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Mexiko: Mehr ermordete Journalisten als im gesamten Jahr 2018

Mexiko: Mehr ermordete Journalisten als im gesamten Jahr 2018 ROG-Geschäftsführer Christian Mihr.

„Bei den beiden jüngsten Journalistenmorden in Mexiko gibt es starke Anhaltspunkte, dass lokale Funktionäre in die Taten verwickelt waren“, sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr.

Berlin - Reporter ohne Grenzen (ROG) beobachtet „mit großer Sorge, dass die mexikanischen Behörden der Welle von Journalistenmorden in diesem Jahr anscheinend machtlos gegenüberstehen“. Allein im August sind zwei weitere Journalisten ermordet worden. Die Zahl der wegen ihrer Arbeit getöteten Medienschaffenden in Mexiko steigt damit auf mindestens zehn – mehr als im gesamten Jahr 2018 und weitaus mehr als in jedem anderen Land der Welt. Angesichts der anhaltenden Gewalt, die so gut wie nie gesühnt wird, drängt ROG die mexikanische Regierung, den nationalen Schutzmechanismus für Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechtsverteidiger sowie Journalistinnen und Journalisten wie angekündigt zu verbessern sowie die für Verbrechen gegen Medienschaffende zuständigen Ermittlungsbehörden zu stärken.

 

„Bei den beiden jüngsten Journalistenmorden in Mexiko gibt es starke Anhaltspunkte, dass lokale Funktionäre in die Taten verwickelt waren. Gerade deshalb müssen die Ermittlungsbehörden mit größtmöglicher Unabhängigkeit vorgehen“, sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. „Leider gibt es in Mexiko noch immer so gut wie keine unabhängigen Ermittlungen nach Journalistenmorden. Die Regierung von Präsident Andrés Manuel López Obrador muss endlich den Ernst der Lage erkennen und die versprochenen Reformen zum Schutz von Journalistinnen und Journalisten umsetzen.“

 

Das bislang letzte Mordopfer war Nevith Condés Jaramillo, der am 24. August nahe Tejupilco im Bundestaat Mexiko erstochen aufgefunden wurde. Er war Chefredakteur der Online-Zeitung El Observatorio del Sur und hatte in seinen Artikeln wiederholt lokalen Funktionären Korruption vorgeworfen. Mitarbeitende und Angehörige berichteten, dass er in den vergangenen Monaten zweimal wegen seiner Arbeit bedroht worden war. Die Drohungen wurden auch an den nationalen Schutzmechanismus gemeldet, Schutzmaßnahmen wurden aber nicht ergriffen. Condés‘ Kolleginnen und Kollegen berichteten zudem, dass es „große Spannungen“ zwischen ihm und dem Bürgermeister von Tejupilco gab.

 

Mehr 90 Prozent der Gewalttaten gegen Journalistinnen und Journalisten bleiben in Mexiko ungestraft. Diese fehlende Abschreckung für potenzielle Täterinnen und Täter trägt entscheidend dazu bei, dass die Spirale der Gewalt sich weiter dreht.

 

Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Mexiko auf Platz 144 von 180 Staaten.