Vermischtes
Newsroom – Marc Bartl

Meta sperrt Playboy-Seite – und schweigt fast zwei Wochen

Meta sperrt Playboy-Seite – und schweigt fast zwei Wochen Mark Zuckerberg (Foto: IMAGO / ZUMA Press Wire)

Zwei Wochen war die Facebook-Seite von Playboy Deutschland verschwunden. Meta spricht von einem Fehler – und sorgt mit seiner Intransparenz für Kritik aus der Medienbranche.

Berlin – Die Facebook-Seite von Playboy Deutschland ist am Wochenende nach tagelangem Verschwinden wieder aufgetaucht (kress.de berichtete). Von der Facebook-Betreiberfirma Meta gibt es nun auch eine offizielle Begründung: Der deutsche Auftritt des Playboy-Magazins sei wegen Hinweisen auf betrügerische Aktivitäten fälschlicherweise entfernt worden. Man habe umgehend reagiert, als man von dem Fehler erfahren habe.

 

Laut Playboy-Deutschland-Chefredakteur Florian Boitin war die Seite fast zwei Wochen nicht erreichbar. Bis zum vergangenen Wochenende hatte Meta laut Boitin keine Gründe genannt, warum die Seite nicht zu erreichen war.

 

Für „Altpapier“-Kolumnist Ben Kutz ist das ein starkes Stück: „Die Seite war insgesamt 14 Tage gesperrt. Wenn das für Meta ‚umgehendes‘ Handeln ist, will ich gar nicht wissen, was passiert, wenn der Konzern sich Zeit lässt. Unklar bleibt außerdem, warum Meta dem Verlag die angebliche Begründung der ‚betrügerischen Aktivitäten‘ auf seine ständigen Nachfragen nie geliefert hat.“

 

Playboy-Deutschland-Chefredakteur Florian Boitin hatte auf LinkedIn zum Wiederauftauchen der Seite bemerkt: „Ist es, weil mit dem gestrigen Freitag, dem 13., eine Frist verstrich, die unsere Kanzlei Meta per Anwaltsschreiben gesetzt hatte – oder ist es aufgrund des starken öffentlichen Drucks, der durch eine breite Medienpräsenz entstanden ist, dass Meta jetzt einlenkte?“

 

In der Medienbranche läuft die Debatte, inwieweit große Plattformen zensieren und die Pressefreiheit bedrohen. Business Punk schreibt in einem Artikel: „Hat ein Algorithmus über journalistische Inhalte entschieden – und wenn ja, was bedeutet das für andere Medienhäuser, die sich nicht dem Mainstream von Plattform-Regularien unterwerfen? Der Fall Playboy könnte ein Präzedenzfall werden. Denn wenn Algorithmen über Sichtbarkeit entscheiden, ist Publizistik keine öffentliche Angelegenheit mehr – sondern Plattformpolitik. Und die ist, wie dieser Fall zeigt, intransparent, undurchschaubar und einseitig machtvoll.“

 

Für den Journalisten Ben Kutz ist das der Kern des Problems: „Soziale Netzwerke sind längst Teil der öffentlichen Infrastruktur. Für viele Menschen sind sie wichtige Informationsquelle, für viele Unternehmen existenziell wichtig, für die Reichweite vieler Medien unverzichtbar. Und trotzdem könnten Facebook, Instagram und X morgen auch die Seiten der ‚Tagesschau‘ oder des ‚Spiegels‘ sperren. Einfach so, ohne Angabe von Gründen. Das ist ein riesiges Problem.“ Kutz fordert: „Es braucht endlich neutrale Plattformen, die nicht von Profit getrieben sind. Auf denen Regeln gelten, die kein Multimilliardär festlegt, sondern wir als Gesellschaft. Nur so kann Willkür effektiv verhindert werden. ‚Enteignet Facebook!‘, hat Jan Böhmermann vor dreieinhalb Jahren singend gefordert. Wahrscheinlich hat er recht.“