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dpa

NDR-Intendant: müssen jährlich 60 Millionen Euro sparen

Mitarbeiter einsparen geht allerdings nicht. Zumindest bis 2024 sind betriebsbedingte Kündigungen laut Tarifvereinbarung ausgeschlossen.

Hamburg (dpa) − Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) stellt sich auch bei einer Erhöhung des Rundfunkbeitrags auf weitere Einsparungen von knapp einer Viertelmilliarde Euro in den nächsten vier Jahren ein. „Wir gehen davon aus, dass wir in der nächsten Beitragsperiode (2021-2024) jährlich 60 Millionen Euro einsparen müssen“, sagte NDR-Intendant Joachim Knuth der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. „Das muss von uns gut gemanagt werden. Aber wir gestalten es so, dass wir ein unverändert attraktiver NDR sind − für unsere Hörer und Zuschauer und die, die uns auf anderen Ausspielwegen online nutzen. Wir bleiben ein starker NDR.“ 

 

Knuth (60) hatte am 13. Januar offiziell das Amt seines Vorgängers, Lutz Marmor (65), an der Spitze der Vier-Länder-Anstalt für Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern übernommen.

 

Die weitere Sparrunde wird es nach den Worten des NDR-Intendanten trotz höherer Rundfunkbeiträge geben müssen. Die unabhängige Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) hatte in einem vorläufigen Entwurf eine Anhebung des Rundfunkbeitrags von derzeit monatlich 17,50 Euro pro Haushalt auf 18,36 Euro pro Monat vorgeschlagen. „Ich sage an dieser Stelle norddeutsch schlicht: Ich habe mit dem zu arbeiten, was uns an finanzieller Ausstattung aufgrund einer Empfehlung vorliegt“, sagte der NDR-Intendant.

 

Welche Auswirkungen die weiteren Einsparungen − 2019 und 2020 war hierfür ein Volumen von 28,5 Millionen Euro vorgesehen − auf die künftige Zahl der Mitarbeiter haben werden, konnte Knuth noch nicht sagen. Seit 1993 hat der Sender nach eigenen Angaben 731 Planstellen abgebaut − auf 3.378 Stellen in 2020. Der diesjährige Wirtschaftsplan 2020 sieht ein Finanzvolumen von rund 1,2 Milliarden Euro vor. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis 2024 laut Tarifvereinbarung ausgeschlossen.

 

„Die Herausforderungen sind beträchtlich“, sagte Knuth. Eine Frage sei, für welches Programmangebot der NDR in den kommenden Jahren stehen wird. „Wofür wollen und werden Menschen Rundfunkbeitrag zahlen? Und welche gesellschaftliche Funktion, welchen gesellschaftlichen Wert werden wir haben?“ Die Debatte hierüber solle in diesem Jahr beim NDR intensiv geführt werden.

 

Gleichzeitig machte der NDR-Intendant deutlich, dass der NDR „extrem stark“ im Informations- und Investigativ-Journalismus sowie in der Berichterstattung aus der Region sei. „Das wollen wir unbedingt halten, weil wir ein Großteil dessen, was wir an Vertrauen und Glaubwürdigkeit in dieser Gesellschaft bekommen, durch solche Angebote schaffen.“ Er sei überzeugt, dass der Meinungspluralismus im Journalismus an Wert gewinnen wird. „Eine freiheitliche Gesellschaft muss das, was in ihr passiert, aussprechen. Und dafür müssen wir die Plattformen bieten und die verschiedenen Ansichten und Positionen differenziert darstellen“, bekräftigte Knuth. Dafür böten sich beispielsweise Pro-und-Contra-Formate an, die verschiedene Meinungen und Blickwinkel abbilden. „Verschweigen habe ich nie für ein probates Mittel gehalten. Ich trete auch für die Meinungsfreiheit derer ein, deren Meinung ich nicht teile.»

 

Angesichts der wachsenden Konkurrenz durch Streaming-Dienste und einer Vielzahl von Informationsangeboten im Internet sieht der NDR-Chef den Sender unter stärkerem Wettbewerbsdruck. „Wir müssen in puncto Qualität unserer Konkurrenz voraus sein“. Dafür sei es unerlässlich, Programminhalte so „zu denken“, dass sie auf möglichst vielen Wegen − vom Fernsehen, Radio, NDR-Websites bis hin zu Social-Media-Plattformen − ausgespielt werden können. „Wir müssen wieder mehr jüngere Menschen erreichen. Dafür wollen wir dort präsent sein, wo sie sich medial bewegen, denn der NDR macht ein Angebot für alle Generationen“, sagte Knuth. „Wir werden künftig daran gemessen werden, wie viele Menschen wir mit unseren Angeboten erreichen.»