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Medienpreis für "leise Friedensstifter" lockt wenig Prominenz

Bislang glänzte der Medienpreis in Baden-Baden durch seine weltweit bekannten Preisträger. Diesmal waren die Ausgezeichneten fast unbekannt und prominente Gäste machte sich rar.

Baden-Baden (dpa) - In Baden-Baden ist am Freitagabend der 20. Medienpreises an vier weitgehend unbekannte "leise Friedensstifter" verliehen worden. Im Gegensatz zu früheren Preisverleihungen war die Zahl von prominenten Gästen deutlich geringer als bei früheren Veranstaltungen. "Die heute Geehrten haben einen historischen Verdienst, aber es kennt sie keiner. Deshalb ist es eine gute Idee, sie ins Scheinwerferlicht zu rücken", sagte der RTL-Gründer Helmut Thoma, der vor 20 Jahren als erster die Auszeichnung erhielt. Damals wie heute ist es ein Ehrenpreis, verkörpert durch eine Skulptur aus der Karlsruher Porzellanmanufaktur Majolika.

Geehrt wurden der frühere russische Oberstleutnant Stanislaw Petrow, die afghanische Bildungsexpertin Sakena Yacoobi, der kongolesische Arzt Denis Mukwege und der palästinensische Pfarrer Mitri Raheb. Bislang hatten Prominente wie Bill Clinton, Nelson Mandela, André Agassi und Steffi Graf und im vergangenen Jahr Sir Richard Branson den Medienpreis erhalten.

Um solche Persönlichkeiten kennenzulernen, folgten Prominente bisher gerne der Einladung des Preisstifters Karlheinz Kögel vom Medienunternehmen Media Control. Der Wechsel, den Preis nicht an bekannte Namen, sondern an die politische Leistung zu knüpfen, hat jetzt für deutlich mehr Platz auf dem roten Teppich gesorgt. Auch das Anliegen der Preisträger, wie die Versorgung von Vergewaltigungsopfern im Kongo, wollte nicht so recht in den glamourösen Rahmen passen.

Für Laudator Roman Herzog folgt die Neuausrichtung des Preises dem weltweiten Trend, die Verantwortung für Menschlichkeit nicht allein dem Staat zu übertragen, sondern auch einzelnen Persönlichkeiten. Die Preisträger hätten dort eingegriffen, wo "der Staat nicht handeln will oder nicht kann".

Herzog nahm auch Stellung zur Diskussion um Preisträger Raheb, der in Bethlehem mehrere Einrichtungen zur Versöhnung von Juden, Christen und Muslimen organisiert hat. Ihm waren antisemitische Äußerungen vorgeworfen worden. Herzog sagte, er sei von einigen christlich-jüdischen Vereinen aufgefordert worden, auf seinen Auftritt zu verzichten, dem hätten andere Gruppen widersprochen. Er habe sich nicht in diese Debatte einmischen wollen und sei deshalb wie abgesprochen nach Baden-Baden gekommen.

Fernsehmoderatorin Birgit Schrowange lobte das neue Konzept und erklärte, sie sei neugierig auf die Preisträger. Sie wolle vor allem mit Sakena Yacoobi ins Gespräch kommen. "Sie hat unter Lebensgefahr Schulen gebaut und vor allem Mädchen die Möglichkeit einer Ausbildung gegeben." Ihre Kollegin Marietta Slomka freute sich auf Petrow. Dieser saß 1983 vor dem russischen Raketen-Frühwarnsystem, als der Alarm losging und einen Angriff signalisierte. Petrow vertraute seinem Gefühl, missachtete die Vorschriften und drückte nicht auf den roten Knopf, die Atomraketen starteten nicht.

Die vier Geehrten passten auf den ersten Blick nicht in den Reigen der bisherigen Preisträger, sagte Kögel. Yacoobi und Mukwege stünden jedoch seit Jahren auf der Nominierungsliste des Friedensnobelpreises. Mit dem Medienpreis wolle er dazu beitragen, dass die Namen der "leisen Friedensstifter" in die Welt herausgetragen werden. Mal sehen, wer im kommenden Jahr die Auszeichnung erhält.