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Newsroom – Henning Kornfeld

Nach Eklat im Weißen Haus: Nun geht auch Mathias Döpfner auf Distanz zu Trump

Nach Eklat im Weißen Haus: Nun geht auch Mathias Döpfner auf Distanz zu Trump Springer-Boss Mathias Döpfner (Foto: Axel Springer)

Nach dem Treffen von Donald Trump mit Wolodymyr Selenskyj hat sich Mathias Döpfner, Vorstandschef von Axel Springer, vom Trumpismus distanziert – und Selbstkritik an seiner bisherigen um Verständnis bemühten Haltung geübt. Döpfners Machtwort gingen irritierende Signale aus dem eigenen Haus voraus, darunter ein X-Post von Ulf Poschardt.

Berlin – Es waren verstörende Szenen: Am Freitag sind US-Präsident Donald Trump und sein Vize JD Vance vor laufender Kamera gemeinsam auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj losgegangen. Sie warfen ihm sogar vor, mit dem Dritten Weltkrieg zu spielen. Das Treffen im Weißen Haus endete mit dem Rausschmiss Selenskyjs. Was ihre Haltung zum Krieg in der Ukraine angeht, steht die US-Regierung jetzt offenbar auf Seiten des Aggressors Russland.

 

Der Eklat im Weißen Haus hat Mathias Döpfner, Vorstandschef und Verleger von Axel Springer, dazu veranlasst, seine Haltung zu Trump und zum Trumpismus zu korrigieren - und Selbstkritik an seiner bisherigen Position zu üben. „Unsere Weltordnung wankt“, schrieb er in einem am Samstag veröffentlichten Artikel, der auf der Seite eins der „Welt am Sonntag“ erschienen ist. „Fast im Stundentakt überschreitet die amerikanische Regierung rote Linien, die in einer rechtsstaatlichen Demokratie nie überschritten werden dürften“, heißt es dort. Döpfner weiter: „Viele Transatlantiker – auch ich – wollten in den letzten Wochen immer noch hoffen, dass hinter provozierenden Reden und Posts doch irgendwie ein konstruktives Konzept steht. Eine Verhandlungs-Taktik, die zwar irritierend klingt, aber am Ende zu einem überraschend guten Ausgang führt, der Russlands Präsident Wladimir Putin einhegt und Europa und Amerika wieder eint. Man muss Donald Trump zwar ernst nehmen, aber nicht wörtlich, lautete die Losung der Hoffnung.“

 

Diese Hoffnung sei nun aber zerstört, gesteht Döpfner ein: „Trump meint, was er sagt.“

 

Den klaren Worten des Springer-Vorstandschefs sind indes irritierende Äußerungen und Veröffentlichungen aus dem eigenen Haus vorausgegangen, wonach der ukrainische Präsident die Hauptschuld an der Eskalation im Weißen Haus trage: „Selenskyj hat mit seinem Verhalten die Sicherheit Europas aufs Spiel gesetzt“, postete die „Welt“ am Freitag auf X und verwies auf einen mit dieser Überschrift versehenen Text von Stefanie Bolzen, Korrespondentin der Zeitung in Washington. Ihre These: Selenskyj habe durch sein Verhalten alle „Verrenkungen“ der Europäer zunichte gemacht, die ihm zuvor eine gute Verhandlungsposition ermöglicht hätten. Ulf Poschardt, Herausgeber der Premium-Gruppe aus „Welt“, „Politico“ und „Business Insider“, übernahm den Vorspann des Artikels und teilte ihn auf X.

 

Ronzheimer, Rosenfeld und Alexander widersprechen der „Welt“

Führende Springer-Journalisten und ehemalige Springer-Journalisten haben dem X-Post der „Welt“, der Schlagzeile und dem Tenor des Korrespondentenberichts umgehend widersprochen: „Ist das Euer Ernst“, fragte bei X zunächst Ex-“Bild“-Boss Kai Diekmann in Richtung Springer. Antworten blieben nicht aus: „Nein, Selenskyij verteidigt die Freiheit Europas. Das war auch immer die Position der WELT, wie ich sie kannte“, schrieb Dagmar Rosenfeld, früher Chefredakteurin von „Welt“ und „Welt am Sonntag“ und jetzt Co-Herausgeberin bei der Springer-Beteiligung Media Pioneer. „Dagmar Rosenfeld hat recht“, applaudierte daraufhin Robin Alexander, Vize-Chefredakteur der „Welt“. Auch „Bild“-Vize Paul Ronzheimer reihte sich ein: „Robin Alexander und Dagmar Rosenfeld haben Recht!“ 

 

Von außerhalb des Springer-Kosmos hagelte es ebenfalls Kritik für den „Welt“-Post. So schrieb der Podcaster und Moderator Micky Beisenherz einen galligen Kommentar auf X: „Ich hatte schon darauf spekuliert, welches Medium als erstes diese seltsame Umdeutung vornehmen würde. Im Wettlauf mit Roger Köppel wart ihr die ersten. Glückwunsch.“

 

Die „Welt“-Redaktion hat die Überschrift ihres Korrespondentenberichts von Freitag inzwischen stillschweigend geändert. Sie lautet jetzt: „Ein Schock für die Ukraine“. Im Vorspann der ursprünglichen Fassung hieß es: „Selenskyi hätte schweigen müssen.“ Auch diesen Satz hat die „Welt“ mittlerweile getilgt.

 

Hintergrund: Mathias Döpfner hat in der Wiederwahl Trumps zunächst auch eine „Chance“ gesehen. Der US-Präsident sei „unberechenbar“, aber auch „pragmatisch“, schrieb der Springer-Boss im November 2024. Vielleicht werde die „Schicksalswahl“ doch noch zu einem „transatlantischen Moment“, so damals Döpfners Hoffnung. Passagen der Rede von Trump-Vize Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar bezeichnete Döpfner dann im Interview mit der „Financial Times“ als „inspirierend“. Zu diesem Zeitpunkt war sein Unternehmen selbst schon ins Fadenkreuz der Trump-Administration geraten: Sie hatte angekündigt, alle Regierungsabos des Springer-Politik-Fachdienstes „Politico“ zu kündigen.