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Newsroom – Markus Trantow

Nicht von der Stange: Wie NOZ/mh:n Zeitung neu produziert

Nicht von der Stange: Wie NOZ/mh:n Zeitung neu produziert Burkhard Ewert und Karsten Grosser (Foto: NOZ/mh:n)

300 Seiten täglich für über 30 Titel: Mit der neuen Tochtergesellschaft Page professionalisiert NOZ/mh:n seine Zeitungs- und E-Paper-Produktion. Wie das klappt erklären Burkhard Ewert und Karsten Grosser.

Flensburg/Osnabrück – Die Tageszeitung lebt – gedruckt und auch als E-Paper. Davon ist man auf der Achse Flensburg–Osnabrück überzeugt. Der Zeitungsriese NOZ/mh:n hat für seine Seitenproduktion eine eigene Tochtergesellschaft namens Page gegründet. Hier entstehen schon heute bis zu 300 Seiten pro Tag – für über 30 Tageszeitungen sowie weitere externe Kunden. Und man ist bereit für mehr. Page-Chef Burkhard Ewert und der operative Leiter der Firma, Karsten Grosser, erklären turi2-Chefredakteur Markus Trantow, warum sich die Produktion von Seiten auch in vielen Jahren noch lohnen wird – und wie sich das Unternehmen von ähnlichen Angeboten anderer Zeitungskonzerne abheben will. Dieser Beitrag erscheint in der „Themenwoche Zeitungen“ bei turi2.

 

Rund 50 Mitarbeitende an drei Standorten produzieren gemeinsam bis zu 300 Zeitungsseiten am Tag – beim wohl unterschätztesten Zeitungsriesen Deutschlands: NOZ/mh:n, beziehungsweise deren Flensburger Ableger, dem Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag (sh:z). Hier schlägt das Herz der nördlichsten Zeitungsproduktion im Land – unter anderem mit dem Flensburger Tageblatt, der Sylter Rundschau und der Eckernförder Zeitung. Die Firma hinter dieser Seitenschmiede heißt schlicht Page und ist, wie der sh:z selbst, Teil von NOZ/mh:n. Weitere Page-Standorte gibt es in Pinneberg bei Hamburg und in Osnabrück.


Mit der Ausgründung von Page im Frühjahr 2025 sendet der Konzern ein deutliches Signal: Man ist open for business– und will künftig nicht nur für die eigenen Titel arbeiten, sondern auch für Verlage und Kunden außerhalb des Konzerns. Burkhard Ewert, Chefredakteur der NOZ und Geschäftsführer von Page, wirbt derzeit in vielen Gesprächen für die Angebote des Dienstleisters, der im Wettlauf um Mantel- und Produktionskunden mitmischt – und damit um Wachstum auf dem strukturell rückläufigen Markt der Zeitungsseiten.


„Der Markt der gedruckten Zeitungsseiten schrumpft, der Markt der konfigurierten Seiten, die auch im E-Paper publiziert werden, schrumpft nicht“, sagt Ewert. Er kann sich vorstellen, neben anderen Verlagen auch für kommunale Auftraggeber oder Kirchenzeitungen Seiten zu gestalten.


„Dritter Weg“ für mehr Eigenständigkeit und Kooperation
Im Vergleich zu den noch größeren Konzernen wie Madsack, Funke oder Ippen sieht Ewert die NOZ/mh:n auf einem „dritten Weg“, der mehr auf Kooperation und Eigenständigkeit der Partner setze. Als Trends nennt er außerdem Spezialisierung. Jedes Medienhaus müsse sich heute sehr genau überlegen, was es gut kann, was es selbst machen will – und was es auch anderen anbieten kann.


Die operative Arbeit bei Page liegt in den Händen von Karsten Grosser. Der studierte Mathematiker hat als Journalist bei der NOZ begonnen, ist inzwischen über 20 Jahre im Konzern und übernimmt heute vor allem Management-Aufgaben. Nach der Leitung einer lokalen Content-Unit organisiert er nun Page.


Print ist für Grosser noch längst nicht so tot, wie viele Digitalos gerne behaupten. Das zeigten die Zahlen der Verlage, die weiter viel Geld mit Gedrucktem verdienen. Auch bei der optischen „Wucht“, die Gedrucktes entwickeln kann, könne ein Handy-Display niemals mithalten, sagt er – und das will er nutzen.


Keine Zeitung von der Stange
Der Großteil der Seiten, die in Flensburg, Pinneberg und Osnabrück produziert werden, entsteht aus vorgefertigten Layouts. Deren Gestaltung kostet die Editoren nur wenige Klicks – im Idealfall dauert die Produktion pro Seite nur wenige Minuten. Grossers Ziel: diese Zeit weiter zu senken.


Daneben produziert Page sogenannte „Leuchtturmseiten“ mit einer „magazinigen“ Optik, die dem passionierten Fotografen Grosser besonders am Herzen liegen. Diese seien noch echte Handarbeit – und sollen etwa in den Wochenendausgaben für optische Überraschungen und damit für Leserbindung sorgen.


„Eine Zeitung, die aussieht, als käme sie von der Stange, wird auf Dauer nicht erfolgversprechend sein“, ist der Manager überzeugt. Die Inhalte kommen aus den Redaktionen: Überregionales aus der Zentralredaktion in Osnabrück, Lokales von den Lokaljournalisten der verschiedenen Titel oder von externen Kunden. Welche Inhalte gedruckt werden und welchen Platz sie in der Zeitung erhalten, entscheiden die Redaktionen selbst. Die Editoren von Page, die allesamt ausgebildete Journalistinnen und Journalisten sind, setzen diese Vorgaben um. Ihre Aufgabe ist es aber auch, Texte, Überschriften und Bilder fürs Layout anzupassen – dort, wo die Software noch nicht perfekt arbeitet.


Produktionsalltag: 300 Seiten in drei Städten
Damit das für bis zu 300 Seiten am Tag klappt, arbeiten die Editoren von morgens bis abends. Die Inhaltsplanung beginnt bereits zwei Tage vor dem eigentlichen Erscheinungstermin – in der Page-Terminologie: „ET-2“. Schon dann entscheiden Planungsredakteure, was wo in der Zeitung steht. Daneben gibt es Aktualisierungsfenster für tagesaktuelle Ereignisse – im Überregionalen betrifft das mehr Flächen als in den Lokalausgaben.


Das E-Paper als Wachstumsprodukt
Für Grosser ist besonders wichtig: Die Ausgründung der Seitenproduktion ist keine Auslagerung. „Die Nähe zu den Redaktionen wurde erhalten oder sogar gewonnen“, sagt er. So seien die Editoren im Zuge der Gründung von Büdelsdorf – wo sie zuvor in unmittelbarer Nähe der Druckerei arbeiteten – nach Flensburg gezogen. Dort sitzen sie nun unter einem Dach mit der Redaktion. In Osnabrück und Pinneberg ist die Nähe zu den Journalisten ebenfalls erhalten geblieben.


Burkhard Ewert versteht die Gründung von Page auch als Aufwertung der Seitenproduktion – ein Bereich, den man früher womöglich vorschnell als „Geschäft von gestern“ abgetan hätte. Die Mitarbeitenden in der Einheit seien nun Teil eines Dienstleisters, der für die NOZ/mh:n und externe Kunden von „immenser Bedeutung“ sei – und der nicht mehr schrumpfe, sondern wachse.


„Für viele Verlage ist das E-Paper ein Wachstumsprodukt und ein wichtiger Umsatzbringer – was sich auch auf Sicht vieler Jahre nicht ändern wird“, ist Ewert vom Kurs der Firma überzeugt.