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Mit Boot und Strumpfhose auf Jagd nach Storys

Mit Boot und Strumpfhose auf Jagd nach Storys Astrid Csuraji, Jakob Vicari, das kleine Ausflugsboot und die rote Strumpfhose

Stephan Weichert hat einen ungewöhnlichen Film über Journalismus gedreht. Ansehen lohnt sich! Wir erfahren zugleich viel über uns selbst.

Astrid Csuraji lenkt ein kleines Ausflugsboot, Jakob Vicari zieht einen Plastikbehälter mit einer roten Strumpfhose hinterher. Spielen jetzt schon Erwachsene wie Kinder? Was machen die beiden denn da? Wer kürzlich zu später Stunde bei 3sat reinzappte, kam vermutlich an dieser Frage nicht vorbei. Und ohne weitere Erklärung schon gar nicht zu einer Antwort.

 

Also: Csuraji und Vicari sind zwei freie Journalisten und sie machen ihren Job. Sie recherchieren. Dieses Mal fischen sie nach Mikroplastik in der Ilmenau, erklären die beiden später und Vicari zeigt, wie er dafür eine eigene Fangvorrichtung konstruiert hat. Der Plastikbehälter, zwei leere Plastikflaschen als Auftriebskörper und dann noch die Strumpfhose. Echt jetzt? Csuraji und Vicari haben einen ganzen Koffer solcher scheinbar verrückten Ideen aus denen sie dann erstaunliche Storys entwickeln. Oder Redaktionen als Ideen zum Nachmachen anbieten. Das Ganze läuft unter"„Dialogjournalismus“ und „Nachrichten zum Anfassen“.

 

Im Film „Medienmacher von Morgen“ stellt Stephan Weichert ungewöhnliche Beispiele von modernem Journalismus vor.  „Die Intention des Films ist es, das Publikum zu berühren und aufzurütteln, aber auch für den Beruf des Journalisten und der Journalistin zu begeistern“, sagt Weichert. Der Film will dabei niemanden belehren oder reine Fakten präsentieren, sondern das menschliche Antlitz der Medienbranche zeigen – mit allen ihren Tücken und Widersprüchlichkeiten, aber auch ihren Freuden und Gründen, warum sich Menschen trotz aller Widrigkeiten entscheiden, im Mediengeschäft zu arbeiten.

 

Dieser Film hat Ihnen selbst die Augen geöffnet, Herr Weichert. Wie meinen Sie das?

Stephan Weichert: Weil er in einer historischen Krise steckt, die sich durch Corona noch verschärft hat, sehe ich den Journalismus inzwischen tatsächlich mit etwas anderen Augen, weil ich mir die grundlegende Frage stelle: Was ist, wenn es den Journalismus irgendwann nicht mehr geben würde - zumindest nicht mehr in der uns bekannten Form? Was würde das für das Fundament unserer Demokratie bedeuten? Wie werden sich Menschen in zehn oder 20 Jahren informieren? Zum Glück habe ich Leute getroffen, die mir gezeigt haben, warum es sich lohnt, an die Zukunft des Berufs zu glauben - indem sie neue Wege gehen und die Krise als Chance für einen Neubeginn begreifen. Sie haben mir das Gefühl vermittelt, dass es gerade in Krisensituationen darauf ankommt, sich selbst zu verändern, um resilient zu bleiben.

 

Wie ist es, einen Film zu machen? Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?

Einen Film zu drehen, ist etwas völlig anderes als einen langen Essay zu schreiben oder einen Audiobeitrag zu produzieren. Die gewählte Mischung aus Dokumentation und Reportage ist nicht nur in der Machart aufwendiger und erzählerisch komplexer, sondern im Ergebnis auch um einiges authentischer und lebensnaher. Ich habe in dieser Zeit viele tolle Persönlichkeiten kennengelernt, durfte ihnen bei der Arbeit hinter den Kulissen zu schauen und als stiller Beobachter auch Teil ihres Alltags werden. Dabei ist es mir auch gelungen, Wissenswertes über ihre Haltung, ihr Wertegefüge und ihren Antrieb zu erfahren. Eine besondere Herausforderung war es für mich einen Film über Journalismus zu machen, ohne ausschließlich Menschen an ihren PCs in Büros zu zeigen – und das auch noch in Corona-Zeiten.

 

Unser Tipp: Unbedingt in der Mediathek von 3sat ansehen! Wirklich lohnenswert! Und bitte weiterempfehlen.