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dpa

Nur wenige Menschen anfällig für Fake-News

Welchen Medien kann man noch vertrauen und warum? Mit dieser Frage haben sich die Medientage München befasst. Zum Schluss präsentiert ein US-Forscher beim „Journalismus-Gipfel“ überraschende Ergebnisse.

München (dpa) − Nur sehr wenige Menschen in Deutschland fallen laut einer Studie auf gefälschte politische Nachrichten herein. Die Internetnutzer seien schlauer als gedacht, sagte der amerikanische Medienprofessor William Dutton am Donnerstag zum Abschluss der Medientage München. Er hat das Verhalten von 14 000 Menschen in sieben Ländern untersucht. Viele von ihnen seien skeptisch gegenüber Suchergebnissen im Netz und nutzten auch andere Nachrichtenquellen.

 

Das Problem von Fake-News, Filterblasen und Echokammern ist demnach kleiner als befürchtet. Nur zwei Prozent der Menschen in Deutschland seien anfällig für Fake-News, sagte Dutton. Betroffen seien vor allem die, die sich nicht für Politik interessieren und den technischen Umgang mit Online-Plattformen nicht beherrschen.

Die Leiterin des Google-News-Labs, Isabelle Sonnenfeld, hat Ähnliches beobachtet. „Die gesamte Diskussion um Social Bots war viel größer in den Medien als eigentlich die Aktivität von Social Bots“, sagte sie beim „Journalismus-Gipfel“. Bots sind eine Software, die sich im Internet als vermeintlicher Nutzer äußert und zum Beispiel vor Wahlen bestimmte Inhalte etwa bei Facebook oder Twitter verbreitet.

„Ich bin ganz dankbar für Fake-News, weil sie uns zu Veränderungen zwingt, die überfällig sind“, sagte die Journalistin und Beraterin Juliane Leopold. Ähnlich äußerte sich der Chefredakteur von „Zeit Online“, Jochen Wegner: US-Präsident Donald Trump habe die klassischen Medien in den USA aufgeweckt. „Was die „New York Times“ und die „Washington Post“ gerade machen, finde ich, ist für die Ewigkeit.“ Auch in Deutschland suchten die Medien jetzt stärker den Kontakt zur Bevölkerung in der Fläche. „Daraus sind dann Projekte entstanden, die wir früher nicht gemacht haben“, sagte Wegner.

Am letzten Tag des Medienkongresses ging es auch noch einmal um das Gleichgewicht zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Radiosendern. „Marktanteile und Reichweiten verschieben sich deutlich zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk“, heißt es in einer Studie der Unternehmensberatung Schickler zum Radiomarkt in Bayern. Hauptgrund dafür sei, dass der BR seine bisher digital verbreitete Jugendwelle Puls ab 2018 auf der bisherigen UKW-Frequenz von BR-Klassik ausstrahlen will. Reichweite und Hörerzahl des privaten Hörfunks würden dadurch bis 2022 voraussichtlich halbiert. Für kleine Lokalsender könne dies das Aus bedeuten.

„Ich glaube nicht, dass der Bayerische Rundfunk die Bedrohung der Lokalradios ist“, entgegnete der BR-Hörfunkdirektor Martin Wagner. „Im Lokalen sind wir nicht tätig.“ Die eigentliche Bedrohung für öffentlich-rechtliche wie für private Radios bestehe darin, dass sich die Hörer ihre Informationen auch von Google, Facebook & Co. holen können. Die Sender sollten sich gemeinsam dagegen wappnen.

Der Geschäftsführer von Antenne Bayern, Karlheinz Hörhammer, griff einen Schickler-Vorschlag auf: Der BR sollte sich nach dem Vorbild des NDR auf eine Stunde Werbung am Tag mit einer werbeführenden Welle beschränken. Dies wäre „eine optimale Lösung“, sagte Hörhammer. Der stellvertretende CSU-Generalsekretär Markus Blume gab zu bedenken, welche Folgen eine solche Werbezeitbeschränkung hätte: Der Rundfunkbeitrag würde voraussichtlich weiter steigen.

„Banner, du nervst“ − so lautete der Titel einer Diskussionsrunde zu neuen Werbeformen in den Medien. Adblocker sind nach Auffassung des Werbeexperten Thomas Strerath „das Beste, was der Branche passieren konnte“. Der Endkunde könne damit bestimmen, ob er Werbung sehen möchte oder nicht, sagte Strerath, der für die Agentur Jung van Matt tätig ist. Mit den umstrittenen Adblockern kann der Internetnutzer Inhalte im Netz lesen, ohne Werbung zu konsumieren. Strerath: „Der Kunde stimmt auf diese Weise mit den Füßen ab, er zwingt uns zur Veränderung und Werbung als Service anzubieten.»

Für einige ist die Verheißung in der Zukunft das sogenannte Native Advertising, also Werbung, die wie redaktionell aufbereiteter Inhalt aussieht, aber als Anzeige gekennzeichnet ist und Servicecharakter haben soll. „Native Advertising ist für die Finanzierung des Journalismus künftig unverzichtbar“, sagte Julia Bauer, Redaktionsleiterin von „Bunte.de“. Und in drei Jahren sei diese Werbeform aus dem Netz nicht mehr wegzudenken, fügte Jürgen Adrian von der Agentur Define Media hinzu.

Fünf Frauen saßen am Donnerstagnachmittag in der Diskussionsrunde zum Thema „Wie steigern wir weibliche Sichtbarkeit im Film und TV?“. Auch Schauspielerin Maria Furtwängler war eingeladen, blieb aber im Publikum sitzen. Erst nach einer halben Stunde setzte sie sich mit in die Runde. „Ich habe mir zuerst gesagt, ich gehe nicht auf ein Panel, auf dem nur Frauen sitzen“, erklärte sie. „Denn eigentlich muss das Thema hälftig mit Männern besetzt sein.»