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Nationalratspräsidentin Prammer kritisiert ORF wegen Versetzung von Claudia Reiterer

"Wie ich aus den Medien vernehme, wird als Grund dafür Unvereinbarkeit genannt. Sie scheint mit dem "falschen" Mann zusammen zu leben. Das ist willkürlich und diskriminierend und steht für mich an der Grenze zur Sippenhaftung", schreibt Prammer.

Wien (PK) - Im Zusammenhang mit einer in den Medien berichteten Verwendungsänderung der innenpolitischen Redakteurin Claudia Reiterer (Parlamentsredaktion des ORF) hat Nationalratspräsidentin Barbara Prammer einen Offenen Brief an TV-Chefredakteur Karl Amon bzw. an die Geschäftsführung des ORF gerichtet. Der Brief hat folgenden Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Chefredakteur Amon! Sehr geehrte Geschäftsführung!

Mit Entsetzen vernehme ich, dass Redakteurin Claudia Reiterer keine innenpolitischen Sendungen mehr moderieren soll. Wie ich aus den Medien vernehme, wird als Grund dafür Unvereinbarkeit genannt. Sie scheint mit dem "falschen" Mann zusammen zu leben. Das ist willkürlich und diskriminierend und steht für mich an der Grenze zur Sippenhaftung.

Jeder Mensch und erst recht jede JournalistIn ist eigenständig und eigenverantwortlich. Objektive, unbeeinflusste und überparteiliche Berichterstattung sind für die RedakteurInnen des ORF klare Vorgaben. Ich ersuche Sie daher dringend, die Entscheidung darüber, Claudia Reiterer keine innenpolitischen Sendungen mehr machen zu lassen, zu überdenken. Sie hat bei ihrer Arbeit ganz entschieden unter Beweis gestellt, dass sie politische Sendungen verantwortungsbewusst, objektiv und unabhängig gestaltet. Das wurde bisher auch von niemandem in Frage gestellt.

Der ORF muss als öffentlich rechtliches Medium Vorbild sein. Das betrifft selbstverständlich auch den Umgang mit seinen Mitarbeiterinnen. Dass hier unterschiedlich gemessen wird, dafür gibt es ausreichend Beispiele. Lassen Sie mich an Stefan Gehrer erinnern. Er hat auch in Zeiten, als seine Mutter Unterrichtsministerin und stellvertretende Parteichefin gewesen ist, für den ORF nicht nur politische Beiträge gestaltet, sondern auch über Bildungspolitik berichtet. Auch seine objektive Arbeit ist nie in Frage gestellt worden.

Als Präsidentin des Nationalrats habe ich großes Interesse an einer spannenden, vielfältigen und ausgewogenen Berichterstattung aus dem Parlament und über parlamentsrelevante politische Themen. Das schätzen die ZuseherInnen ganz offensichtlich, was die steigenden Einschaltquoten belegen.

Barbara Prammer Präsidentin des Nationalrats