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Migranten und Muslime verteidigen „Tagesschau“-Sprecher Constantin Schreiber

Migranten und Muslime verteidigen „Tagesschau“-Sprecher Constantin Schreiber Constantin Schreiber

Die muslimische Publizistin Khola Maryam Hübsch sieht seinen Rückzug „als Verlust für die Islam-Debatte“. Wer sich noch solidarisiert.

Hamburg – Nach der Torten-Attacke auf Constantin Schreiber und seiner Ankündigung in der „Zeit“, sich künftig nicht mehr zum Islam zu äußern, solidarisieren sich nun mehrere prominente Migranten und Muslime mit dem ARD-Mann.

 

„Ich bedaure seinen Rückzug, aber mehr noch die fehlende Solidarität“, schreibt der aus Ägypten stammende Islamkritiker Hamed Abdel-Samad in der aktuellen Ausgabe der „Zeit“. Der Bestseller-Autor gesteht, auch er habe immer wieder erwogen zu schweigen. Trotz Polizeischutz werde er auf offener Straße angegriffen. „Am meisten bedrücken mich aber die Rufmordkampagnen durch vermeintliche Liberale, die mich und andere Kritiker des Islamismus als Rassisten brandmarken.“ Abdel-Samad wirft der gesellschaftlichen Mitte vor, zu Diffamierungen zu schweigen. „Müssen wir erst niedergestochen werden wie Salman Rushdie, um politische und mediale Solidarität zu erfahren?“

 

Auch die muslimische Publizistin Khola Maryam Hübsch stellt sich an die Seite von Schreiber. Seinen Rückzug sieht sie „als Verlust für die Islam-Debatte“. Sie hofft, er wird „sein selbst auferlegtes Sprechverbot überdenken“. Hübsch, die Kopftuch trägt und es öffentlich verteidigt, warnt: „Wenn der Meinungskorridor so eng wird, dass nur noch mehrheitsfähige, gefällige Positionen zu vernehmen sind, ist unsere Debattenkultur tot.“

 

Scharfe Kritik übt auch Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie der Universität Münster. Kritik am Islam dürfe nicht unterbunden werden mit dem Hinweis, dies nütze den Rechtspopulisten. „Wenn wir uns selbst mundtot machen, aus Angst, echte Islamhasser würden von unserer Kritik an der eigenen Religion profitieren, dann haben diese gewonnen.“ Khorchide appelliert an alle Nichtmuslime: „Gönnen Sie uns unseren Kampf um Reform und Aufklärung! Konfrontieren Sie uns mit unseren Fehlern! Nein, das ist kein Rassismus!“

 

Der CDU-Politiker Ali Ertan Toprak geht mit seiner Kritik noch weiter. Wie Schreiber würden „auch Migranten, die sich kritisch zur Migration äußern“, diffamiert. Deutschland lasse diese Verteidiger der Demokratie allein, unterstütze stattdessen den politischen Islam. Toprak ist Kurde und stammt aus der Türkei, jahrelang stand er an der Spitze großer Migrantenverbände. Jetzt klagt er den deutschen Staat an: „Ich fühle mich im Stich gelassen.“ Er warnt davor, dass gut integrierte Migranten „sich von diesem Land abwenden“.

 

Zu Schreibers Rückzug