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NZZ wächst digital in Deutschland: Schon mehr als 50.000 Abos

NZZ wächst digital in Deutschland: Schon mehr als 50.000 Abos Felix Graf, CEO der NZZ (Foto: NZZ)

Lange spielte der deutsche Markt für die „Neue Zürcher Zeitung“ trotz internationaler Reputation nur eine Nebenrolle. Doch Chefredakteur Eric Gujer und CEO Felix Graf (Foto) setzen seit einigen Jahren konsequent auf digitales Wachstum. Wie das funktioniert.

Zürich/Berlin – Für die „Neue Zürcher Zeitung“, die in der Schweiz gerne als alte Dame bezeichnet wird, ist die Digitalisierung Fluch und Segen zugleich. Fluch, weil die Werbe- und Vertriebserlöse von Print seit Jahren gewaltig unter Druck stehen. Segen, weil der Titel erstmals die Chance hat, aus dem Deutschschweizer Minimarkt herauszuwachsen. Denn trotz ihrer internationalen Ausstrahlung war das Deutschland-Geschäft in den guten, alten Printzeiten weitgehend unbedeutend.

 

Chefredakteur Eric Gujer und CEO Felix Graf arbeiten seit einigen Jahren daran, das zu ändern. Mit Erfolg: Die NZZ hat aktuell mehr als 50.000 Digitalabonnentinnen und -abonnenten in Deutschland, wie die NZZ-Gruppe auf „kress pro“-Anfrage (Titelgeschichte „7 Schritte zu einer besseren Paywall“) mitteilt.

 

Im vergangenen Jahr konnten die Schweizer demnach bei den Absatzzahlen und den Erlösen im digitalen Abogeschäft in Deutschland im „zweistelligen Prozentbereich“ zulegen. Bis 2030 möchte man den Meilenstein von 100.000 Digitalabos in Deutschland erreichen, halten die Schweizer ausdrücklich fest. Immerhin 28 Mitarbeiter beschäftigt die NZZ dafür in Deutschland inzwischen (plus vier für den Wirtschaftstitel „The Market“).


Wachstum im Digitalen

Was auffällt: In den vergangenen Jahren ist die NZZ in Deutschland bei den absoluten Zahlen deutlich langsamer gewachsen als die deutschen Qualitätsblätter „Süddeutsche“, „Frankfurter Allgemeine“ und „Welt“. Dafür, so hört man, sollen die Schweizer allerdings pro Abo tatsächlich vergleichsweise hohe Preise durchsetzen. So kostet ein NZZ-Digital-Abo in Deutschland derzeit 189 Euro pro Jahr (was 15,75 Euro monatlich entspricht). Ärgerlich für die NZZ: Der historisch starke Franken-Kurs schmälert die Erlöse beträchtlich.

 

Auch auf dem Schweizer Markt zielt die Strategie darauf ab, die Lesermarkterlöse zu erhöhen. So konnte der Umsatz pro Abo im vergangenen Jahr in der Schweiz um 9 Prozent gesteigert werden. Ein wichtiger Grund: Seit Sommer gibt es das NZZ-Pro-Abo (das in Deutschland pro Jahr mit 299 Euro zu Buche schlägt). Gegen einen Preisaufschlag erhalten Abonnentinnen und Abonnenten als Add-on Zusatzleistungen: eine werbefreie Nutzung etwa und Zugang zu Premiuminhalten. „Wir sehen, dass viele Digitalabonnenten vom regulären Abo auf das Pro-Abo wechseln“, hält eine Sprecherin fest. Derzeit zählt der Titel bereits 15.000 Pro-Kunden.

 

Insgesamt legte die NZZ im vergangenen Jahr solide Zahlen vor. Der Geschäftsbericht weist bei einem Umsatz von 248,3 Millionen Franken ein bereinigtes Ebitda-Ergebnis (vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 19,6 Millionen Franken aus, was einer Marge von 7,9 Prozent entspricht.

Wegen der sinkenden Printerlöse wuchsen die Vertriebserlöse nur leicht (auf 93,6 Millionen Franken), während die Printwerbeerlöse zweistellig nachgaben (auf 33,3 Millionen Franken) und die Online-Werbeerlöse stagnierten (49 Millionen Franken).

 

Diese Entwicklung dürfte sich fortsetzen. Und so erschien es dem Verwaltungsrat um Isabelle Welton, eine ehemalige Managerin von IBM und der Zürich-Versicherung, offenbar zu riskant, nur noch auf das publizistische Geschäft zu setzen. Im vergangenen Mai erwarb die NZZ daher eine strategische Beteiligung von 25 Prozent am führenden Schweizer Außenwerber APG|SGA. Dafür ging die alte Dame ins Risiko und legte 165 Millionen Franken auf den Tisch.


Must Knows im neuen „kress pro“

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