich immer motiviert.

 

Ihr Vater ist heute 87 Jahre und bei bester Gesundheit. War er streng zu Ihnen? Sie haben ja schon mit knapp 30 Jahren die Geschäftsführung übernommen.

Nein, mein Vater war nicht streng. Er ist extrem klug und war immer sehr weitsichtig. Und das war entscheidend. Ich hatte das große Glück, dass mein Vater mich wirklich hat machen lassen. Er war nie der große Patron, der erklären wollte, wie die Welt funktioniert. Wir waren schon damals beim Thema Fehlerkultur sehr modern. Es war nicht schlimm, wenn man mal danebengegriffen hat, man musste dann eben nur auch schnell reagieren.

 

Woher wussten Sie in jungen Jahren, dass Sie der Aufgabe gewachsen sind?

Ich glaube, manchmal hilft es, einfach nicht zu viel nachzudenken. Wie heißt es doch so schön: Machen ist wie wollen, nur viel krasser. Ich habe am Anfang schon gemerkt, dass ich nicht immer alles so richtig verstanden und manches auch nicht gut gekonnt habe. Manchmal habe ich mir am Abend einfach gesagt: Du hast heute alles gegeben, also feiere dich mal dafür. Der Rest kommt schon.

 

Es gibt spezielle Berater, die Unterstützung und Coaching bei Nachfolgefragen anbieten. Machen Sie so was?

Vergessen Sie es, das bringt nichts. Man muss es selber machen und einen eigenen Weg finden.

 

Junge Führungskräfte verändern ja auch die Firmenkultur. Sie haben firmenweit vor zwei Jahren das Du eingeführt. Hatten Ihre Töchter darauf schon Einfluss?

Ja, ganz stark. Bei „t3n“ haben sich alle geduzt, mich auch. Dann ist eine Mitarbeiterin in der Gruppe gewechselt und hat mir gesagt, dass sie jetzt unsicher ist, ob sie beim Du bleiben kann. Mir selbst ist das auch einmal so gegangen. Dann habe ich gesagt, jetzt ist Schluss, und habe mit meinen Töchtern gesprochen. Und die haben gesagt: „Das Du ist viel besser, mach das mal.“

 

Und: Bringt das wirklich was fürs Unternehmen?

Auf jeden Fall, es hat uns enger zusammengeschweißt. Dieses Familiäre im Unternehmen ist noch stärker geworden.

 

Zum großen Strategiegespräch mit Ansgar Heise über die künftigen Geschäfte er mit der Heise Gruppe

 

„kress pro“-Awards: So wurde gewählt
„kress pro“ hat zum achten Mal seine Awards für die besten Führungskräfte in den Medien vergeben. Die Leitfrage dabei lautete: Wer hat in diesem Jahr (und darüber hinaus) Außergewöhnliches geleistet? Wer gibt der Branche durch seine Arbeit ein Stück Zukunft? Die Redaktion fungierte zugleich als Jury und hat über das ganze Jahr Kandidatinnen und Kandidaten in insgesamt 13 Kategorien ermittelt. Dazu haben wurde mit Quellen gesprochen, bei Unternehmen nachgefragt und Experten wurden kontaktiert. Anschließend wurde für alle Kategorien eine Shortlist angefertigt: in der Hauptkategorie (Manager/in des Jahres) mit zehn, in allen anderen mit bis zu sieben Kandidaten. Vorjahressieger/innen konnten nicht nominiert werden. Aus der Shortlist hat die Redaktion den Sieger / die Siegerin ausgewählt. Der Redaktionsjury gehörten an: Uwe Förster, Anna von Garmissen, Christina Gruber, Roland Karle, Henning Kornfeld, Antje Plaikner, Guido Schneider, Marcus Schuster, Rupert Sommer, Michael Stadik und Markus Wiegand (Juryvorsitz). Die Auszeichnung für das Lebenswerk vergaben die Kress-Chefredakteure Marc Bartl (kress.de) und Markus Wiegand („kress pro“) mit Verleger Johann Oberauer. Für die Kategorien in Österreich und der Schweiz haben die „kress pro“-Partnerblätter „Österreichs Journalist:in“ (Herausgeber: Georg Taitl) und „Schweizer Journalist:in“ (Chefredakteur: Marcus Hebein) mitgewirkt.